Führungsstile: Übersicht und Vor- und Nachteile

Das sind die wichtigsten Formen


24.10.2024

Klare Regeln und Befehle oder lockere Zügel und maximale Freiheit: Bei der Personalführung gibt es die unterschiedlichsten Herangehensweisen. Dabei ist die Art der Führung entscheidend für das Klima in einem Unternehmen und die Produktivität und Zufriedenheit jedes einzelnen Angestellten. Welche Führungsstile es gibt, was diese auszeichnet und welche Vor- und Nachteile die einzelnen Stile für Führungskraft und Mitarbeiter*innen haben, verraten wir dir jetzt.

Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste auf einen Blick
Definition und Bedeutung guter Führung
Führungsstile: Übersicht über die wichtigsten Formen
Fazit: Führungsstile sind so individuell wie Unternehmen und Mitarbeiter*innen
FAQ – Häufig gestellte Fragen

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Der richtige Führungsstil beeinflusst die Mitarbeiterzufriedenheit maßgeblich.
  • Es gibt viele verschiedene Führungsstile, die stark kontrollierend, sehr frei, aufgaben- oder personenbezogenen sein können.
  • Welcher Führungsstil für dich der richtige ist, hängt von deinem Unternehmen und deiner Persönlichkeit ab.

Definition und Bedeutung guter Führung

Unter einem Führungsstil versteht man die Art und Weise, wie Vorgesetzte sich gegenüber den Mitarbeiter*innen verhalten: Wie werden Aufgaben verteilt? Wieviel Freiheiten werden ihnen bei der Umsetzung eingeräumt? Und wie wird innerhalb des Teams kommuniziert? Bereits im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert haben sich Wissenschaftler mit den verschiedenen Arten von Mitarbeiterführung beschäftigt, beispielsweise der Psychologe Kurz Lewin und der Soziologe Max Weber. Anhand unterschiedlicher Merkmale wurden verschiedene Führungsstile definiert, die bis heute gelten, sich aber natürlich auch weiterentwickelt haben.

Unzufriedenheit mit der Führungskraft gehört zu den häufigsten Gründen für eine Kündigung.

Wie wichtig ein guter bzw. passender Führungsstil ist, beweisen verschiedenste Studien und Statistiken der vergangenen Jahre: Unzufriedenheit mit der Führungskraft gehörte in allen Fällen zu den am häufigsten genannten Gründen, warum Angestellte ein Unternehmen verlassen. Umgekehrt bedeutet das, dass ein guter Führungsstil maßgeblich dazu beiträgt, dass Mitarbeiter*innen lange im Unternehmen bleiben, gerne zur Arbeit kommen und damit meist auch produktiver sind. In Zeiten von “War of Talents” ist gute Führung außerdem ein Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung neuer Fachkräfte.

Dir wurde eine Beförderung angeboten oder du spielst mit dem Gedanken, dich aktiv als Führungskraft zu bewerben, bist dir aber noch unsicher? In unserem Artikel findest du 10 Eigenschaften, die du als Führungskraft mitbringen solltest.

Führungsstile: Übersicht über die wichtigsten Formen

Wie oben bereits beschrieben, haben verschiedene Wissenschaftler (teilweise zeitgleich) verschiedene Führungsstile definiert. Herausgekommen sind zahlreiche Formen, die sich teilweise sehr ähneln und/oder Mischformen von zwei bereits bestehenden Stilen sind. Wir stellen dir sieben der gängigsten Führungsstile vor und haben ähnliche Stile gegebenenfalls zusammengefasst.

Autokratischer bzw. autoritärer Führungsstil

Bei der autokratischen bzw. autoritären Führung sind die Rollen und Verantwortungen klar verteilt: Der*die Chef*in trifft alle Entscheidungen, ohne dass die Mitarbeiter*innen ein Mitspracherecht haben. Eigeninitiative der Angestellten ist dabei nicht gewünscht. Was einst vor allem bei sehr großen Konzernen aber auch bei kleinen Familienunternehmen Gang und Gäbe war, findet man heute nur noch in ausgewählten Branchen und Situationen: Der autokratische bzw. autoritäre Führungsstil wird beispielsweise noch beim Militär und teilweise der Polizei oder Feuerwehr gelebt. In Extremsituationen, in denen schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen, zeigt dieser Stil nämlich seine Vorteile.

Vorteile:

  • Klare Zuständigkeiten und Rollen
  • Schnelle Entscheidungen

Nachteile:

  • Fehlende Wertschätzung einzelner Mitarbeiter*innen
  • Individuelle Ressourcen bleiben ungenutzt
  • Steigende Unzufriedenheit und Fluktuation innerhalb von Teams
  • Alleinige Verantwortung liegt bei einer Person
  • Starre Strukturen verhindern Weiterentwicklung

Eng verwandt mit dem autokratischen bzw. autoritäre Führungsstil ist übrigens der patriarchalische bzw. matriarchalische Führungsstil, bei dem sich der Führungskraft quasi als Vater- oder Mutterfigur sieht, und zwar wohlwollend, aber streng alle Entscheidungen trifft. Vor allem in Familienunternehmen, in denen der*die Chef*in in die Rolle hineingeboren wurde, leben diese Art der Führung noch.

Bürokratischer Führungsstil

Hier trifft nicht ein*e einzelne*r Vorgesetzte*r die Entscheidungen. Beim bürokratischen Führungsstil werden stattdessen unternehmensweite Vorgaben umgesetzt. Rollen sind klar definiert und für jede Aufgabe gibt es streng einzuhaltende Prozesse und Strukturen. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass eine Führungskraft die Rolle immer nur für eine begrenzte Zeit übernimmt – bei einem Wechsel ändert sich quasi nichts, da Vorgaben und Regeln gleichbleiben. In Behörden und Ämtern wird dieser Führungsstil (teilweise) noch angewendet.

Vorteile:

  • Klare Zuständigkeiten und Rollen
  • Objektive Entscheidungsfindung ohne individuelle Vorlieben

Nachteile:

  • Fehlende Wertschätzung einzelner Mitarbeiter*innen und der Führungskraft
  • Individuelle Ressourcen bleiben ungenutzt
  • Steigende Unzufriedenheit und Fluktuation
  • Starre Strukturen verhindern Weiterentwicklung
  • Entscheidungen dauern unnötig lange

Charismatischer Führungsstil

Bei diesem Führungsstil steht die Führungskraft und deren Ausstrahlung im Fokus. Er oder sie hat die Gabe die Mitarbeiter*innen allein durch sein*ihr Auftreten zu fesseln und mit mitreißenden Reden und Ideen zu motivieren. Führungskräfte mit einem charismatischen Führungsstil sind geborene Anführer*innen, die ihre Mitarbeiter*innen selbstbestimmt arbeiten lassen. Auf Seiten des Teams entsteht fast eine Art Verehrung, was sowohl Chancen als auch Risiken birgt.

Vorteile:

  • Hohe Leistungsbereitschaft des Teams
  • Einzelne Personen dürfen selbstbestimmt arbeiten

Nachteile:

  • Natürliches Charisma ist selten und bedeutet nicht automatisch Führungskompetenz
  • Mitarbeiter*innen können leicht(er) manipuliert und ausgebeutet werden

Ein Mann spricht zwei Personen an, die an ihren Schreibtischen im Büro sitzen

Kooperativer bzw. demokratischer Führungsstil

Eigenverantwortung und Teamarbeit werden beim kooperativen bzw. demokratischen Führungsstil großgeschrieben. Jedes Teammitglied darf bei Entscheidungen mitreden und Kritik (sogar am Chef bzw. an der Chefin) üben, unabhängig von der Position. Aufgaben werden nach Absprache verteilt und Herausforderungen gemeinsam bearbeitet. Die Führungsperson versteht sich bestenfalls als Moderator*in, delegiert Aufgaben und motiviert. Dieser moderne Führungsstil hat sich in den letzten Jahren in vielen, vor allem jungen Unternehmen etabliert – oftmals ist dann von „flachen Hierarchien“ die Rede.

Vorteile:

  • Motiviert Mitarbeiter*innen
  • Nutzt individuelle Ressourcen
  • Führungskraft trägt nicht die alleinige Verantwortung für alles

Nachteile:

  • Entscheidungen dauern länger
  • Funktioniert nur bei einem Team mit zueinander passenden Charakteren und Fähigkeiten
  • Hohe Eigenverantwortung kann manche Mitarbeiter*innen langfristig demotivieren
  • Schlecht ausgebildete Führungskräfte verlieren schnell die Kontrolle

Dem kooperativen bzw. demokratischen Führungsstil sehr ähnlich ist der partizipative Führungsstil. Auch hier ist die Meinung jedes einzelnen Teammitglieds gefragt, allerdings hat diese eher eine beratende Funktion – die endgültige Entscheidung trifft aber immer der*die Vorgesetzte allein. Anwendung findet dieser Führungsstil oft in Branchen bzw. Teams in den ein breites Spezialwissen gefragt ist, welches die Führungskraft nicht komplett alleine abdecken kann.

Laissez-Faire-Führungsstil

Noch freier als der kooperative bzw. demokratische Stil ist eine Laissez-Faire-Führung. Dabei haben Mitarbeiter*innen bei der Aufgabenverteilung und Entscheidungsfindung komplett freie Hand – eine*n Vorgesetzte*n gibt es quasi nur auf dem Papier. Hohes Vertrauen in die Eigenverantwortung jeder*jedes Einzelnen sind Grundvoraussetzung für diesen als modern geltenden Führungsstil. Dieser ist ebenfalls oft in kleinen, eher jungen Unternehmen zu finden.

Vorteile:

  • Motiviert Mitarbeiter*innen
  • Nutzt individuelle Ressourcen
  • Hohe Innovationskraft
  • Verantwortung wird gemeinsam getragen

Nachteile:

  • Entscheidungen dauern länger
  • Freiheiten können ausgenutzt / missbraucht werden
  • Gruppendynamik kann sich negativ entwickeln und Konkurrenzkämpfe entstehen lassen
  • Überblick über Aufgaben kann verloren gehen

Transaktionaler Führungsstil

Ebenfalls ein moderner Führungsstil ist der transaktionale Stil. Dabei steht die genaue Leistung jedes*jeder Einzelnen im Fokus. Über Zielvereinbarungen ist klar geregelt, was ein*e Mitarbeiter*in leisten soll. Werden die Ziele erreicht, wird beispielsweise ein Bonus ausgezahlt. Bei Nicht-Erreichen kann es zu Sanktionen kommen. Der transaktionale Führungsstil ist überall da häufig zu finden, wo Leistung klar messbar ist, zum Beispiel im Vertrieb.

Vorteile:

  • Steigert die Effizienz
  • Erfolg eindeutig messbar
  • Rollen und Erwartungen sind klar definiert

Nachteile:

  • Weiterentwicklung von Mitarbeiter*innen und Kreativität werden gehemmt
  • Leistungsdruck kann Unzufriedenheit auslösen

Transformationaler Führungsstil

Der transformationale Führungsstil ist eine Weiterentwicklung des transaktionalen Führungsstils. Mitarbeiter*innen haben feste Aufgaben und konkrete Ziele, gleichzeitig ist die Führungskraft bemüht, jede*n Mitarbeiter*in weiterzuentwickeln. Neben immer neuen Aufgaben, werden auch die eigentlichen Arbeitsabläufe permanent optimiert. Der Führungsstil wird vor allem in stark wachstumsorientierten Unternehmen eingesetzt, verlangt aber sowohl den Vorgesetzten als auch den Teammitgliedern einiges ab.

Vorteile:

  • Motiviert Mitarbeiter*innen
  • Fördert individuelle Ressourcen
  • Hohe Innovationskraft

Nachteile:

  • Erfordert viel Energie von allen Beteiligten
  • Ständige Weiterentwicklung kann langfristig erschöpfen
  • Individuelle Grenzen einzelner werden oft nicht rechtzeitig erkannt

Mindestens genauso herausfordernd ist übrigens ein situativer Führungsstil, bei dem die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes*jeder einzelnen Mitarbeiter*in im Fokus stehen, unabhängig von Zielvereinbarung. Dabei wird angenommen, dass jede*r Mitarbeiter*in individuell geführt werden muss. Was erst einmal gut klingt, funktioniert nur, wenn die Führungskraft in der Lage ist diese individuellen Anforderungen zu erkennen und auch umzusetzen – anderenfalls droht schnell wachsende Unzufriedenheit und Konkurrenzdruck im Team.

Fazit: Führungsstile sind so individuell wie Unternehmen und Mitarbeiter*innen

Bei all den verschiedenen Stilen stellt sich schnell die Frage, welcher denn nun der richtige bzw. perfekte Führungsstil ist. Die Antwort ist: Es gibt keinen. Welcher Führungsstil zu dir passt – sei es als Führungskraft oder als Teammitglied – hängt zum einen von dem Unternehmen und der dort herrschenden Kultur ab. Laissez-Faire wird sich in einer Behörde genauso wenig durchsetzen lassen, wie der bürokratische Stil in einer Werbeagentur. Gleichzeitig entscheiden deine persönlichen Vorstellungen: Brauchst du als Teammitglied klare Führung und Anweisungen, was du wann zu tun hast – oder willst du deinen Tag und deine Aufgaben lieber frei einteilen? Ist dir als (angehende) Führungskraft das volle Vertrauen deines Teams und eine lockere Stimmung wichtig – oder willst du am Ende des Tages genau wissen, wo jede*r steht und welche Aufgaben geschafft wurden? Auf Basis dieser und anderer Fragen kannst du den für dich perfekten Führungsstil herausfinden.

FAQ – Häufig gestellte Fragen

Welcher Führungsstil kann Mitarbeiter*innen motivieren?

Mitarbeiter*innen werden vor allem durch Führungsstile motiviert, bei dem sie ein Mitspracherecht bei der Gestaltung ihrer Arbeit haben. Passende Führungsstile sind der kooperative sowie Laissez-Faire-Führungsstil. Auch Belohnungen, zum Beispiel durch Bonuszahlungen, können motivieren – damit wird beim transaktionalen und transformationalen Führungsstil gearbeitet.

Was ist der perfekte Führungsstil?

Den einen perfekten Führungsstil gibt es nicht. Stattdessen entscheiden die Unternehmenskultur, die Persönlichkeit des*der Vorgesetzten und die Teamkonstellation darüber, welcher Stil der richtige ist.

Welche 5 Führungsstile gibt es?

Insgesamt gibt es mehr als fünf Führungsstile, zu den wichtigsten traditionellen zählen jedoch die folgenden fünf: der autoritäre, bürokratische, charismatische, demokratische und Laissez-Faire-Führungsstil. Mittlerweile haben sich in vielen Unternehmen andere modernere Führungsstile etabliert.

Wie heißen die Grundsätze wirksamer Führung?

Die sechs bzw. sieben Grundsätze wirksamer Führung lauten: 1. Konzentriere dich auf das Resultat. 2. Sei dir über deinen “Beitrag zum Ganzen” bewusst. 3. Konzentriere dich auf das Wesentliche. 4. Stärke die Stärken deiner Mitarbeiter*innen (nicht die Schwächen). 5. Vertraue deinen Mitarbeiter*innen. 6. (und 7.) Denke positiv und konstruktiv.

Welchen Führungsstil bevorzugen Mitarbeiter*innen?

Welchen Führungsstil ein*e Mitarbeiter*in bevorzugt, hängt von der Persönlichkeit der einzelnen Person ab. Während die einen klare Führung und Anweisungen brauchen, arbeiten andere mit möglichst vielen Freiheiten besonders effektiv. In der Regel bewähren sich Führungsstile, bei denen die Mitarbeiter*innen ein Mitspracherecht haben und sich gesehen fühlen.

Was zeichnet einen guten Führungsstil aus?

Ein guter Führungsstil muss immer zum Unternehmen, zum Vorgesetzten und zum Team passen. Welcher Führungsstil also der richtige ist, kann sehr individuell sein. Als positiv wird meist wahrgenommen, wenn eine gewisse Zusammenarbeit zwischen Führungskraft und Team zu erkennen ist und Mitarbeiter*innen sich gesehen fühlen.

 

Bildnachweis: Stocksy/BONNINSTUDIO

Autorin: Verena Feldmann