Schwache konjunkturelle Lage lastet auf dem Stellenmarkt

Die Suche nach Arbeitskräften reißt nicht ab: 2023 gab es wieder mehr als eine halbe Million offene Stellen, wenngleich die Rezession zu einem moderaten Rückgang führte.


31.01.2024

Das zeigt der Stepstone Fachkräfteatlas, für den die Marktforschungsagentur Index im Auftrag von Stepstone Jobanzeigen in 22 Printmedien und 22 Jobbörsen in ganz Österreich ausgewertet hat. 
 

Megatrends prägen Arbeitsmarkt

Die Rezession und die damit einhergehende schwierige Wirtschaftslage schaffen neue Rahmenbedingungen, mit denen sich Unternehmen auseinandersetzen müssen. Gleichzeitig bildet der demografisch getriebene Arbeitskräftemangel ein starkes Gegengewicht dazu. Beides führt zu einem weiterhin sehr robusten Stellenmarkt in Österreich. Die demografische Lücke wirkt immer noch als starker Stabilisator des Arbeitsmarktes: Die Stellenausschreibungen verbleiben auf vergleichsweise hohem Niveau. Aber dennoch lastet die noch schwache konjunkturelle Lage auf dem Stellenmarkt, wenn auch moderat.Nikolai Dürhammer (Geschäftsführer Stepstone Österreich und Schweiz)  

Im Vorjahr waren rund 531.000 Jobs ausgeschrieben; das entspricht einem leichten Minus von rund sechs Prozent gegenüber dem Jahr 2022.  

 


 

Leichter Rückgang 

Im letzten Quartal 2023 fielen die Stellenausschreibungen im Vergleich zum Q3 um -8 Prozent. Das ist in etwa zur Hälfte auf saisonale Schwankungen, vor allem innerhalb der Hotellerie und Gastronomie, zurückzuführen – auch im Jahr 2022 sanken von Q3 auf Q4 die Stellenausschreibungen um -4 Prozent. Die andere Hälfte des leichten Rückgangs führt Arbeitsmarktexperte Nikolai Dürhammer auf die weiterhin herausfordernde Konjunkturlage zurück, die manche Branchen stärker trifft als andere. 

 


 

Die Dienstleistungsbranche ist stabil oder sogar auf Wachstumskurs. Auch stark nachgefragt sind trotz Rezession die technischen Ausbildungsberufe sowie Verkaufspersonal für den Einzelhandel (jeweils +17 Prozent).   

Zurückgegangen ist vor allem die Nachfrage nach Fachkräften im Marketing und Personalwesen (minus 22 Prozent im Vergleich zu 2022) sowie im Bereich der Naturwissenschaften und IT (minus 19 Prozent).  Auch der produzierende Bereich steht teilweise noch stark unter Druck. Im Gastgewerbe sind trotz des leichten Rückgangs im letzten Quartal die Stellenausschreibungen in Summe gestiegen: Von 2021 auf 2022 um plus 63 Prozent und von 2022 auf 2023 um plus acht Prozent.

 

Die gefragtesten Berufsgruppen 2023

  1. Technische Ausbildungsberufe (ca. 64.000 Jobausschreibungen)
  2. IT (ca. 53.100 Jobausschreibungen)
  3. Finanz- und Rechnungswesen (ca. 53.000 Jobausschreibungen)
  4. Hotel- und Gastgewerbe (ca. 50.200 Jobausschreibungen)
  5. Vertrieb (ca. 49.500 Jobausschreibungen)

 

Vakanzen im Gesundheitsbereich auf Höchststand

Enorm gestiegen ist 2023 hauptsächlich die Nachfrage in der Pflege (+24 Prozent) und nach Ärztinnen und Ärzten (+18 Prozent). Noch nie waren so viele offene Pflege- und Arzthelferpositionen ausgeschrieben, wie in der zweiten Jahreshälfte 2023. Für insgesamt 5.084 offene Stellen wurden im vierten Quartal Arbeitskräfte gesucht. Am stärksten betroffen ist mit 1.486 offenen Positionen Oberösterreich, dicht gefolgt von 1.023 offenen Positionen in Niederösterreich und 862 in Wien. Auch Ärztinnen und Ärzte werden mehr denn je gesucht: Mehr als 5.120 Ärztinnen und Ärzte wurden im Vorjahr gesucht. 

Es gab noch nie so viele Ausschreibungen und Vakanzen im Gesundheitsbereich wie im Jahr 2023kommentiert Dürhammer die Entwicklung.

 

Kein Stellenzuwachs in den Bundesländern mit Ausnahme von Kärnten 

Im Bundesländervergleich zeigt sich, dass Kärnten das einzige Bundesland mit einem Stellenzuwachs 2023 ist. So wurden hier im vergangenen Jahr mit rund 26.000 Jobs um fünf Prozent mehr Stellen ausgeschrieben als im außerordentlich starken Vorjahr 2022.  Wien hat mit -13 Prozent den stärksten Rückgang an Ausschreibungen zu verzeichnen. In den restlichen Bundesländern haben sich die Vakanzen nur geringfügig im Vergleich zum Vorjahr entwickelt.  

 


 

Die Top-Bundesländer 2023 

  1. Wien (rund 140.000 ausgeschriebene Jobs – minus 13 Prozent)
  2. Oberösterreich (rund 112.000 ausgeschriebene Jobs – +/- 0 Prozent)
  3. Niederösterreich (rund 62.700 ausgeschriebene Jobs – minus 7 Prozent)
  4. Steiermark (rund 63.300 ausgeschriebene Jobs – minus 5 Prozent)
  5. Salzburg (rund 51.500 ausgeschriebene Jobs – minus 5 Prozent) 

 

Fazit: Arbeitswelt steht vor großen Veränderungen 

Die demografisch getriebene Arbeiterlosigkeit beeinflusst – ganz unabhängig von Konjunkturzyklen – die allgemeine Entwicklung in Richtung Verknappung von Arbeitskräften, folgert Nikolai Dürhammer.  Sollten sich die Konjunkturprognosen der Institute bewahrheiten und wir 2024 wieder in ein leichtes Wirtschaftswachstum zurückfinden, wird der Stellenmarkt ab Mitte des Jahres stärker anziehen. Der langfristige Megatrend, getrieben von der schrumpfenden Erwerbsbevölkerung, ist aber ungebrochen. Mittel- und langfristig wird er zu weiteren Allzeithochs bei den Stellenausschreibungen in Österreich führen.Nikolai Dürhammer (Geschäftsführer Stepstone Österreich und Schweiz)

Um in diesen dynamischen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ihre Recruiting-Strategien an diese Entwicklungen anpassen. Neben Automatisierung und dem cleveren Einsatz von KI geht es im Recruiting 2024 auch um gezieltes internationales Recruiting, die Stärkung der eigenen Employer Brand, kontinuierliche Weiterbildungsmöglichkeiten und die Förderung von Vielfalt in der Belegschaft. Nur so können sie die besten Talente gewinnen, die nötigen Skills aufbauen, die Bindung und das Engagement der Mitarbeitenden steigern sowie innovativ und zukunftsfähig bleiben.

Eine proaktive und vorausschauende Personalpolitik ist der Schlüssel, um die Herausforderungen der Arbeitswelt 2024 erfolgreich zu meistern. Das Matching der richtigen Kandidat*innen mit den passenden Jobs und Unternehmen wird in Zukunft spielentscheidend sein, so Dürhammer.

Zur Studie 

Für die vorliegende Erhebung haben die Personalmarktforscher von index Research im Auftrag von Stepstone von Jänner bis Dezember 2023 in 22 Printmedien und 22 Jobbörsen Stellenanzeigen in ganz Österreich ausgewertet. index Research ist ein Service der index Internet und Mediaforschung GmbH. 

 
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