In unserer zunehmend dynamischen Arbeitswelt verlieren traditionelle Konzepte von Arbeitszeit an Bedeutung, während neue Arbeitszeitmodelle an Verbreitung gewinnen. Besonders flexibel und deshalb in vielen Branchen und Berufen beliebt ist die sogenannte “Gleitzeit”. Doch was genau ist Gleitzeit, welche Varianten gibt es und für wen eignet sich dieses Modell? Im Folgenden erhältst du die Antworten auf all diese Fragen, und mehr.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
Was ist Gleitzeit?
Branchen & Betriebe
Vor- & Nachteile
Fazit
FAQs
Das Wichtigste in Kürze
- Gleitzeit erlaubt eine individuellere Einteilung der Arbeitszeit.
- Je nach Betrieb sind verschiedene Gleitzeitmodelle möglich.
- Die Kernarbeitszeit spielt dabei oft eine Rolle, aber nicht immer.
- Gleitzeitmodelle sind in vielen Branchen möglich, für bestimmte Berufsfelder jedoch überhaupt nicht geeignet.
Was ist Gleitzeit? Und welche Varianten der gleitenden Arbeitszeit gibt es in Österreich?
Gleitzeit ist ein flexibles Arbeitszeitmodell, innerhalb dessen Rahmen du den Beginn und das Ende deiner täglichen Arbeitszeit selbst bestimmen kannst. Im Gegensatz zu festen Arbeitszeiten kannst du deinen Arbeitstag je nach Bedarf früher beginnen oder später beenden, solange du die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit einhältst.
Kernarbeitszeit und Gleitzeit: Häufig im Zusammenspiel – aber nicht immer
Wann immer von Gleitzeit die Rede ist, kommt oft auch die Kernarbeitszeit ins Spiel. Diese bezeichnet nämlich einen Zeitraum, in dem alle Mitarbeitenden anwesend sein müssen, zum Beispiel von 10:00 bis 14:00 Uhr. Vor und nach der Kernarbeitszeit dürfen Mitarbeiter*innen ihre Arbeitszeit flexibel gestalten. Das bedeutet, dass du beispielsweise deinen Arbeitstag um 7:00 Uhr beginnen und um 15:00 Uhr beenden kannst oder erst um 9:00 Uhr startest und entsprechend länger bleibst.

Mithilfe der Kernarbeitszeit wird die Zusammenarbeit vor Ort sichergestellt.
Beispiele und wichtige Unterschiede: Verschiedene Varianten der gleitenden Arbeitszeit
In Betrieben mit Gleitzeitregelung gibt es oft eine Kernarbeitszeit, allerdings nicht immer. Denn Gleitzeit ist ein flexibles Konzept, das in verschiedenen Varianten umgesetzt werden kann:
Einfache Gleitzeit: Du bestimmst Beginn und Ende deiner Arbeitszeit innerhalb eines vorgegebenen Rahmens selbst, ohne Kernarbeitszeit.
Gleitzeit mit Kernarbeitszeit: Es gibt eine festgelegte Kernarbeitszeit, in der du anwesend sein musst, während du davor und danach flexibel arbeiten kannst.
Beispiel: Du arbeitest in einem Bürojob mit einer festgelegten Kernarbeitszeit von 10:00 bis 15:00 Uhr. Hier kannst du entscheiden, ob du deinen Arbeitstag um 7:00 Uhr beginnst und um 15:30 Uhr beendest oder ob du lieber von 9:00 bis 17:00 Uhr arbeitest.
Jahresarbeitszeitmodell: Die Arbeitszeit wird nicht täglich, sondern über das Jahr hinweg flexibilisiert. Du arbeitest zum Beispiel in den Sommermonaten weniger und im Winter mehr, um saisonale Schwankungen oder persönliche Präferenzen auszugleichen.
Beispiel: In einem Unternehmen mit saisonaler Ausrichtung arbeitest du in den Sommermonaten 30 Stunden pro Woche und im Winter 50 Stunden. So erreichst du über das Jahr hinweg die vereinbarte Jahresarbeitszeit.
Vertrauensarbeitszeit: Hier gibt es keine festen Arbeitszeiten. Du hast die volle Flexibilität und wirst an deinen Ergebnissen gemessen, nicht an der Anzahl der gearbeiteten Stunden. Dieses Modell gilt als modern und kommt daher vermehrt in Betrieben mit New-Work-Philosophie zum Einsatz, also Start-Ups und Co.
Beispiel: Du arbeitest in einer kreativen Branche, in der nur die Ergebnisse zählen und nicht die Anwesenheit. Du kannst frei entscheiden, wann und wo du arbeitest, solange du deine Projekte termingerecht ablieferst.
Gleitzeit ist also nicht gleich Gleitzeit: Allen voran hängt es vom jeweiligen Betrieb ab, welche Variante vorherrscht.
In welchen Branchen und Betrieben eignet sich Gleitzeit?
Gleitzeit eignet sich besonders für Berufe und Branchen, in denen feste Arbeitszeiten nicht zwingend erforderlich sind. Typische Beispiele sind Bürojobs, Tätigkeiten in der IT-Branche, im Marketing oder in der Forschung. Auch im öffentlichen Dienst und bei großen Unternehmen ist Gleitzeit inzwischen weit verbreitet.
Davon profitieren Arbeitnehmer*innen aus ganz verschiedenen Gründen:
- Berufstätige mit familiären Verpflichtungen: Eltern oder Menschen, die Angehörige pflegen, profitieren besonders von der Flexibilität der Gleitzeit. Sie können ihre Arbeitszeit besser an die Bedürfnisse ihrer Familie anpassen.
- Pendler: Wenn du lange Anfahrtszeiten hast, ermöglicht dir die Gleitzeit, außerhalb der Stoßzeiten zu pendeln und so Stress und Zeit zu sparen.
- Frühaufsteher oder Nachtmenschen: Gleitzeit erlaubt es dir, deinen Arbeitstag nach deinem natürlichen Biorhythmus zu gestalten, indem du früher oder später beginnst, je nachdem, wann du am produktivsten bist.
Allerdings kommt es auch auf die Branche an. So gibt es typische Arbeitsfelder, in denen Gleitzeit aus logischen Gründen ausgeschlossen ist. Das sind etwa der Einzelhandel und das Handwerk, Kindergärten, Flughäfen, Schulen, Krankenhäuser und Arztpraxen – in all diesen Bereichen muss ausreichend Personal exakt nach Plan vor Ort sein, da sonst kein Betrieb möglich ist.
Vorteile und Nachteile der Gleitzeit
Wie jedes Arbeitszeitmodell hat auch die gleitende Arbeitszeit ihre Vor- und Nachteile. Diese solltest du abwägen, bevor du dich für dieses Modell entscheidest.
Zuerst die Vorteile der Gleitzeit:
- Flexibilität: Du kannst deine Arbeitszeit an persönliche Bedürfnisse anpassen, sei es zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie oder zur Vermeidung von Pendelzeiten.
- Motivation und Produktivität: Durch die Möglichkeit, nach deinem eigenen Rhythmus zu arbeiten, kannst du deine Produktivität steigern und deine Arbeitszeit effektiver nutzen.
- Weniger Fehlzeiten: Die Flexibilität kann dazu führen, dass du weniger krankheitsbedingte Ausfälle hast, da du deine Arbeit besser mit persönlichen Bedürfnissen in Einklang bringen kannst.
- Überstunden und Minusstunden: Gleitzeit ermöglicht es dir, Überstunden flexibel abzubauen. An einem Tag arbeitest du länger und baust am nächsten Tag früher ab – oder umgekehrt. So kannst du Plus- und Minusstunden besser ausgleichen.
Dann die Nachteile:
- Erreichbarkeit und Zusammenarbeit: In Teams mit starker Gleitzeitnutzung kann es schwierig sein, Zeiten zu finden, in denen alle Teammitglieder erreichbar sind. Dies kann die Zusammenarbeit erschweren.
- Selbstdisziplin: Die Flexibilität der Gleitzeit erfordert ein hohes Maß an Selbstdisziplin. Es kann verlockend sein, regelmäßig später anzufangen oder früher zu gehen, was zu einem Rückstand bei der Arbeitszeit führen kann.
- Mangelnde Struktur: Für Menschen, die eine klare Struktur und Routine benötigen, kann Gleitzeit verwirrend oder belastend sein. Es besteht die Gefahr, dass die Grenzen zwischen Arbeitszeit und Freizeit verschwimmen. Durch moderne Arbeitsplatzmodelle wie Remote Work kann dieses Risiko noch verstärkt werden.
- Regelung von Überstunden: In manchen Fällen können durch die Flexibilität von Gleitzeit Überstunden weniger gut dokumentiert oder anerkannt werden, insbesondere wenn kein klarer Rahmen dafür definiert ist.
Ob das Gleitzeitmodell die ideale Wahl ist, hängt also nicht nur von den individuellen Präferenzen und Lebensumständen ab, sondern ist letztendlich auch Typsache. Eine gut durchdachte Tages- und Aufgabenplanung nach dem Motto „work smart“ ist bei einem solch flexiblen Arbeitsmodell in jedem Fall erstrebenswert.
Fazit: Ist Gleitzeit das richtige Modell für dich?
Gleitzeit bietet viele Vorteile, insbesondere in Bezug auf Flexibilität und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Allerdings ist dieses Modell nicht für jeden geeignet: Es erfordert Selbstdisziplin und kann in einigen Fällen zu organisatorischen Herausforderungen führen. Wenn du jedoch ein flexibles Arbeitszeitmodell suchst, das es dir ermöglicht, deine Arbeit besser an deine persönlichen Bedürfnisse anzupassen, könnte Gleitzeit eine hervorragende Option für dich sein.
Du solltest vorher also gründlich darüber nachdenken, ob dieses Modell zu deinem Arbeitsstil und Persönlichkeitstypen passt. Ebenfalls wichtig sind die genauen Regelungen in deinem Arbeitsvertrag oder im Unternehmen, da diese einen großen Unterschied machen können. Beachtest du all diese Aspekte, kannst du die Vorteile der Gleitzeit voll ausschöpfen und gleichzeitig mögliche Nachteile vermeiden.
Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen sind sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Korrektheit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt die The Stepstone Group Österreich GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der angebotenen Inhalte entstehen.
FAQs – Häufig gestellte Fragen zur Gleitzeit
Wie viele Stunden arbeitet man bei Gleitzeit?
Die Anzahl der Stunden muss in deinem Arbeitsvertrag festgelegt sein. In der Regel hast du eine fixe Gesamtzeit und innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen bestimmst du selbst, wann du diese Stunden arbeitest. Die tägliche Arbeitszeit kann somit variieren, so lange die vertraglich vereinbarte Stundenzahl eingehalten wird.
Ist Gleitzeit gleich Urlaub?
Nein, Gleitzeit ist nicht gleich Urlaub. Bei Gleitzeit handelt es sich um ein flexibles Arbeitszeitmodell, bei dem du die Arbeitszeiten innerhalb eines vorgegebenen Rahmens selbst gestalten kannst. Urlaub hingegen ist bezahlte Freistellung von der Arbeit für einen bestimmten Zeitraum, den du im Voraus beantragen musst. Während Gleitzeit dazu dient, deine tägliche Arbeitszeit flexibel zu organisieren, handelt es sich bei Urlaub um fest eingeplante arbeitsfreie Tage.
Wie lange ist eine Gleitzeitperiode?
Die Länge einer Gleitzeitperiode kann variieren und hängt von den Regelungen deines Unternehmens ab. Üblich sind Monats- oder Quartalszeiträume, innerhalb derer du deine Arbeitszeit flexibel verteilen und etwaige Überstunden oder Minusstunden ausgleichen kannst. Einige Unternehmen nutzen auch Jahresarbeitszeitmodelle, bei denen die gesamte Jahresarbeitszeit flexibel gestaltet werden kann.
Was ist der Nachteil von Gleitzeit?
Ein Nachteil der Gleitzeit ist die potenzielle Schwierigkeit, die Erreichbarkeit und Zusammenarbeit im Team sicherzustellen, wenn viele Kollegen zu unterschiedlichen Zeiten arbeiten. Zudem erfordert Gleitzeit ein hohes Maß an Selbstdisziplin, da es leicht passieren kann, dass man die Arbeitszeit weniger konsequent einhält. Ein weiteres Problem kann sein, dass die flexible Zeiteinteilung die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verwässert und es dadurch schwieriger wird, sich ausreichend zu erholen.
Wie viele Gleittage darf man pro Jahr nehmen?
Die Anzahl der Gleittage, die du pro Jahr nehmen kannst, hängt von den Regelungen deines Arbeitgebers und deinem individuellen Arbeitszeitkonto ab. Gleittage entstehen durch das Ansammeln von Plusstunden, die du durch längere Arbeitszeiten erarbeitet hast. Es gibt keine gesetzliche Vorgabe zur Anzahl der Gleittage, daher legt dein Unternehmen fest, wie viele dieser Tage du nehmen darfst und unter welchen Bedingungen.
Bildnachweis: Caleb Gaskins/Stocksy
Autorin: Caroline Stanski
Stepstone Gehaltsplaner
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