Benefits: Nur 4% bieten Home Office

Arbeitgeber setzen stattdessen verstärkt auf Weiterbildung


17.09.2019

Gemütlich im Pyjama im Home Office arbeiten, anstatt auf dem Weg in die Arbeit stundenlang im Stau zu stehen? Das wünschen sich immer mehr Arbeitnehmer in Österreich.

Allein: Die wenigsten Arbeitgeber gehen auf diesen Wunsch auch ein, zeigt eine StepStone-Analyse von Benefits in Stellenanzeigen, für die österreichweit 22 Printmedien und 21 Jobbörsen analysiert wurden.

So nennen nur 4% aller Jobinserate Home Office als zusätzliche Leistung. Einzige Ausnahme: IT-Spezialisten wird in immerhin 13% aller Stellenanzeigen die Möglichkeit zur Heimarbeit angeboten. Unternehmen tun sich damit keinen Gefallen, warnt Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich: „Gerade für die jüngere Generation ist Arbeit nicht mehr zwangsläufig an einen Ort gebunden. Das sollten Arbeitgeber bedenken, wenn sie wieder einmal verzweifelt nach Nachwuchstalenten suchen.“

Flexible Arbeitszeiten für gut ausgebildete Arbeitnehmer

Beim Thema Fortbildung zeigen sich Österreichs Arbeitgeber hingegen großzügig: Fast die Hälfte (40%) aller Stellenanzeigen nennt Weiterbildungsangebote als eines der wichtigen Benefits. Vor allem im Einzelhandel und in Pflege- und Arzthelferberufen setzt man auf die zusätzliche Qualifizierung der eigenen Belegschaft: Knapp zwei Drittel (61% bzw. 59%) aller Stellenanzeigen in diesen Bereichen beinhalten Weiterbildung als Zusatzleistung des Arbeitgebers.

Jedes fünfte Unternehmen (20%) versucht, im Jobinserat mit flexiblen Arbeitszeiten zu punkten. Am ehesten zugestanden werden sie Ingenieuren (30%) sowie Mitarbeitern in der IT (35%) und im naturwissenschaftlichen Bereich (29%). Bauer: „Besonders gut ausgebildeten Arbeitnehmern versucht man, mit flexiblen Arbeitszeiten entgegenzukommen. Während nur 6% aller Mitarbeiter in Pflege- und Arzthelferberufen von flexiblen Arbeitszeiten profitieren können, werben fünf Mal so viele Jobinserate für technische Berufe damit.“

Benefits unterscheiden sich je nach Berufsgruppe

Landesweit unterscheiden sich die angebotenen Benefits stark nach Berufsgruppen. So punktet etwa der Einzelhandel mit Möglichkeiten zur Weiterbildung (61%), Karrierechancen (33%) und Zusatzvergütungen (41%). Auch Prämien spielen in gut einem Drittel (35%) aller Stellenanzeigen im Verkauf eine wichtige Rolle – im Gegensatz zum österreichischen Gesamtbild, wo nur 8% aller Jobinserate Prämien als Benefit angeben.

Die stark nachgefragte Berufsgruppe der IT-Experten hingegen versucht man mit flexiblen Arbeitszeiten (35%), kostenloser Verpflegung (20%) und Mitarbeiterevents (19%) etwas zu bieten. Rudi Bauer zweifelt, ob das die richtigen Zusatzleistungen sind: „Unserer Erfahrung nach hat die Zielgruppe der IT-Experten vor allem Interesse an neuester technischer Ausstattung und der Möglichkeit, im Job dazuzulernen. Ob man diese hoch qualifizierten Fachkräfte mit einem Schnitzel in der Kantine und der jährlichen Weihnachtsfeier überzeugen kann, ist unsicher.“

Gesundheitsberufe setzen auf Familienfreundlichkeit

Im Gesundheitsbereich setzt man ganz auf die Verbindung von Beruf und Familie: Während nur 3% aller Stellenanzeigen insgesamt explizit die Familienfreundlichkeit betonen, sind es in Pfleger- und Arzthelferberufen 17%. Auch Inserate, die Ärzte ansprechen, setzen auf Familienfreundlichkeit (7%) und Unterstützung bei der Kinderbetreuung (8%).

Der Vertrieb tendiert naturgemäß zu Zusatzvergütungen (22%), Provisionen (12%) und Firmenwägen (15%), während Mitarbeitern in technischen Ausbildungsberufen im Vergleich zum Gesamtbild vor allem flexible Arbeitszeiten (21%), Mitarbeiterevents (9%) und ein Firmenwagen (7%) geboten werden.

Work Life Balance spielt untergeordnete Rolle

Im Gesamtbild zeigt sich, dass österreichische Arbeitgeber vor allem auf Weiterbildung (40%), flexible Arbeitszeiten (20%) sowie Aufstiegsmöglichkeiten (19%) und Zusatzvergütungen (16%) setzen. Mehr als jedes zehnte Unternehmen (13%) bietet auch Mitarbeiterverpflegung an.

Umgekehrt versuchen die wenigsten Arbeitgeber, mit Angeboten wie Extra-Urlaub, einer Festanstellung oder Altersvorsorge zu punkten – nur 1% aller untersuchten Stellenanzeigen verfügen über diesbezügliche Angaben. Auch das Thema Work Life-Balance wird nur in 2% aller untersuchten Inserate erwähnt, ebenso wenig wie die Unterstützung bei der Kinderbetreuung (2%) oder Familienfreundlichkeit (3%).

„Viele Arbeitgeber haben die Wichtigkeit einer reibungslosen Verbindung von Beruf und Privatleben immer noch nicht erkannt”, bedauert Rudi Bauer. „Dabei wäre das durchaus ein Hebel, bei dem man ansetzen und sich einen Wettbewerbsvorteil im Recruiting verschaffen könnte – vor allem, wenn man jüngere Fachkräfte mit Familie für sich interessieren möchte.“

 

10 Extra-Facts

  • 17% aller Stellenanzeigen für Naturwissenschaftler beinhalten Fitnessangebote (gesamt: 8%)
  • 9% aller Jobinserate für IT-Mitarbeiter punkten mit „guter Anbindung/Lage“ (gesamt: 5%)
  • 61% aller Jobanzeigen im Einzelhandel beinhalten Weiterbildungsmaßnahmen (gesamt: 40%)
  • 19% aller IT-Mitarbeiter bietet man Mitarbeiterevents an (gesamt: 8%)
  • 7% aller Stellenanzeigen für Ärzte versprechen flexible Arbeitszeiten (gesamt: 20%)
  • 17% aller Jobanzeigen für Pfleger- und Arzthelferberufe betonen Familienfreundlichkeit (gesamt: 3%)
  • 8% aller Inserate für Finanz- und Rechnungswesen erwähnen kostenfreie Mitarbeiterverpflegung (gesamt: 13%)
  • 15% aller Mitarbeiter im Vertrieb wird ein Firmenwagen angeboten (gesamt: 6%)
  • 6% aller Inserate für Ingenieure sprechen von Work Life-Balance (gesamt: 2%)
  • 0,3% aller Stelleninserate bieten „Spaß am Arbeitsplatz“, eine 38 Stunden-Woche oder Mitarbeiterbeteiligungen

 

Zur Studie: StepStone Österreich zählt zu den führenden Recruiting-Unternehmen Österreichs und führt laufend Studien zu den Themen Employer Branding, Recruiting und Personalmanagement durch. Für die vorliegende Erhebung hat die Marktforschungsagentur index im Auftrag von StepStone von Jänner bis Juni 2019 in 22 Printmedien und 21 Jobbörsen Stellenanzeigen in ganz Österreich ausgewertet.

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