Gehaltszufriedenheit – Ein bisserl mehr darfs immer sein

Wir haben sechs Menschen in unterschiedlichen Arbeitsverhältnissen zu ihrer Gehaltszufriedenheit befragt:


10.07.2017

Parallel zu unserer Studie zur Gehaltszufriedenheit, die ein Gesamtbild der Stimmungslage zeichnet, haben wir einzelne österreichische ArbeitnehmerInnen und Selbstständige befragt. Sechs Männern und Frauen antworten auf die Frage nach Arbeitszeiten, allgemeinem Grundeinkommen und Gehaltszufriedenheit.

Unser Gehaltsreport 2019 zeigt: Rund die Hälfte der Befragten hat sich ein Zielgehalt für die nächsten drei Jahre gesetzt – das ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern gleich. Das persönliche Zielgehalt haben bisher nur 5 Prozent der Befragten erreicht. Wenn es darum geht, sich für einen neuen Job zu bewerben, erwarten 72 Prozent der Befragten, mehr Geld zu bekommen.  Zahlen, die für sich sprechen: Das Thema Gehalt bzw. der Wunsch, mehr zu verdienen, ist weit verbreitet.

Basierend auf dieser allgemeinen Stimmungslage haben wir sechs Männer und Frauen interviewt. Sie antworten auf die Fragen nach Arbeitszeiten, allgemeinem Grundeinkommen und Gehaltszufriedenheit.

 

Marianne S. (32) Visagistin * 

Ich arbeite im Schnitt mindestens 60 Stunden pro Woche. Einen Anspruch auf Gehaltserhöhung habe ich als Selbstständige nicht. In der derzeitigen Abgeltung beruflicher Tätigkeiten, sind die Abgaben für Selbstständige eindeutig zu hoch. Ich finde die Idee eines allgemeinen Grundeinkommens interessant. Das müsste aber genauestens kalkuliert werden. Ich bin da noch dabei mir eine Meinung zu bilden. Gehaltszufriedenheit bedeutet für mich “Leben statt Über-Leben”. Ein Gehalt sollte zum Arbeiten motivieren. Momentan ist meine Zufriedenheit in puncto Gehalt unzureichend, aber auch da ich mich als Jungunternehmerin noch in der Aufbauphase befinde. Da stellt sich die Frage, bekommst du das Gehalt, das du wert bist?

Symbolfoto Quelle: sunara, istockphoto

 

Paul W. (29) Studienassistent * 

Ich arbeite 20 Stunden die Woche. Nach Gehaltserhöhung frage ich nie – das würde auch nichts bringen. Als Robin Hood der Gehälter, würde ich den Brokern das Geld wegnehmen und es den sozialen Berufen geben. Die Arbeit mit und für den Menschen wird einfach nicht angemessen finanziell gewürdigt. Zum Thema allgemeines Grundeinkommen fordere ich Sachleistungen vor Geld, und nur für diejenigen, die es wirklich benötigen. Zufriedenheit fängt bei einem selbst an, das Gehalt muss jedoch einen angemessenen Lebensstandard ermöglichen. Es heißt ja “ein bisserl mehr darfs immer sein”, aber ich bin zufrieden! Ohne staatliche Unterstützung könnte ich jedoch nicht so entspannt nebenbei studieren. Was tun, wenn dein Kollege ein höheres Gehalt bekommt als du? Mache den Gehaltsvergleich.

Symbolfoto Quelle: martin-dm, istockphoto

 

Ernestine B. (57) Sprachheilpädagogin *

Ich arbeite Vollzeit und bereite mich auf die Pension vor. Ich habe was ich brauche. Nach einer Gehaltserhöhung frage ich nicht mehr. Ich finde es falsch mit dem Alter mehr zu verdienen. Ich hätte in jungen Jahren mehr Gehalt brauchen können, gerade wenn man eine Familie gründet und sich etwas aufbauen möchte. Da hat sich zumindest bei den Lehrerinnen die Situation schon etwas verbessert. Ich bin klar für ein allgemeines Grundeinkommen. Gehaltszufriedenheit bedeutet für mich, mit dem was ich verdiene leben zu können. So dass ich nicht bei jedem Einkauf überlegen muss, ob sich das am Ende des Monats, vor allem was Lebensmittel angeht, noch ausgeht. Besonders in den letzten Jahren verdiene ich gut und fühle mich für meine Tätigkeit adäquat entlohnt.

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Benno T. (38) Lektor * 

Meine Woche hat 40 Stunden. Ich arbeite in einem Medienbeobachtungsunternehmen, je nach Jahreszeit und Erscheinungen kommen Überstunden dazu. Nach einer Gehaltserhöhung frage ich selten. Der Mindestlohn für Vollzeittätigkeiten in Österreich sollte 1.500 EUR betragen. Vor allem Jobs im sozialen Bereich sollten besser bezahlt werden. Durch die Industrie 4.0 werden in den nächsten Jahren viele Jobs wegfallen. Darum ist die Einführung einer sozialen Absicherung bzw. eines Grundeinkommens unvermeidlich. Gehaltszufriedenheit bedeutet für mich ein finanziell sorgenfreies Leben führen zu können. In Bezug auf meine eigene Situation bin ich dahingehend zufrieden.

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Nicole K. (40) Verkaufsleiterin in der Medienbranche * 

Ich bin offiziell im Ausmaß von 40, meist aber 50 Wochenstunden berufstätig. Nach einer Gehaltserhöhung frage ich selten. Seit ich herausgefunden habe, was weniger qualifizierte Männer, hauptsächlich Männer im Unternehmen verdienen, finde ich mein Fixum sollte deutlich erhöht werden. Einem allgemeinen Grundeinkommen stehe ich zwiegespalten gegenüber, weil ich dafür bin, dass man für Leistung bezahlt wird. Das Sozialsystem stößt teilweise schon an seine Grenzen, außerdem kämpfen wir mit Menschen, die das Sozialsystem ausnutzen. Eine Anpassung niedriger Löhne im Handel oder bei Dienstleistungen wäre gerechter und ermöglicht auch den vielen Frauen im Teilzeitbeschäftigungsverhältnis in diesen Bereichen eine echte Erleichterung im täglichen Existenzkampf. Gehaltszufriedenheit bedeutet für mich gerecht, geschlechtsunabhängig und leistungsbezogen entlohnt zu werden. Mein Gehalt ist ganz gut, trotzdem ist die ungleiche und somit ungerechte Entlohnung anderer im Unternehmen für mich ein prinzipielles Problem. Die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen besteht leider nach wie vor. In Zeiten wie diesen ist das ein Armutszeugnis für unser Land. Wie du dir als Frau den Killerinstinkt bei der Gehaltsverhandlung aneignest, haben wir für dich in den folgenden Tipps zusammengefasst.

Symbolfoto Quelle: Petar Chernaev, istockphoto

 

Werner S. (43) Regionalleiter in der Pharmabranche *

Ich arbeite Vollzeit und frage regelmäßig nach einer Gehaltserhöhung. In der Branche sind sogenannte “Blender” schwer auszumachen. Erfolgsmodelle, Prämien und Unternehmensbeteilugungen sollten hierzulande wie in den USA üblich werden. In der Privatwirtschaft ist das teilweise bereits umgesetzt. Mitarbeiter sollen damit stärker an das Unternehmen gebunden werden und selbst mehr am Erfolg des Unternehmens partizipieren können. Ähnliches sollte für die betriebliche Zusatzpension gelten. Ich spreche mich für ein allgemeines Grundeinkommen aus, sofern man wirklich davon leben kann, um kreativ zu sein, z.B. selbst ein Unternehmen zu gründen. Gehaltszufriedenheit muss eine gewisse Zufriedenheit, Sicherheit und Kreativität in der Arbeit ermöglichen. Beruf und Gehalt müssen das finanzielle Auslangen garantieren. 6 gute Gründe für eine Gehaltserhöhung.

Symbolfoto Quelle: xavierarnau, istockphoto

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* Namen von der Redaktion geändert

Bildnachweis: Aramyan/Quelle: www.istockphoto.com

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