Der Büroflirt

Wie der Büroflirt zum Erfolg wird – und was du tust, wenn die Beziehung zerbricht


08.02.2018

Man sieht sich in der Kaffee-Ecke, tauscht sich in Meetings aus und nickt sich in der Kantine zu – fünf Tage die Woche, gute 30 Wochen im Jahr, Urlaub und Feiertage nicht mitgerechnet. Und plötzlich macht es Boom – und aus dem Kollegen, den man eben nur „ganz nett“ fand, wird auf einmal der Traumprinz.

Arbeitsplatz als Partnerbörse für alle über 30

Nach Freizeit und Freundeskreis ist das Büro die Partnerbörse Nummer Eins, zeigt eine aktuelle Umfrage von Stepstone. Knapp ein Viertel aller Befragten haben schon einmal eine Liaison mit einem Kollegen oder einer Kollegin begonnen – der Job ist also die ideale Kontaktbörse. Gut ein Viertel aller Befragten geht davon aus, dass der Arbeitsplatz der perfekte Ort ist, um potentielle Partner kennenzulernen – vor allem, wenn man den 30er schon hinter sich gelassen hat.

Damit das Ganze nicht ausartet, gilt es jedoch, einige Regeln zu beachten – sonst endet die zarte Romanze ganz schnell in einem handfesten Beziehungskrach, der schlimmstenfalls die ganze Abteilung belastet und zur Kündigung von einer oder beiden Beteiligten führt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zu Liebe, Job und Büroflirts.

 

Wie komme ich mit meinem feschen Kollegen ins Gespräch?

Unsere Kollegen sehen wir mitunter öfter (und länger) als Freunde, Verwandte oder Familie. Kein Wunder, dass es da zu knistern beginnt – schließlich arbeiten oft ähnliche Personen mit gleichen (beruflichen) Interessen in denselben Abteilungen. Hat man sich in den hübschen Kollegen oder die fesche Kollegin verschaut, gilt es zunächst, das gegenseitige Interesse abzuklären.

Das sind die Top 3 Orte, um deinem Büroflirt nahezukommen:

  1. Die Mittagspause: Am besten gemeinsam mit Kollegen. So können erste (unverbindliche) Kontakte geknüpft und private Gespräche geführt werden, die über Dienstliches hinausgehen. Gemeinsame Interessen treten zutage – und im Idealfall eint die Abneigung gegen das Kantinengericht des Tages. Auch beim gemeinsamen Geschäftsessen kann man sich näherkommen.
  2. Abendtermine: In jeder Firma gibt es Weihnachtsfeiern, Sommerfeste oder abgeschlossene Projekte, die nach Feierabend bei einem gemeinsamen Bier gefeiert werden. Inoffiziell und in halbwegs zwangloser Atmosphäre begegnet man sich „zufällig“ an der Bar – und kommt miteinander ins Gespräch.
  3. Dienstreisen: Der Klassiker steht zwar stark unter Seitensprung-Verdacht, bietet aber durch gemeinsame Anreise und Übernachtung tatsächlich mehr als gute Gelegenheiten, sich nahezukommen – und als Paar zurückzukehren.

 

Hilfe – verliebt in den Chef!

Das Klischee, wonach sich die ehrgeizige Sekretärin in ihren erfolgreichen und charismatischen Chef verliebt, ist zum Glück längst überholt. Vielmehr springt der Funke am häufigsten zwischen Kollegen über, nur jeder Fünfte verliebt sich in Mitarbeiter, Assistenten, Praktikanten oder Vorgesetzte , zeigt die Stepstone Umfrage.

So lange es sich bei einer Beziehung über mehrere Hierarchien hinweg nur um eine Affäre handelt, fahren Paare man mit Stillschweigen am besten. Wird daraus etwas Festes , sollte in jedem Fall der Höhergestellte die Beziehung bei seinem Vorgesetzten bekannt machen. Denn: Als Führungskraft ist man in vertrauliche Prozesse eingeweiht und hat Zugang zu Interna. Arbeitnehmer haben eine „Treuepflicht“ dem Dienstgeber gegenüber und müssen diesen über Vorgänge informieren, die für ihn von Interesse sind – etwa, wenn einer seiner Geschäftsführer mit einer Mitarbeiterin aus demselben Team liiert ist. Wer seine Pflichten verletzt, hat mit Konsequenzen zu rechnen. Besondere Vorsicht ist auch bei Trennungen geboten: Schließlich hat einer der Partner die Macht, dem anderen zum Teil massiv beruflich zu schaden.

Es gibt aber auch Grund zur Hoffnung: Ist doch das prominenteste Beispiel für eine glückliche Beziehung, die im Job begann, das ehemalige US-Präsidentenpaar. Anwältin Michelle  lernte ihren künftigen Ehemann Barack in der angesehenen Kanzlei Sidley & Austin in Chicago kennen – er war ihr Praktikant.

 

Die Beziehung gestehen – oder verschweigen?

Die Stepstone Umfrage zeigt: Haben Amors Pfeile einmal getroffen, wagen sich nicht viele Paare aus der Deckung: Gut die Hälfte hat lange geschwiegen, bevor die Kollegen in die junge Liebe eingeweiht wurden. Nur knapp ein Drittel steht offen zu seiner Beziehung. Fazit: Bevor man sicher sind, dass die Beziehung Bestand hat, sollte man die Affäre am besten diskret behandeln. Fragt jemand noch vor dem eigenen Pärchen-Outing, ist diplomatische Ehrlichkeit angesagt. Auf die Frage „Sag mal, läuft da was zwischen dir und dem S.?“ könnte man etwa antworten: „Ich finde, er ist ein angenehmer Kollege.“

Wenn aus einem Flirt eine längere Beziehung wird, raten Experten zur Offenheit gegenüber Vorgesetzten und Kollegen. Wer sich jeden Tag im Büro sieht, entwickelt nämlich feine Antennen dafür, was zwischenmenschlich vorgeht – und Paare strahlen ihre Beziehung aus, etwa wenn sie ihren „Kollegen“ mit glänzenden Augen anstrahlen oder Krümel von seinem Anzug entfernen. Solche kleinen Gesten bleiben nicht unbemerkt und geben schlimmstenfalls dem Flurfunk neue Nahrung. Da ist es besser, die Karten offen auf den Tisch zu legen – und zu seinem Partner und der Beziehung zu stehen.

Nach einem Outing sollten sich Paare darauf verständigen, im Büro nur Kollegen zu sein. Das heißt: Kein Küssen im Fahrstuhl, kein Händchen halten, kein Flirten am Mittagstisch und kein Austragen der Beziehungsstreitigkeiten im Büro. Es gilt: Arbeit ist Arbeit, Privates ist Privates. Das gilt übrigens auch für die elektronische Kommunikation: Experten raten, liebevolle oder gar erotische Nachrichten niemals über den geschäftlichen Email-Account zu versenden. Nicht nur kann der Systemadministrator munter mitlesen, was sich die Turteltäubchen schreiben – auch wird meist gut dokumentiert, was über den Firmenserver geht.

 

Macht eine Beziehung im Job alles leichter – oder schwieriger?

Das kommt darauf an. Zwar hängen Beziehungen am Arbeitsplatz nach wie vor ein schlechter Ruf nach, weil sie angeblich von der Arbeit ablenken und oft im Verdacht der „Freunderlwirtschaft“ stehen. Und doch: Vor allem langjährige Partner sind gut aufeinander eingespielt, was auch die Zusammenarbeit einfacher macht. Umgekehrt weiß man von seinen Kollegen meist recht gut, wie sie mit Kritik umgehen und wie sie sich unter Zeitdruck verhalten – das verhindert böse Überraschungen, wenn die erste Verliebtheit in der Beziehung abflaut.

Ein weiterer Vorteil, wenn man sich den Dienstgeber teilt: Man weiß, wie Firma und Kollegen ticken, und der Partner hat mehr Verständnis, wenn mal Überstunden anfallen oder der Partner wegen dicker Luft im Büro schlecht gelaunt ist. Unternehmen wiederum profitieren von den informellen Netzwerken, die Beziehungen schaffen: Information fließt leichter und schneller von A nach B, und wenn sich beide Partner die Erziehungsarbeit teilen, kann auch mal der Papa die Kinder vom Kindergarten abholen, wenn Mama noch dringend ein Projekt abschließen muss.

 

Sind Beziehungen am Arbeitsplatz überhaupt erlaubt?

Das Gesetzbuch sagt: Ja. Und zwar nicht nur hierzulande: Im Jahr 2005 wollte der US-Konzern Wal-Mart seinen Mitarbeitern in Deutschland zwischenmenschliche Begegnungen außerhalb des Arbeitsplatzes untersagen. Die deutschen Gerichte haben diese „Ethik-Richtlinie“ umgehend gekippt: „Dies greift tief in die Persönlichkeitsrechte ein und verstößt gegen die Paragrafen 1 und 2 des Grundgesetzes“, erklärte damals der zuständige Richter.

Kurt Rötzer, Abteilungsleiter für Arbeitsrecht in der Arbeiterkammer, bestätigt: „Rechtlich gibt es in Österreich keine Regelung, die es verbieten würde, sich auch im Arbeitsumfeld näherzukommen.“ Auch der ORF, bekannt für eine ganze Reihe prominenter Paare, sieht die Sache pragmatisch. Betriebsrat Gerhard Moser: „So lange es keine Abhängigkeitsverhältnisse gibt, ist das bei uns kein Thema.“ Allerdings sind sich Betriebsräte auch einig, dass hierarchisch ungleiche Paare Sprengstoff bergen: Sie sollte daher aufgelöst werden, bevor es zu Problemen kommt. Und zwar so, dass der eine Partner dem anderen keine Weisungen mehr erteilen kann.

 

Was tun, wenn’s kracht?

Wer sich Bett und Schreibtisch teilt, hat kaum noch Möglichkeiten, sich aus dem Weg zu gehen, wenns mal schiefgeht. Wenn negative Emotionen im Spiel sind, ist es oft nicht mehr möglich, einen klaren Kopf zu bewahren. Da hilft nur noch Abstand: Unterschiedliche Dienstpläne, die Versetzung in eine andere Abteilung, ein längerer Urlaub oder ein Sabbatical. Und wenn es gar nicht mehr geht, kann so eine Trennung auch eine Chance sein – zum Beispiel für einen neuen Job. Interessierst du dich für einen Job, der von zuhause aus erledigt werden kann, dann zeigen wir dir in einem weiteren Artikel, wie das Arbeiten im Home Office klappt.

Bildnachweis: shironosov/Quelle: www.istockphoto.com

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