92 Prozent wollen im Homeoffice arbeiten – auch nach Corona

Der aktuelle StepStone Jobreport beleuchtet den Impact von Covid-19 auf den österreichischen Arbeitsmarkt.


18.03.2021

Für den StepStone Jobreport wurden 2000 Personen im Februar 2021 befragt, darunter 460 auf Jobsuche. „Nach einem Jahr Pandemie wird deutlich: Die Corona-Krise hat in vielen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereichen wie ein Brennglas gewirkt. Defizite und Vorteile haben sich stärker ausgewirkt denn je“, fasst Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von StepStone Österreich, die Erkenntnisse der Studie zusammen.

Vor der Krise hatte mehr als die Hälfte aller befragten Beschäftigten (55 Prozent) keine Möglichkeit, vom Homeoffice aus zu arbeiten. Das hat sich während der Corona-Krise deutlich gewandelt: Nur in vier Prozent der Fälle, wo die Tätigkeit Homeoffice erlaubt, wird es seitens der Unternehmen nicht angeboten. Die digitale Zusammenarbeit hat für knapp jede/n Zweite/n bisher überraschend gut funktioniert, dass sie dadurch eingeschränkt wären, beklagen nur 30 Prozent der Befragten. „Die COVID-19-Krise ist ein lebhaftes Beispiel für die Unvorhersehbarkeit der heutigen Zeit. Sie erfordert hohe Anpassungsfähigkeit von Unternehmen wie Beschäftigten“, so Dürhammer. 

Österreicher/innen wollen remote arbeiten

92 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher wünschen sich, dass auch in Zukunft Homeoffice bleibt. Jede/r Fünfte möchte sogar die Arbeit ausschließlich remote verrichten. 36 Prozent der Beschäftigten beschreiben ihre Work-Life-Balance im Homeoffice als sehr gut – etwa gleich viele geben an, zuhause deutlich mehr zu arbeiten.

Überdurchschnittlich zufrieden mit Remote Working ist die Generation 50+: Ganze 96 Prozent wollen, dass Homeoffice auch nach Corona bleibt, 30 Prozent davon möchten in Zukunft gerne ausschließlich von zuhause arbeiten. Die schlechteste Work-Life-Bilanz haben die unter 30-Jährigen: Jeder zweite junge Mensch gibt an, im Homeoffice mehr zu arbeiten und das Privatleben schlechter trennen zu können. Trotzdem wollen 87 Prozent der Jungen auch unabhängig von Corona in Zukunft von zuhause arbeiten, 20 Prozent davon sogar ausschließlich.

Wird Homeoffice bleiben? Aktuell geben nur weniger als 6 Prozent an, dass ihre Arbeitgeberin oder ihr Arbeitgeber Homeoffice definitiv nicht ermöglichen wird, in 26 Prozent der Fälle ist die Entscheidung noch offen. „Remote Working war schon vor Corona ein globaler Trend und ist heute eine nicht mehr wegzudenkende Normalität geworden. In Österreich hat diese virtuelle Arbeitsweise mit der Coronakrise ihren Platz eingenommen.“, ist sich Dürhammer sicher.

Digitalisierungstrend bei Jobsuche und Recruiting

Kandidatinnen und Kandidaten suchen heute intensiver nach Informationen über potenzielle Jobs und Unternehmen im Netz. 16 Prozent der Befragten und jede/r Fünfte unter 30-Jährige legt heute mehr Wert darauf, wie sich ein Unternehmen online präsentiert, als noch vor Corona.  

Noch relevanter für Jobsuchende sind aber Online-Bewertungen durch ehemalige und aktuell Beschäftigte. Für 22 Prozent der Jobsuchenden sind Arbeitgeberbewertungen wichtiger geworden, bei den unter 30-Jährigen legt knapp jeder Dritte heute mehr Wert darauf (30 Prozent).

Auf der anderen Seite verlagert sich nun auch der Kennenlern- und Auswahlprozess in den digitalen Raum. „Wir bemerken eine Verlagerung ins Digitale. Wo bisher hauptsächlich die Stellenanzeige online war, findet jetzt auch ein Großteil des Bewerbungsprozesses remote statt. Unternehmen sind mehr gefordert, technisch aufzurüsten und sich online zu präsentieren, wenn sie Bewerberinnen und Bewerber erreichen wollen. Auf der anderen Seite sehen sich diese mit der neuen Herausforderung konfrontiert, sich remote zu präsentieren,“ fasst Nikolai Dürhammer, Geschäftsführer von StepStone Österreich, den Trend zusammen.

Social Distancing im Bewerbungsprozess ist eine Herausforderung

23 Prozent finden Videobewerbungen effizient und zeitsparend, gleichzeitig haben 28 Prozent der Befragten auf Jobsuche den Eindruck, sich beim Telefon- oder Videocall schlechter präsentieren zu können als persönlich. Interessant dabei: Während sich die über 50-Jährigen damit scheinbar leichter tun, nur 24 Prozent haben mit Remote Recruiting ein Problem, schätzen vor allem die unter 30-Jährigen ihre Chancen in Videocalls als schlechter ein: 34 Prozent empfinden Remote Recruiting als Nachteil. Dürhammer: „Wir befinden uns in einer Phase der Transformation. Die Kontaktbeschränkungen haben dazu geführt, dass heute ein Großteil der Recruiting Prozesse remote passiert, was viele Vorteile hat. Was wir aber bemerken ist, dass es noch nicht ausgereift ist. Wenn jeder dritte Kandidat, jede dritte Kandidatin unter 30 beklagt, sich beim Telefoninterview oder Videocall schlechter präsentieren zu können als persönlich, müssen wir hier noch dazulernen.“

Berufseinsteiger/innen massiv unter Druck

Im Jahr 2020 ist der Stellenmarkt für Young Professionals überdurchschnittlich stark um 28 Prozent eingebrochen, wie der StepStone Fachkräfteatlas 2020 zeigt. Zwei von drei Berufseinsteiger/innen finden schwerer einen Job – im vergangenen September waren nur 29 Prozent dieser Ansicht. Wer beruflich bereits Fuß fassen konnte, sorgt sich um seinen Arbeitsplatz (23 Prozent). „Ich habe 2020 3x den Job verloren. Ich erlebe die Jobsuche als den absoluten Wahnsinn!“ kommentiert eine junge Studienteilnehmerin. 

Generell fällt es vielen aktuell schwer, Berufserfahrung zu sammeln: Jeder dritte Berufseinsteiger, jede dritte Berufseinsteigerin beklagt, dass sogar Praktika rar und schwer zu bekommen sind. „Traineeprogramme und Onboarding von Beschäftigten mit wenig bis gar keiner Arbeitserfahrung sind aufwendiger und für viele Unternehmen in der Krise einfach nicht möglich, es fehlen die Ressourcen und die Leute vor Ort, die diese Einschulungen durchführen könnten. Dazu kommt der weit verbreitete Einstellungsstopp. Es werden zwar Schlüsselpositionen nachbesetzt – mit Professionals –, aber weniger neue Stellen geschaffen“, erklärt Dürhammer die besonders schwierige Situation, ist aber überzeugt: „Sobald wir alle wieder einfacher an unsere Arbeitsplätze zurückkehren können, werden sich die Chancen für Young Professionals wieder bessern.“

Bis dahin überlegen 15 Prozent, eine weitere Ausbildung anzuhängen um den Berufseinstieg zu verschieben. Ebenso viele sind wieder auf finanzielle Unterstützung von Dritten angewiesen.

Jobsuche in Zeiten von Corona: zermürbend

Jede zweite befragte Person ist heute unzufriedener mit ihrem Job oder ihren Jobaussichten als vor der Krise. Im Sommer 2020 waren lediglich 22 Prozent dieser Ansicht und noch gut zwei Drittel aller Befragten (68 Prozent) mit ihrem Job immerhin zumindest gleich zufrieden wie vor der Krise. Das Hauptproblem für die Jobsuchenden: unter allen Bewerberinnen und Bewerbern positiv herauszustechen (58 Prozent). Damit setzt sich ein Trend fort, der schon im Sommer letzten Jahres festzustellen war: In einer repräsentativen StepStone-Umfrage von August 2020 hatte fast die Hälfte aller Befragten Angst, im nächsten halben Jahr keinen passenden Job zu finden. Ein weiteres Drittel gab an, dass sich die Arbeitslosigkeit in ihrem Beruf wegen der Krise deutlich erhöht habe, ein Studienteilnehmer, der vielen aus der Seele spricht: „Es ist schwierig. 20 Absagen. Ich habe keine Motivation mehr.“

 

„Mit rund 500.000 Arbeitslosen haben wir aktuell in Österreich eine äußerst herausfordernde Situation. Das spiegelt sich auch in unserer Studie wider. Arbeitssuchende sehen für sich eher schlechte Chancen und blicken negativ auf die kommenden Monate,“ so Corina Drucker, Pressesprecherin StepStone Österreich.

„Von 100 Bewerbungen in den letzten 8 Monaten habe ich 100 Absagen erhalten. Ich wurde 5 Mal zu einem Telefonat/Gespräch eingeladen. Bei vielen Absagen wurde mir mitgeteilt, dass ich zu alt bin“, berichtet eine Studienteilnehmerin von ihrer Jobsuche.

„Wir sehen, dass den Menschen die Jobsuche aktuell besonders schwerfällt, aber auch, dass der Fachkräftemangel noch besteht und viele Unternehmen nicht die richtigen Kandidatinnen und Kandidaten finden. Hier sehe ich einen klaren Auftrag für Jobportale wie StepStone, noch besser dabei zu unterstützen, dass die Richtigen zusammenfinden,“ erklärt Dürhammer und ergänzt: „Dazu muss man die richtigen Fragen stellen: Wen will ein Unternehmen ansprechen und was findet diese Zielgruppe ansprechend? Wir wissen aus Studien, dass Frauen andere Erwartungen an einen Arbeitgeber haben, dass Millenials anders ticken als die Generation 50+ und auch, dass diverse Teams wichtig sind – das Know-How von Älteren ebenso wie die Dynamik der Jüngeren. Dieses Wissen muss noch stärker ins Recruiting einfließen.“

Österreichische Arbeitgeber/innen schneiden gut ab

Die rasche und kompetente Reaktion auf die Krise hat auch positive Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Beschäftigten und ihren Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern: Drei Viertel aller Befragten (75 Prozent) sind eher oder sehr zufrieden mit dem Verhalten ihres Unternehmens während der Krise. 17 Prozent geben an, dass sich ihr Bild vom Unternehmen während der Krise verbessert hat und sie daher doch bleiben wollen, obwohl sie ursprünglich andere Pläne hatten. „Tests sobald verfügbar und Impfungen für alle, die wollten, wurden organisiert. Zudem gab es eine Prämie für alle, die das organisiert haben“, schreibt etwa eine Mitarbeiterin im Pflege- und Arzthelferbereich aus Niederösterreich, während ein Mitarbeiter im Finanzwesen aus Oberösterreich lobt: „Krisenmanagement funktioniert perfekt. Es wurde bereits vorausschauend Ende Jänner 2020 ein Krisenstab installiert.“

Der Großteil aller befragten Beschäftigten (82 Prozent) ist davon überzeugt, dass ihre Gesundheit dem Unternehmen, für das sie tätig sind, wichtig ist. Für 41 Prozent hat die Gesundheit der Belegschaft seit Beginn der Krise eine hohe Priorität, bei weiteren 41 Prozent kommt der Arbeitgeber/ die Arbeitgeberin den jeweiligen Empfehlungen der Regierung nach. Allerdings werden in knapp zehn Prozent aller Befragten, die vorgeschriebenen Maßnahmen der Regierung an ihrem Arbeitsplatz nicht eingehalten, weitere acht Prozent fühlen sich durch die Maßnahmen an der Arbeitsstelle nicht ausreichend geschützt.

Impfen ja, Verpflichtung nein

Ausgehend von der positiven Erfahrung wünschen sich die Beschäftigten von ihrem Arbeitgeber, bzw. ihrer Arbeitgeberin auch Corona-Impfmöglichkeiten (47 Prozent) und kostenlose Schutzmasken (46 Prozent). Auch regelmäßige Schnelltests im Büro wären von vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern gerne gesehen (41 Prozent).

Eine generelle Impfpflicht würden 28 Prozent begrüßen. Jede/r Zweite fände den Ansatz richtig, aber statt einer Verpflichtung auf persönliche Impf-Anreize setzen, und 18 Prozent geben an, dass sie eher kündigen würden, als sich einer Impfpflicht zu unterwerfen, darunter vor allem Jüngere – die Impfbereitschaft steigt mit dem Alter der Befragten.

Wer heute einen Job sucht, steht einer Impfpflicht übrigens offener gegenüber als jene, die sich bereits in Beschäftigung befinden: Fast die Hälfte (46 Prozent) würde sich impfen lassen, wenn das für eine Jobzusage verlangt wird. Ein Drittel aller Befragten findet, dass der Impfstatus kein Einstellungskriterium sein sollte.

Keine Gehaltserhöhung: Jede/r Zehnte würde kündigen

Beim Thema Gehalt zeigt man sich angesichts der Lage eher bescheiden: 27 Prozent ist momentan ein sicherer Arbeitsplatz wichtiger als das Gehalt. „Ich bin sehr zufrieden, weil ich trotz Corona in der glücklichen Lage bin, dass ich immer noch einen Job habe,“ zeigt exemplarisch der Kommentar eines Studienteilnehmers.

Dennoch will der Großteil bei der Bezahlung nur ungern Kompromisse eingehen: Mehr als die Hälfte aller Befragten wäre nicht bereit, ein niedrigeres Gehalt in Kauf zu nehmen, um den Arbeitsplatz zu sichern oder einen neuen Job zu bekommen.

27 Prozent sind mit ihrem Gehalt ohnehin zufrieden, aber gut jede/r Zehnte (11 Prozent) überlegt, den aktuellen Job zu kündigen, wenn nicht bald eine Gehaltserhöhung gewährt wird.

 
Über StepStone
StepStone ist einer der führenden internationalen Player im E-Recruiting. Zusätzlich zu diversen Online Job-Portalen umfasst das Portfolio digitale Services im Bereich Employer Branding, Gehaltsanalysen und Video-Recruiting. Als Teil der Axel Springer SE ist StepStone inzwischen eines der erfolgreichsten Digitalunternehmen, das Standorte in 24 Ländern besitzt und weltweit mehr als 3.600 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des internationalen Karriere-Netzwerks “The Network” ist StepStone in der Lage, Ausschreibungen auf Partnerseiten in bis zu 138 Ländern auszuspielen und damit neben dem Fokus auf den österreichischen Arbeitsmarkt die Nummer eins für grenzübergreifende Talentsuche.
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