Achtsamkeit in der Gehaltsverhandlung

Das Geheimnis für entspannte Gehaltsverhandlungen lautet Achtsamkeit, weiß unser Gehaltsexperte.


27.06.2019

Je besser es Ihnen gelingt, Ihre bewusst gefühlten Emotionen und damit auch sich selbst während der Gehaltsverhandlung gut im Griff zu haben, desto erfolgreicher werden Sie sie abschließen. Das Erfolgsgeheimnis? Achtsamkeit.

Das Gehalt ist eines der letzten großen Tabus unserer Gesellschaft. Vielen Menschen ist es daher verständlicherweise unangenehm, das Thema Gehalt zu diskutieren. An der Oberfläche geht es um Zahlen, doch darunter liegen persönliche Themen, die mit dem Gehalt unmittelbar zusammenhängen: Selbstwert und Wertschätzung, Gerechtigkeit oder Geltungsbedürfnis. Unterschwellig schwingen Fragen mit wie: Was ist Ihr Preis? Was ist Ihr Wert?

Je mehr Emotionen, desto schlechter das Ergebnis

Auch Führungskräfte benehmen sich in einer Gehaltsverhandlung mitunter eigenartig: Manche fangen an herumzudrucksen und benehmen sich wie Teenager, die nach einem ersten Date fragen. Diese Stimmung überträgt sich meist auf die jungen Gesprächspartner, die viel weniger Arbeits- und Lebenserfahrung haben. Damit wird das Gespräch über Gehälter für beide Seiten äußerst unangenehm.

Allgemein gilt: Je mehr Emotion Sie in die Gehaltsverhandlung hineinlegen, desto schlechter ist in der Regel das Ergebnis. Ein wenig Anspannung ist zwar hilfreich, so wie es einem guten Redner hilft, ein wenig Lampenfieber zu haben. Sie verleiht Ihnen die Energie, die Sie benötigen, um wirklich gute Leistung zu bringen. Doch sobald Sie von der Emotion förmlich überwältigt werden, können Sie schon kein gutes Ergebnis für Sie mehr erzielen.
 
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Wichtig: Abstand zu den eigenen Gefühlen gewinnen

Je besser es Ihnen gelingt, Ihre bewusst gefühlten Emotionen und damit auch sich selbst während der Gehaltsverhandlung gut im Griff zu haben, desto erfolgreicher werden Sie sie abschließen. Sie müssen in der Lage sein, Ihren Verstand zumindest für die Dauer der Verhandlung von Ihren aufwallenden Emotionen zu trennen. Abstand gewinnen Sie dann, wenn Sie zum Beobachter Ihrer eigenen Gefühle werden, ohne sie zu bewerten. Sie werfen sozusagen von außen einen Blick auf sich selbst und beschreiben die Person, die Sie sehen.

Ein Mittel der Wahl ist dabei das Training der eigenen Achtsamkeit: Wer nicht achtsam ist, reagiert auf jeden Reiz sofort und ohne Überlegung. Die Kunst der Achtsamkeit besteht darin, nach einem äußerlichen Reiz eine Pause einlegen zu können, um eine Reaktion bewusst zu wählen und nicht dem eigenen Muster folgen zu müssen. Auf diese Weise bleiben Sie immer Herr über Ihre Handlungen.

Es geht nur ums Geld – nicht um Ihr Leben

Machen Sie sich bewusst, dass es in einer Verhandlung immer eine Sachebene und eine Beziehungsebene gibt: So bleiben Sie möglichst gelassen und entspannt. Es geht nur um Geld, nicht um Ihr Leben. Stellen Sie alle Gedanken zurück, die Sie sonst mit Geld verbinden, und führen Sie die Verhandlung, als würde es gar nicht um Ihr Gehalt gehen. Stellen Sie Distanz zwischen sich und Ihr Gehalt her, um das beste Ergebnis für Sie zu erzielen. Dann heben Sie den Kopf, richten Sie sich auf und sagen laut und deutlich, was Sie wollen.

Conrad Pramböck

 

Zum Autor: Conrad Pramböck ist Österreichs führender Gehaltsexperte und CEO von Upstyle Consulting. Er berät Unternehmen und Privatpersonen seit über 20 Jahren zum Thema Gehalt und ist Lektor an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen zu Gehalts- und Personalthemen.

Buchtipp:
Conrad Pramböck (2019): Die Kunst der Gehaltsverhandlung. Verlag EH Books, ISBN 978-3950478600

 

Bildnachweis:Marija Jovovic/Quelle: istockphoto.com

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