Erfolg im Job macht einsam

Überflieger sind bei der trägen Masse unbeliebt


02.09.2019

Wer am Fließband Herausragendes leistet, fördert damit selten seine Beliebtheit. Im Gegenteil: Erfolg macht einsam, niemand mag den Klassenstreber. Ein neuer Ratgeber zeigt, wie man durch gute Leistungen glänzt - und trotzdem bei den Kollegen beliebt bleibt.

Es ist eine Wahrheit, die Kinder schon früh lernen: Der Schüler mit den besten Noten ist im Beliebtheitsranking der Klasse selten ganz oben. Im Gegenteil: Als Streber verschrien, fristen Höchstleister oft ein einsames Dasein. Das ändert sich auch nicht im Berufsleben: Wer mehr leistet als die anderen, erntet von seinen Kollegen mindestens Argwohn und Neid – oder muss sich gar auf offene Feindseligkeit einstellen, schreibt Daniel Rettig in seinem neuen Buch “Warum Perfektion sinnlos und an jedem Gerücht was dran ist”.

Überflieger machen sich unbeliebt

Emsige Überflieger machen sich deshalb bei der trägen Masse unbeliebt, weil sie Führungskräften zeigen, wozu Menschen wirklich in der Lage sind. Sie werden gelobt und bekommen wichtige Termine; allein ihre Anwesenheit reicht aus, um Kollegen mit deren Unterlegenheit zu konfrontieren. Damit zahlen Überflieger einen hohen Preis für ihre guten Leistungen: Sie werden sozial an den Rand geschoben, wenn sie nicht aufpassen.

“In einem sehr kooperativen Umfeld reagieren Kollegen umso allergischer auf Überflieger”, bestätigt auch Elizabeth, Campbell, Assistenzprofessorin an der University of Minnesota. “Sie wollen die Solidarität, Gemeinsamkeit und Zusammenarbeit der Gruppe schützen.”

Fleißige Bienchen haben es schwer

Das Problem: Einerseits will jedes Unternehmen Zusammenarbeit fördern, sprichwörtliche Silos abbauen und von Monarchie auf Demokratie schalten. Andererseits sind Arbeitgeber aber auch alle scharf auf die besten Talente, die schon per Definition vom Durchschnitt abweichen. Und Campbells Forschung legt nahe: Diese fleißigen Bienchen haben es heutzutage schwerer denn je.

Das Dogma der Kooperation führt dazu, dass sie erst recht als Störenfriede angesehen werden, die der Gemeinschaft schaden. Wer sich durch besondere Leistungen von anderen abgrenzt, verstößt gegen das Gebot der Solidarität, bedroht die Gruppe – und wird verstoßen.

Tipp: Soziale Bindungen aufbauen

Umso wichtiger ist es für Leistungsträger, dass du soziale Bindungen zu deinen Kollegen aufbaust, denn: Der einsame Wolf ist immer schwächer als sein Artgenosse im Rudel. Vorgesetzte wiederum müssen ihre besten Mitarbeiter umso sorgsamer pflegen. Nicht nur, weil sie sonst von der Konkurrenz abgeworben werden – sondern weil sie ständig Gefahr laufen, sich von der Ablehnung frustrieren, isolieren und demotivieren zu lassen.

BuchtippWarum Perfektion sinnlos und an jedem Gerücht was dran ist Buchcover

Warum Perfektion sinnlos und an jedem Gerücht was dran ist: 77 schonungslose Jobwahrheiten
Daniel Rettig
Campus Verlag
ISBN: 9783593510835

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