Die fünf Top Recruiting Trends 2024

Aktuell stehen wir vor sogenannten Megatrends, die das Geschehen in der Arbeitswelt im Jahr 2024 maßgeblich beeinflussen und steuern werden. Die Rezession und die damit einhergehende schwierige wirtschaftliche Lage sowie der demografische Wandel schaffen neue Rahmenbedingungen, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen. Die drängende Frage lautet: Wie können Unternehmen in Zeiten der Unsicherheit und des Wandels ihre Recruiting-Strategien anpassen, um sich erfolgreich im Wettbewerb zu behaupten? Wir zeigen Ihnen, welche Recruiting Trends das Jahr 2024 prägen werden – von Arbeiterlosigkeit und wirtschaftlicher Rezession über die wachsende Bedeutung von KI und die zunehmende Flexibilisierung bis hin zur anhaltenden Bedeutung von Diversity.

Recruiting Trend 1: KI und Automatisierung gegen „HR Burnout“

Der Fachkräftemangel hat die Anforderungen an Recruiter*innen bei der Besetzung offener Stellen in den letzten Jahren erhöht und zu dem geführt, was heute als „HR Burnout“ bezeichnet wird. Automatisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz (KI) , etwa bei der Prüfung von Bewerbungsunterlagen, die Terminierung von Vorstellungsgesprächen und die Kontaktaufnahme mit potenziellen Kandidat*innen erweist sich hier als Schlüssel zur nachhaltigen Entlastung.

Und die braucht es dringend, denn: Der stetig wachsende Workload lässt kaum Raum für Atempausen, und manuelle Prozesse tragen zusätzlich zur zeitlichen Belastung bei. Genau hier muss man 2024 ansetzen: Routinetätigkeiten sollen mithilfe von KI automatisiert werden, um wertvolle Zeit zurückzugewinnen. Laut einer Umfrage verwenden Recruiter*innen im Durchschnitt 11 Wochenstunden für manuelle Aufgaben wie das Verfassen von Stellenanzeigen oder das Versenden von Eingangsbestätigungen.

Diese Tätigkeiten könnten durch Automatisierung effizienter gestaltet werden, ist auch Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von Stepstone Österreich, überzeugt: „Das Matching der richtigen Kandidat*innen mit den passenden Jobs und Unternehmen wird in Zukunft spielentscheidend sein. Deshalb investieren wir bei The Stepstone Group massiv in intelligente Technologien, die Unternehmen mit den passenden Jobsuchenden noch schneller zusammenbringen und um Recruiter*innen für strategische Aufgaben und Zwischenmenschliches freizuspielen.“

Das ist vor allem in anspruchsvollen Zeiten wichtig: Durch den gezielten Einsatz von KI können HR-Teams ihre Ressourcen noch effizienter einsetzen und ihre Zeit für Kernaufgaben wie Bewerbungsgespräche, Weiterbildung und interne Beratung nutzen. Die gewonnene Zeit wird so zu einem wertvollen Gut, das dazu beiträgt, produktiver und fokussierter für die Zukunft zu arbeiten.

HR-Trend 2: Global Talent und Mobility sowie internationales Recruiting

Der Aufschwung in der internationalen Rekrutierung ist sicherlich zum Teil auf die zunehmende Wertschätzung unterschiedlicher Perspektiven und spezialisierten Fachwissens zurückzuführen. Jedoch sind die westlichen Volkswirtschaften zunehmend auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen, um dem Rückgang der Erwerbsbevölkerung entgegenzuwirken. Es zeichnet sich ein verschärfter Wettbewerb um Talente ab. In der heutigen Talentlandschaft gehen Unternehmen auf der Suche nach den besten Fachkräften deshalb über die eigenen Landesgrenzen hinaus. Ein zunehmender Trend ist das gezielte internationale Recruiting, bei dem Unternehmen offene Positionen bewusst mit qualifizierten Bewerber*innen aus dem Ausland besetzen. Dieser Ansatz vergrößert den Markt spürbar und ist somit ein Trumpf im Kampf gegen die Arbeiterlosigkeit. International Recruiting stellt damit eine effektive Antwort auf den wachsenden Bedarf an hochqualifizierten Fachkräften dar.

Laut der aktuellen Stepstone-Recruiterstudie nutzen bereits 23 Prozent aller Unternehmen in Österreich internationales Recruiting als Strategie gegen den Fachkräftemangel. Der internationale Ansatz hat aber noch weitere Vorteile: Der unterschiedliche Bildungs- und Erfahrungshintergrund der internationalen Mitarbeiter*innen bringt außerdem eine Vielfalt an Perspektiven mit sich, die die Innovationskraft des Unternehmens steigert.

„Dieser Transfer von Know-how, Arbeitsweisen und Ideen treibt die Unternehmensentwicklung voran“, ist Nikolai Dürhammer überzeugt. „Der internationale Ansatz optimiert auch die Auslandsbeziehungen eines Unternehmens, gerade weil Mitarbeiter*innen mit Landes- und Sprachkenntnissen positive Beziehungen zu ausländischen Partner*innen gestalten können.“

Zudem dienen internationale Fachkräfte als wertvolle Vermittler*innen bei der Erschließung von Auslandsmärkten, was zu Kosteneinsparungen führt. Schließlich verbessert eine multikulturelle Belegschaft das Arbeitgeberimage, indem sie Offenheit und Toleranz widerspiegelt, wichtige Unternehmenswerte betont und sowohl bestehende als auch potenzielle Mitarbeiter*innen anzieht.

Trend 3: Employee Experience und Engagement

Employee Experience” genießt seit Jahren auf HR-Blogs große Aufmerksamkeit. Es beschreibt die Reise von Mitarbeitenden innerhalb eines Unternehmens – von der Einstellung und dem Onboarding über die berufliche Entwicklung bis hin zum Offboarding mit dem Ziel, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich Menschen wohlfühlen, was auch eine wesentliche Voraussetzung für ihr anhaltendes Engagement ist. Dieses so genannte Employee Engagement wird im Jahr 2024 von entscheidender Bedeutung sein, denn: Wer es schafft, die eigenen Mitarbeiter*innen für das Unternehmen zu begeistern, eine emotionale Bindung aufzubauen und den Sinn der Tätigkeit zu vermitteln, wird langfristig erfolgreicher sein. Ein engagiertes Umfeld ist dabei nicht nur der Schlüssel zur Mitarbeiterbindung, sondern fördert auch eine nachhaltige Steigerung der Produktivität und Kreativität im Unternehmen. Gezielte Maßnahmen zur Förderung des Mitarbeiterengagements schaffen eine positive Arbeitsatmosphäre. Laut der Stepstone Engagement Studie sind die wichtigsten Faktoren für emotionale Bindung einerseits Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten und andererseits die Kommunikation einer klaren und positiven Vision durch das Management.

Trend 4: Skills-Based Hiring und lebenslanges Lernen

Um Talentpools zu erweitern, haben in diesem Jahr zahlreiche große Unternehmen ihre Anforderungen an Hochschulabschlüsse heruntergesetzt und begonnen, Skills anzuerkennen, die durch frühere Erfahrungen und alternative Lernmethoden erworben wurden. Dass dieser Ansatz auf breiter Ebene Akzeptanz finden wird, ist zu erwarten. Er fördert nicht nur die Inklusivität, sondern erhöht auch die Innovations- und Anpassungsfähigkeit von Unternehmen.

Statt ausschließlich nach vorhandenen Fachkenntnissen zu suchen, werden Unternehmen zunehmend das Lern- und Entwicklungspotenzial von Kandidat*innen bewerten, denn: Perfekte passende Kandidat*innen sind selten und es ist einfach nicht kosteneffizient, auf sie zu warten. 

Eine zweite Säule in diesem Kontext, die ebenfalls an Bedeutung gewinnen wird, ist die gezielte Investitionen in Training- und Entwicklungsprogramme. Die Geschwindigkeit des Wandels in der modernen Arbeitswelt macht kontinuierliche Weiterbildung unerlässlich. Reskilling und Upskilling sind entscheidend, um Mitarbeiter*innen auf dem Laufenden zu halten erlauben es Unternehmen, offene Stellen schneller zu besetzen und gleichzeitig ihre Attraktivität zu steigern, da Kandidat*innen sich weiterentwickeln und ihre Employability erhalten wollen. 

Trend 5: Management einer (alters)diversen Belegschaft

Obwohl Diversity, Chancengleichheit und Inklusion bereits seit einigen Jahren im Fokus des Recruitings stehen, wird Diversity auch im Jahr 2024 angesichts des Fachkräftemangels, der Internationalisierung der Arbeitswelten und der zunehmenden Möglichkeiten, remote zu arbeiten, weiter an Bedeutung gewinnen. Schließlich gaben 78 Prozent der Befragten im Stepstone Diversity Report an, dass sie gerne in einem Umfeld arbeiten würden, das von Offenheit und Vielfalt geprägt ist. Diversity wird damit einmal mehr zu einem entscheidenden Faktor im Recruiting.

Auch im Hinblick auf den demografischen Wandel gilt es zukünftig, die Vielfalt und individuellen Stärken der Mitarbeiter*innen zu erkennen und zu fördern, anstatt stereotype Annahmen aufgrund verschiedener Zugehörigkeiten zu treffen. Die Belegschaft wird immer altersdiverser werden und die effektive Zusammenarbeit von Menschen in verschiedenen Lebensphasen zunehmend relevant.

Der Trendbegriff „Multigenerational Workforce“ plädiert beispielsweise dafür, auf die Etikettierung von Generationen zu verzichten und die Altersvielfalt in Unternehmen zu fördern, um einen integrativen und erfolgreichen Arbeitsansatz zu erreichen.

Im Recruiting heißt das konkret: Personalauswahl nach Kompetenzen und Fähigkeiten statt Zugehörigkeiten“, so Nikolai Dürhammer. „Diese Neuausrichtung ermöglicht eine effektive und zukunftsorientierte Personalauswahl, die den vielfältigen Anforderungen einer multigenerationellen Arbeitswelt gerecht wird.“

Fazit: So meistern Unternehmen die Recruiting-Herausforderungen 2024

Die Arbeitswelt im Jahr 2024 steht vor großen Veränderungen: Künstliche Intelligenz, Internationalisierung des Recruitings, Employee Engagement, lebenslanges Lernen und Diversity werden nicht nur das Jahr, sondern auch die Personalsuche prägen.

Um in diesen dynamischen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Recruiting-Strategien an diese Entwicklungen anpassen. Neben Automatisierung und dem cleveren Einsatz von KI geht es auch um gezieltes internationales Recruiting, die Stärkung der eigenen Employer Brand, kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten und die Förderung von Vielfalt in der Belegschaft.

Nur so können sie die besten Talente gewinnen, die nötigen Skills aufbauen, die Bindung und das Engagement der Mitarbeitenden steigern sowie innovativ und zukunftsfähig bleiben. Eine proaktive und vorausschauende Personalpolitik ist der Schlüssel, um die Herausforderungen der Arbeitswelt 2024 erfolgreich zu meistern.

Rückblick: Was wurde aus den HR-Trends 2023?

Die Recruiting-Trends des letzten Jahres waren vor allem vor dem Hintergrund des wachsenden Fachkräftemangels zu sehen: Gutes Personal war schon 2023 schwer zu finden, Unternehmen mussten im Recruiting daher neue Wege gehen. Diversity wurde ein zentraler Faktor, da sich der Arbeitsmarkt internationalisiert hatte – Quereinsteiger*innen sind in immer mehr Unternehmen willkommen.

Auch New Pay mit transparenten Gehaltsmodellen und mehr Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort gewannen an Bedeutung. Tatsächlich gibt es in Österreich immer mehr Unternehmen, die Modelle wie Vertrauensarbeitszeit oder die Vier-Tage-Woche ausprobieren – und damit beachtliche Erfolge bei der Suche nach qualifiziertem Personal verzeichnen.

Starke Arbeitgebermarken waren 2023 unverzichtbar, um sich von der Konkurrenz abzuheben. Corporate Influencer als Markenbotschafter in sozialen Medien wurden wichtiger. Im Bewerbungsprozess rückten Soft Skills wie Problemlösung, Teamfähigkeit und Kommunikation (Power Skills) in den Fokus. Stellenanzeigen und Bewerbungsprozesse mussten nutzerfreundlich gestaltet werden (Sellcruiting).

Green Recruiting stand für mehr Nachhaltigkeit, Transparenz und Fairness bei der Personalsuche. Die Ökobilanz von Unternehmen wurde zum Entscheidungsfaktor bei der Jobsuche. Insgesamt ging der Trend zu einem modernen, flexiblen und werteorientierten Recruiting – angesichts zahlreicher globaler Krisen stellt sich der Sinnfaktor als immer wichtigeres Asset im Kampf um die besten Talente heraus.

Autorin: Barbara Oberrauter-Zabransky & Corina Drucker
Bildnachweis: istockphoto.com / recep-bg

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