Degradierung im Job

Bedeutung, Gründe, Arbeitsrecht


04.07.2024

Vom Abteilungsleiter zum Mitarbeiter, von der Chefin zur Assistenz: Wer degradiert wird, verliert seinen beruflichen Rang und oft auch Führungsverantwortung. Aber nicht immer ist eine Degradierung zulässig. Hier erfährst du alles zum Arbeitsrecht und was du als Betroffene*r tun kannst.

Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste auf einen Blick
Definition: Degradierung im Arbeitskontext
Warum kann man degradiert werden?
Der Prozess: So läuft die Degradierung ab
Ich wurde degradiert – was kann ich tun?
Von der Führungsperson zum Mitarbeitenden: eine emotionale Herausforderung
FAQ – Häufig gestellte Fragen
 

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Degradierung im Job bedeutet die Herabstufung von einer höheren auf eine niedrigere Position innerhalb des Unternehmens.
  • Eine Degradierung bedarf einer vorherigen Änderungskündigung oder Abmahnung.
  • Der Wechsel von der Führungs- zu einer Mitarbeiterposition geht für Betroffene oft mit emotionalen Herausforderungen einher.
  • Eine Degradierung muss keine Niederlage oder sogar das Ende der beruflichen Laufbahn bedeuten, sondern kann als Chance für berufliches und persönliches Wachstum gesehen werden.

 

Definition: Degradierung im Arbeitskontext

Der Begriff Degradierung bezieht sich im Arbeitskontext auf die Situation, in der ein*e Mitarbeiter*in von einer höheren Position zu einer niedrigeren innerhalb des Unternehmens herabgestuft wird. Das kann z. B. bedeuten, dass Führungsverantwortung abgegeben oder die Verantwortlichkeiten reduziert werden.

Ein Beispiel: Herr M. wird aufgefordert, seinen Chefsessel zu verlassen; als Gründe werden schlechte Verkaufszahlen auf seine mangelnden Führungsqualitäten angegeben. Er bleibt weiterhin im Team, allerdings nicht mehr in einer Führungsposition, sondern als Mitarbeiter. Eine Kollegin nimmt seinen Platz ein, während er vom Chef zum Mitarbeiter degradiert wurde.
 

Achtung:

Ändern sich lediglich die Arbeitsbedingungen (z. B. bei Versetzung in eine andere Abteilung oder an einen anderen Standort) spricht man nicht von Degradierung. Denn bei einer Degradierung sind die alte und die neue Position nicht gleichwertig; es geht um den Verlust von Führungsverantwortung, hierarchischem Rang oder Einfluss im Job.
 

Warum kann man degradiert werden?

Der Chef muss sein Büro räumen und arbeitet plötzlich Seite an Seite mit seinen ehemals unterstellten Mitarbeiter*innen – was ist passiert? Für eine berufliche Degradierung gibt es viele mögliche Gründe:

  • Leistungsminderung: Die Leistung der Person entspricht nicht (mehr) den Erwartungen des Unternehmens.
  • Veränderungen in der Organisationsstruktur: Das Unternehmen durchläuft Umstrukturierungen, die zu Veränderungen bei den Positionen führen können.
  • Verhalten am Arbeitsplatz: Es gibt oder gab Konflikte mit Kolleg*innen oder Vorgesetzten, Verletzung von Unternehmensrichtlinien oder unangemessenes Verhalten.
  • Technologische Veränderungen: Die Person ist neuen Anforderungen an die Position aufgrund technologischer Entwicklungen nicht gewachsen.
  • Budgetkürzungen: Das Unternehmen muss Kosten sparen und entscheidet sich, Mitarbeiter*innen zu degradieren, um Ressourcen effizienter einzusetzen.
  • Personalabbau: Im Zuge von Entlassungen kann es sein, dass verbleibende Mitarbeiter*innen in niedrigere Positionen versetzt werden.

 

Der Prozess: So läuft die Degradierung ab

Je nach Situation und Grund für die Degradierung kann diese unterschiedlich verlaufen.
Bei einer offiziellen Degradierung geht der Arbeitgeber umgehend nach der Entscheidung in die Kommunikation mit dem oder der betroffenen Mitarbeiter*in. Er oder sie wird über die Gründe informiert und erhält die Gelegenheit, seine bzw. ihre Sichtweise darzulegen oder Verbesserungsvorschläge zu machen.

Im Anschluss wird die neue Position oder Rolle festgelegt. Wenn sich die im Arbeitsvertrag festgehaltenen Verantwortlichkeiten ändern, erhält der*die Mitarbeiter*in eine Änderungskündigung. Damit einher geht möglicherweise auch die Anpassung von Gehalt und Benefits. In einigen Fällen können sich Arbeitgeber und Mitarbeiter*in auch ohne Vertragsanpassung einigen.

Aber nicht immer läuft eine Degradierung offen und offiziell ab, sondern subtil und schleichend. Stell dir vor, dir werden nach und nach immer weniger anspruchsvolle Aufgaben zugeteilt. Verantwortungsvollere Aufgaben werden an Kolleg*innen delegiert. Mitarbeiter*innen aus deinem Team werden einer anderen Person unterstellt oder Zuständigkeiten umverteilt, sodass sich dein Einfluss im Unternehmen reduziert. Eine solche Situation ist oft besonders belastend. Denn der oder die Betroffene nimmt den Degradierungsprozess zwar wahr, aber wird über die Gründe zunächst im Unklaren gelassen und bekommt keine Chance, sich zu verteidigen. In diesem Fall ist es wichtig, dass du die schleichende Herabstufung nicht einfach hinnimmst, sondern in die Kommunikation gehst und deine Rechte einforderst.
 

Ich wurde degradiert – was kann ich tun?

Wenn du von deiner*m Vorgesetzten erfahren hast, dass deine Position heruntergestuft werden soll, ist das vielleicht zunächst ein Schock. Jetzt heißt es aber unbedingt: ruhig bleiben. Vielleicht lässt sich die Situation ja noch klären.
 

1. Informier dich über die Gründe

Frag deinen Vorgesetzten oder HR-Verantwortlichen nach den Gründen für die Degradierung. Geh unbedingt sachlich und ohne Vorwürfe in das Gespräch. Wenn deine Leistung im Job als Argument angeführt wird, kannst du nach einer detaillierten Leistungsbeurteilung fragen, um ein besseres Verständnis für die Entscheidung zu erhalten.
 

2. Prüf deinen Arbeitsvertrag

Du hast weder eine Änderungskündigung noch eine Abmahnung erhalten? Es kann gut sein, dass die Anpassung deiner Aufgaben und Zuständigkeiten nicht rechtens ist. Das ist z. B. der Fall, wenn dir Führungsverantwortlichkeiten entzogen werden, aber das Leiten eines Teams in deinem Arbeitsvertrag festgehalten ist.
 

3. Such das Gespräch

Wenn du glaubst, dass deine Degradierung nicht gerechtfertigt ist oder gegen das Arbeitsrecht verstößt, solltest du dich nicht damit abfinden. Wende dich nochmals an deine*n Vorgesetzten oder die HR-Abteilung, um eine Lösung zu finden.
 

4. Hol dir Unterstützung

Gibt es in deinem Unternehmen einen Betriebsrat, wende dich dorthin und schildere die Situation. Bringt dich das nicht weiter, solltest du überlegen, die Arbeiterkammer zu kontaktieren und dir rechtlichen Beistand zu holen. Du hast das Recht, Klage zu erheben und die Degradierung anzufechten.

Telefonierender Mann vor Laptop fasst sich an den Kopf.
Eine Degradierung ist schmerzhaft, bedeutet aber nicht das Ende der beruflichen Karriere. © Maskot/EyeEm
 

Von der Führungsperson zum Mitarbeitenden: eine emotionale Herausforderung

Egal, ob du deine Führungsverantwortung verlierst oder die Verantwortung für ein Projekt – eine berufliche Degradierung ist keine schöne Erfahrung. Oft stellen sich Selbstzweifel ein und man hat das Gefühl, versagt zu haben. In diesem Fall ist es wichtig, diese Gefühle nicht zu ignorieren, aber sich langfristig nicht entmutigen zu lassen. Versuch, die Erfahrung als Chance zum Reflektieren zu begreifen:

  • Inwiefern bist du selbst für die Degradierung verantwortlich und was kannst du tun, um eine solche Situation in Zukunft zu vermeiden?
  • Bist du womöglich in einer anderen Position oder Abteilung besser aufgehoben?
  • In welche Richtung möchtest du dich beruflich weiterentwickeln und was brauchst du dafür?

Also: Eine Degradierung bedeutet nicht das Ende einer beruflichen Laufbahn, sondern kann eine Gelegenheit für persönliches Wachstum und berufliche Weiterentwicklung darstellen.

Disclaimer: Dies ist keine rechtsverbindliche Auskunft. Die in diesem Artikel veröffentlichten Rechtsgrundlagen sind sorgfältig zusammengestellt, erheben aber keinen Anspruch auf Aktualität, sachliche Korrektheit oder Vollständigkeit; eine entsprechende Gewähr wird nicht übernommen. Insbesondere übernimmt die The Stepstone Group Österreich GmbH keinerlei Haftung für eventuelle Schäden oder Konsequenzen, die durch die direkte oder indirekte Nutzung der angebotenen Inhalte entstehen.
 

FAQ – Häufig gestellte Fragen

 

Ist eine Degradierung eine Versetzung?

Nein. Eine Degradierung kann auch mit einer Versetzung an einen anderen Standort einhergehen, bedeutet aber in erster Linie die Herabstufung auf eine nicht gleichwertige Position.
 

Kann mein Arbeitgeber einfach den Arbeitsvertrag anpassen?

Nein, denn es handelt sich um einen Vertrag zwischen zwei Parteien, der nicht einseitig verändert werden darf. Ihr könnt euch einvernehmlich auf eine Änderung einigen oder dein Arbeitgeber kann eine Änderungskündigung aussprechen. Nimmst du diese an, wird das Arbeitsverhältnis nach Ablauf der Kündigungsfrist unter anderen Bedingungen fortgesetzt.

Bildnachweis: Jirapong Manustrong/EyeEm

Autorin: Elena Geiger