Jedes Jahr werden bei den Versicherungsträgern zahlreiche neue Verdachtsfälle für Berufskrankheiten gemeldet. Die Bandbreite reicht hier von Gelenkschäden über Hörprobleme bis hin zu Krebserkrankungen. Wir zeigen dir, wann eine Erkrankung zur Berufskrankheit wird und welche Berufe besonders gefährdet sind.
Inhaltsverzeichnis
Was gilt als Berufskrankheit?
Die häufigsten Berufskrankheiten in Österreich im Überblick
Prävention hilft: So kannst du Berufskrankheiten vorbeugen
Berufe mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an einer Berufskrankheit zu leiden
Die Anerkennung einer Berufskrankheit ist streng geregelt. Besser ist Prävention.
FAQ zu Berufskrankheiten
Was gilt als Berufskrankheit?
Viele Berufe haben das Potenzial, dich krank zu machen. Schlechte Arbeitsbedingungen, ein hohes Stresslevel, die Arbeit mit gesundheitsgefährdenden Stoffen, in vielen Bereichen ist die Gesundheit der Arbeitenden berufsbedingt gefährdet. Doch damit eine Krankheit letztlich zur Berufskrankheit wird, müssen bestimmte rechtliche Voraussetzungen vorliegen. Grundlage dafür liefert das Allgemeine Sozialversicherungsgesetz (ASVG).
Demnach ist eine Berufskrankheit zunächst dann eine solche, wenn sie in der Berufskrankheiten-Liste (BK-Liste) angeführt ist und die in direktem Zusammenhang mit der beruflichen Tätigkeit entstanden ist. Für die regelmäßige Aktualisierung dieser Liste ist das Gesundheitsministerium zuständig.
Trotz vorhandener Listen und spezifischer Definitionen ist es für Versicherungsträger eine herausfordernde Aufgabe, im Einzelfall genau zu bestimmen, ob nicht auch die genetische Veranlagung, die Lebensumstände oder andere Risikofaktoren aus dem Privatleben zur Erkrankung geführt haben.
Ein Beispiel: Arbeitest du in einer Lackiererei und bekommst Lungenkrebs, kann dieser durch das permanente Einatmen von Lackdämpfen entstanden sein. Rauchst du jedoch und lebst eher ungesund und gab es in deiner Familie bereits Fälle von Lungenkrebs, ist der Zusammenhang zwischen Krebserkrankung und deiner Arbeit nicht mehr eindeutig.
Wird deinem Antrag auf Anerkennung deiner Erkrankung als Berufskrankheit zugestimmt, hast du ein Anrecht auf Entschädigungsleistungen, wie zum Beispiel Umschulungsmaßnahmen.
Die häufigsten Berufskrankheiten in Österreich im Überblick
Die Bandbreite der anerkannten Berufskrankheiten ist groß. Entsprechend vielfältige sind die Krankheitsbilder, die als Berufskrankheiten anerkannt werden.
Laut AUVA (Allgemeine Unfallversicherungsanstalt) waren das 2023 die häufigsten Berufskrankheiten in Österreich:
- Infektionskrankheiten: 1.810 Fälle
- Lärmschwerhörigkeit: 645 Fälle
- Auswirkungen durch Asbest: 77 Fälle
- Hauterkrankungen: 71 Fälle
- Atemwegserkrankungen: 66 Fälle
Berufskrankheiten-Liste
Wenn du eine Krankheit als Berufskrankheit anerkennen lassen möchtest, muss sie in der sogenannten Berufskrankheiten-Liste aufgeführt werden. Diese Liste umfasst seit 2024 53 Krankheiten. Welche Krankheiten auf die Liste kommen, entscheidet das Gesundheitsministerium.
Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder ein Burnout werden übrigens nicht anerkannt. Und das, obwohl sie zu den häufigsten Gründen für längere Krankmeldungen und hohe Krankenstände sorgen.
Prävention hilft: So kannst du Berufskrankheiten vorbeugen
Eine Berufskrankheit ist meist eine chronisch verlaufende Erkrankung, die sich schon lange vorher ankündigt. Durch Prävention und geeignete Schutzmaßnahmen lassen sich viele Krankheitsfälle vermeiden. Ein konsequenter Arbeitsschutz sowie ein gesunder Lebensstil können dich resilienter gegenüber Berufskrankheiten machen. Was noch hilft:
- Halte beim Arbeiten immer alle Arbeitsschutzmaßnahmen ein.
- Nutze Lärm- und Gehörschutz bei geräuschintensiven Aufgaben.
- Wende konsequent bewährte Hygienemaßnahmen an.
- Halte dich körperlich fit.
- Gestalte deinen Arbeitsplatz ergonomisch.
- Geh regelmäßig zu den arbeitsmedizinischen Untersuchungen.
Nimm auch die Angebote deines Arbeitgebers für die betriebliche Gesundheitsfürsorge wahr und fordere deine Rechte an der geeigneten Stelle ein. Das kann z.B. das Recht auf einen ergonomischen Bürostuhl oder auf geeignete Arbeitsschuhe sein.

Geeignete Schutzmaßnahmen können dir dabei helfen, Berufskrankheiten vorzubeugen. © Jelena Jojic Tomic /Stocksy
Berufe mit erhöhter Wahrscheinlichkeit an einer Berufskrankheit zu leiden
Es gibt viele Berufe, in welchen die Gesundheitsgefahr höher ist als bei anderen. Hier eine Liste ohne Gewähr, die auf Krankmeldungs-Daten einer deutschen TKK-Studie beruht.
Jobs in der Metallbearbeitung und -erzeugung
In diesen Metallberufen besteht die höchste Krankenrate mit durchschnittlich 23,1 Fehltagen jährlich.
Lager- und Verkehrsberufe
Aufgrund der hohen Unfallgefahr ist in diesen Berufen der Krankenstand hoch: Angestellte in dieser Branche sind im Durchschnitt an 22,3 Tagen im Jahr krankgeschrieben.
Holz- und Baugewerbe sowie Verarbeitung von Kunststoffen und Chemie
Die Krankenrate in diesen Berufen liegt bei 21,4 Fehltagen pro Jahr. In der Holz- und Baubranche sind körperliche Erschöpfung und Unfälle die häufigsten Ursachen der Erkrankungen. Bei der Verarbeitung von chemischen Stoffen sowie Kunststoffen ist der Umgang mit diesen Materialien der Grund für die hohe Krankenrate und nicht selten für Berufskrankheiten.
Berufe, in denen Lebensmittel hergestellt, verarbeitet oder zubereitet werden
Köch*innen, Bäcker*innen und andere Menschen, die mit der Verarbeitung, Zubereitung oder Herstellung von Speisen oder Lebensmitteln zu tun haben, leiden oftmals unter körperlicher und psychischer Belastung. Zum einen sind diese Berufe von extremen Arbeitszeiten geprägt, zum anderen führen die hohen Temperaturen in Küche oder Backraum sowie das ständige Stehen zu Gelenkserkrankungen. Die Durchschnittsfehlzeit pro Jahr liegt bei 20,5 Tage.
Berufe in der Bekleidungsindustrie
In diesen Berufen führt der Umgang mit Färbemitteln oder anderen Chemikalien zu verschiedenen Krankheiten, häufig auch zu Krebs, der dann als Berufskrankheit anerkannt werden kann. Im Durchschnitt sind Beschäftigte in diesen Branchen jährlich 19,6 Tage krank.
Berufe der Herstellung und Bearbeitung von Glas, Keramik oder Stein sowie Reinigungskräfte, Friseure und Betreiber von Gaststätten
In all diesen Berufsfeldern liegen die durchschnittlichen Fehltage bei 19,5 pro Jahr. Durch den Kontakt mit vielen chemischen Stoffen steigt die Gefahr von chronischen Hauterkrankungen, die auch als Berufskrankheit anerkannt werden können.
Metallbautechnik und Installationstechnik
Metallarbeiter in diesen Berufen weisen 19 Fehltage jährlich vor, das mit dem täglichen Umgang mit dem Rohstoff zusammenhängt. Hier sind es meist Erkrankungen des Bewegungsapparats oder der Verschleiß der Kniegelenke, der zu einer Berufskrankheit führen kann.
Beschäftigte in Druckereien und in der Papierherstellung
Das Gewerbe der Papierverarbeitung und –herstellung sowie Drucker*innen steht mit 18,1 jährlichen Fehltagen auf dem achten Platz. Der Umgang mit der Druckerfarbe kann langfristig zu Atemwegserkrankungen führen, die als Berufskrankheit gelten.
Die Anerkennung einer Berufskrankheit ist streng geregelt. Besser ist Prävention.
Ob deine Erkrankung als Berufskrankheit anerkannt wird, ist streng geregelt. Damit es überhaupt nicht dazu kommt, solltest du in jedem Beruf auf deine Gesundheit achten, um nicht krank zu werden. Sorge am besten für einen Ausgleich in der Freizeit und achte beim Arbeiten penibel auf den erforderlichen Schutz. Arbeiten schützt übrigens auch vor langwierigen Erkrankungen. Laut Erhebung der TKK waren arbeitslose Menschen mit durchschnittlich 28,6 Tagen noch häufiger krank als Menschen in Lohn und Brot.
FAQ zu Berufskrankheiten
Wer meldet eine Berufskrankheit?
Gibt es einen Verdacht auf eine Berufskrankheit, muss sie dein Arzt oder Arbeitgeber binnen fünf Tagen dem zuständigen Unfallversicherungsträger melden.
Wie lange muss ich bis zur Anerkennung meiner Krankheit als Berufskrankheit warten?
Die Prüfung, ob eine Erkrankung als Berufskrankheit anerkannt wird, kann sehr lange dauern. Schließlich müssen eindeutige Belege gefunden werden, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen deiner Tätigkeit und der Erkrankung herstellen.
Was steht mir zu, wenn ich eine Berufskrankheit habe?
Wenn bei dir eine Berufskrankheit diagnostiziert und anerkannt wird, hast du Anspruch auf Entschädigungsleistungen wie zum Beispiel Umschulungsmaßnahmen.
Bildnachweis: Sean Locke / Stocksy
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Autor: Philipp Roos
Stepstone Gehaltsplaner
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