Homosexualität am Arbeitsplatz

Keine Angst vorm Outing im Job


19.09.2017

Thomas Sattelberger, Ex-Telekom-Vorstand, Barbara Hendricks, deutsche Bundesumweltministerin, und Miriam Meckel, Herausgeberin der WirtschaftsWoche, sie alle haben eines gemeinsam: Sie sind homosexuell und leben das an ihrem Arbeitsplatz auch offen aus.

Zahl offener Homosexueller hat sich verdoppelt

Die prominenten Vorbilder machen Mut, zeigt eine aktuelle Studie der Antidiskriminierungsstelle des deutschen Bundes: Die Zahl lesbischer und schwuler Beschäftigter, die im Job offen mit ihrer Sexualität umgehen, hat sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Ein negativer Beigeschmack bleibt aber: Nicht einmal jeder dritte Homosexuelle spricht mit allen Kollegen offen über sein Privatleben.

 

Outing im Bewerbungsprozess

Auch im Bewerbungsprozess zögern viele noch, offen zu ihrer Sexualität zu stehen. Dabei liegen für den Bewerbungsberater Stefan Dowe die Vorteile eines Outings auf der Hand: Wer sich bereits im Bewerbungsgespräch outet, muss keine Angst mehr haben, dass der Vorgesetzte es anderweitig herausfindet und kann aus der Reaktion seines Gegenübers sofort schließen, woran er (oder sie) ist. Denn, so das Argument Dowes: „Möchte ich die nächsten Jahre acht Stunden am Tag in einem Unternehmen verbringen, in dem ein Vorgesetzter Probleme mit Homosexuellen hat? Ein klares: Nein.“

 

Zuerst den engsten Kollegenkreis einweihen

Auch wer bereits länger im Unternehmen arbeitet, profitiert von mehr Offenheit, sagt Markus Knopp von Austrian Gay Professionals im Interview mit dem Onlinestandard: „Ich versuche immer, alle Schwulen und Lesben zu bestärken, dass sie sich outen. Das ist vergleichbar mit einem Umzug. Am Anfang ist es mühsam, aber wenn man angekommen ist, freut man sich und ist glücklicher.“

 

Geoutete Chefs machen es Angstellten einfacher

Er rät Angestellten, in einem ersten Schritt nur den engsten Kollegenkreis einzuweihen: „Also jene Leute, denen man vertraut, danach geht es erst in die Breite. Und man sollte aufhören, irgendwelche Dinge zu erfinden.“ Auch ein Gespräch mit dem Betriebsrat oder Vorgesetzten ist bei entsprechender Vertrauensbasis von Vorteil, so Knopp. Am einfachsten haben es Mitarbeiter, deren Chef selbst homosexuell ist: „Wenn der Vorgesetzte geoutet ist, weiß jeder in der Firma, dass er sich outen darf, dass ein offenes Klima herrscht.“

 

Rückendeckung kommt von oben

Rückendeckung für ein Outing geben auch Unternehmen, für die Toleranz gegenüber Homosexuellen fest zur Firmenkultur gehört: Mit der zweijährlich verliehenen Auszeichnung „meritus: lesbisch schwul ausgezeichnet“ etwa werden Organisationen prämiert, die sich im Diversity Management in der Dimension sexuelle Orientierung besonders engagieren. Zu den Gewinnern gehören unter anderem die Bank Austria, IBN, die MedUni Wien, die Boston Consulting Group und TechData.

 

Ein Outing wird fast immer positiv aufgenommen

Laut einer Umfrage des Psychologischen Instituts Köln sind die Reaktionen nach einem Outing übrigens meist weniger schlimm als erwartet: Von denen, die sich outeten, sagten 92 Prozent, dass die Kollegen überwiegend positiv reagierten. Über den Chef sagten das immerhin 85 Prozent. Auch für die betreffenden Firmen ist ein offener Umgang mit dem Thema Homosexualität nachhaltig von Vorteil, sagt Stefan Dowe: „Unternehmen sind in der Regel an einer langfristigen Beziehung zu ihren Angestellten interessiert. Und wenn diese Mitarbeiter auch in unbequemen Situationen dem Unternehmen gegenüber mit offenen Karten spielen, kann das diesen Firmen für die Zukunft nur recht sein.“

Bildnachweis: PeopleImages/Quelle: www.istockphoto.com

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