Neuer Job? Darauf legen Beschäftigte heute Wert

Die reprästenative Studie von Stepstone Österreich gibt Einblicke in die Kandidatenmentalität, ihre beruflichen Bedürfnisse und Pläne.


28.03.2023

Der Stepstone-Jobreport 2023, eine repräsentative Studie von Stepstone Österreich, zeigt: Die Jobzufriedenheit ist hoch, die Wechselbereitschaft und auch das Selbstbewusstsein der Beschäftigten steigen. Zentrale Forderungen wie mehr Gehalt und mehr Freizeit gewinnen an Bedeutung, denn die Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt ändern sich.

Wie erleben die Menschen in Österreich Arbeit in Zeiten unterschiedlicher Krisen? Welche Konsequenzen haben die demographische Entwicklung in Europa, die Nachwirkungen der Coronakrise, die Energiekrise und der gleichzeitig boomende Jobmarkt der vergangenen zwölf Monate für Wirtschaft, Arbeitsmarkt und das Mindset der Beschäftigten und Jobsuchenden? Und welche Konsequenzen für die Personalarbeit zeichnen sich dadurch ab?

Mit dem jährlichen Stepstone-Jobreport untersucht Stepstone nun bereits zum dritten Mal diese und weitere Fragen. Für die vorliegende Studie wurden im Dezember 2022 und Jänner 2023 2004  Personen repräsentativ für Österreich durch die Marktforschungsagentur MindTake befragt. Ein Großteil der Befragten ist im Moment in einem Angestelltenverhältnis (58 Prozent Vollzeit, 21 Prozent Teilzeit). Insgesamt sechs Prozent der Befragten sind selbstständig tätig (in Vollzeit oder Teilzeit). Jeweils fünf Prozent sind in Ausbildung oder geben an, auf Arbeitssuche zu sein. Drei Prozent der Befragten sind in Karenz. Die meisten Befragten haben in ihrem Hauptberuf keine Personalverantwortung (69 Prozent) und arbeiten in einem Unternehmen mit über 250 Mitarbeiter*innen (42 Prozent). 55 Prozent arbeiten aktuell in einem Beruf, der überwiegend aus Büroarbeit besteht.

Zudem fließen die Ergebnisse weiterer Stepstone-Studien mit ein, etwa Daten aus dem Stepstone-Fachkräfteatlas: Für diesen untersuchen die Personalmarktforscher von index Research im Auftrag von Stepstone laufend repräsentativ für Österreich alle ausgeschriebenen Stellenanzeigen in 22 österreichischen Printmedien und 35 Jobbörsen.

 

Die zentralen Ergebnisse

  1. Die Jobzufriedenheit ist hoch. Beschäftigte legen großen Wert drauf, ihren Job zu behalten
  2. Es ist nicht die Zeit für Arbeitgeber, sich zurückzulehnen, denn 55 Prozent würden eher kündigen, als einen Job zu behalten, der nicht ihren Bedürfnissen entspricht. Vor allem jüngere Generationen sind deutlich weniger bereit, unpassende Arbeitsbedingungen zu „erdulden“.
  3. Die Wechselbereitschaft steigt: 43 Prozent der Befragten stehen einem Jobwechsel 2023 offen gegenüber.
  4. Es gibt vier zentrale Forderungen von Arbeitnehmer*innen, auf die sich Arbeitgeber 2023 einstellen sollten.
  5. Der Wunsch nach Teilzeitarbeit ist groß: Wenn die Befragten frei wählen könnten, würden nur 35 Prozent eine Vollzeitanstellung wählen.
  6. Die Hauptgründe für die Teilzeitarbeit sind erstens mangelnde Work-Life-Balance in den meisten Vollzeit-Jobs, zweitens die psychische und drittens die körperliche Belastung durch den ausgeübten Beruf.
  7. New Work hält Einzug, wenn auch langsam. In den letzten zweieinhalb Jahren haben sich die Stellenanzeigen, in denen „Buzzwords“, wie z.B. Vertrauensarbeitszeit, Jobsharing oder Coworking, Fehlerkultur oder flache Hierarchie verdoppelt.

 

Die Jobzufriedenheit ist hoch

Die berufliche Zufriedenheit in Österreich ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen. Vor einem Jahr haben 66 Prozent angegeben, mit ihrer beruflichen Situation (sehr) zufrieden zu sein, 2023 sagen das bereits 70 Prozent der Befragten.

 


 

Im Großen und Ganzen ist es den Beschäftigten in Österreich (sehr) wichtig, ihren Job zu behalten. „Meinen Job zu behalten ist mir wichtig“, sagen im Schnitt 76 Prozent der Befragten. Die Generationen ähneln sich in dieser Hinsicht mehr, als sie sich unterscheiden. Unter den Befragten der Genz Z sagen sieben von zehn (73 Prozent), dass es ihnen wichtig ist, ihren Job zu behalten. Besonders ausgeprägt ist diese Überzeugung aber bei Beschäftigten der Gen X (42 – 57 Jahre), wo 78 Prozent zustimmen. Am wichtigsten ihren Job zu behalten, ist es für Menschen in Karenz.

Gründe für die zunehmende Zufriedenheit mit dem Beruf in den letzten zwölf Monaten sind die Verbesserungen am Arbeitsmarkt, das große Angebot an Jobs, verbesserte Arbeitsbedingungen und Weiterbildungsmöglichkeiten.

  1. Verbesserungen auf dem Arbeitsmarkt: In den letzten Jahren hat sich der österreichische Arbeitsmarkt verändert, was zu mehr Arbeitsplätzen und einer sehr niedrigen Arbeitslosenquote geführt hat. Diese positiven Entwicklungen können zu einem höheren Maß an Zufriedenheit bei Beschäftigten führen.
  2. Verbesserte Arbeitsbedingungen: Viele Unternehmen haben in den letzten Jahren in die Verbesserung der Arbeitsbedingungen investiert, wie z.B. flexiblere Arbeitszeiten, mehr Freiheiten bei der Arbeit, und eine bessere Work-Life-Balance. Das kann dazu beitragen, dass Arbeitnehmer*innen zufriedener mit ihrer Arbeit sind.
  3. Wachsende Möglichkeiten zur Weiterbildung: In vielen Branchen und Berufsfeldern gibt es in Österreich immer mehr Möglichkeiten zur Weiterbildung. Arbeitnehmer*innen können sich weiterentwickeln und neue Herausforderungen annehmen, was ebenfalls zu höherer Zufriedenheit beitragen kann.

 

Am zufriedensten sind die Beschäftigten im Finanz- und Rechnungswesen (80 Prozent sind sehr oder eher zufrieden) und in Marketing, PR, Werbung (77 Prozent), mit Führungsverantwortung (74 Prozent), in Vorarlberg (74 Prozent) und der Steiermark (73 Prozent).

Am wenigsten zufrieden sind die Beschäftigten in Tirol (65 Prozent) und Salzburg (67 Prozent), Ein-Personen-Unternehmen (63 Prozent), in Hotellerie und Gastronomie (58 Prozent) und dem Verkauf (Einzel- und Großhandel), wo 63 Prozent angeben, sehr oder eher zufrieden zu sein.

 

Es ist nicht die Zeit für Arbeitgeber, sich zurückzulehnen

Es gibt vier zentrale Forderungen von Arbeitnehmer*innen, auf die sich Arbeitgeber 2023 einstellen sollten, wenn sie ihre Mitarbeiter*innen halten wollen. Denn 55 Prozent würden eher kündigen, als einen Job zu behalten der nicht ihren Bedürfnissen entspricht.

 


 

Wie diese Bedürfnisse genau aussehen, zeigt die Umfrage:

  • Forderung nach mehr Flexibilität: In etwa vier von zehn Befragten (38 Prozent) fordern 2023 mehr Flexibilität im Job. Vor allem ausgeprägt ist dieser Wunsch bei Arbeitnehmer*innen der Gen Z (52 Prozent), in Marketing, PR, Werbung (65 Prozent) und unter Beschäftigten der Hotellerie und Gastronomie (60 Prozent).
  • Forderung nach mehr Gehalt: Im Österreichschnitt peilt jede*r Zweite für 2023 eine Gehaltsverhandlung an, um mehr Gehalt einzufordern.
  • 63 Prozent der Österreicher*innen sind Weiterbildungsmöglichkeiten im Job (sehr) wichtig
  • Wunsch nach Teilzeitarbeit: Wenn die Befragten frei wählen könnten, würden 60 Prozent der Gastro-Mitarbeiter*innen eine Teilzeitanstellung wählen. Dahinter steckt aber primär der hohe Stellenwert, den Work-Life-Balance mittlerweile hat, sowie eine zu hohe körperliche und mentale Belastung.

 

Die Wechselbereitschaft steigt

Ein wichtiges Thema für Arbeitgeber ist die allgemeine Wechselbereitschaft unter Angestellten. Für den Jobreport wurde 1600 Menschen in einem Angestelltenverhältnis (Teilzeit und Vollzeit) die Frage gestellt „Welche der folgenden Antworten trifft hinsichtlich eines Jobwechsels 2023 auf Sie zu?“.

53 Prozent der Befragten haben nicht vor, 2023 ihren Job zu wechseln.

43 Prozent der Befragten stehen einem Jobwechsel offen gegenüber, befinden sich gerade inmitten eines Wechsels (2 Prozent), würden wechseln, wenn das Angebot attraktiv ist (21 Prozent), oder wenn sich der Arbeitgeber in gewissen Punkten wie Benefits, Gehalt, oder Arbeitszeit nicht auf sie zubewegt (15 Prozent).

 

Der Wunsch nach Teilzeitarbeit ist groß

Teilzeitarbeit ist beliebt wie noch nie. Von rund 4,4 Millionen Erwerbstätigen in Österreich waren 2021 (aktuellere Zahlen gibt es nicht) rund eine Million Frauen und 270.000 Männer in Teilzeit beschäftigt. Der Hauptgrund, warum sich Menschen gegen eine Vollzeittätigkeit entscheiden, ist für die meisten der Wunsch, mehr Zeit für sich und sein Umfeld zu haben. Wer in Vollzeit arbeitet, tut das vorrangig, um sich die volle Pension zu sichern und Altersarmut zu vermeiden.

 Gründe für die Arbeit in Teilzeit:

  1. Das Leben ist zu kurz, ich will mehr Zeit für mich und mein Umfeld haben. (55 Prozent)
  2. Meine Arbeit fordert mich zu sehr, Vollzeit würde ich mental nicht schaffen (38 Prozent)
  3. Meine Arbeit fordert mich zu sehr, Vollzeit würde ich körperlich nicht schaffen (37 Prozent)
  4. Teilzeit rentiert sich steuerlich/finanziell mehr (35 Prozent)
  5. Lieber reduziere ich meine Ausgaben, als mehr zu arbeiten (33 Prozent)
  6. Es fehlt mir an Betreuungsmöglichkeiten für meine Angehörigen (Kind, pflegebedürftige Familienmitglieder o.ä.) um Vollzeit zu arbeiten (31 Prozent)
  7. Wofür soll ich mehr verdienen, wenn meine großen Träume (Eigenheim / Auto etc.) ohnehin nicht mehr leistbar sind (30 Prozent)
  8. Mein Arbeitgeber ist nicht offen dafür/ hat keinen Bedarf (26 Prozent)

Work-Life-Balance ist Hauptgrund für Teilzeit

Der Hauptgrund, warum Menschen einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, ist, weil sie mehr Zeit für sich und ihr Umfeld haben möchten. Am stärksten ist dieser Grund mit 57 Prozent bei der Gen X ausgeprägt, also bei Beschäftigten zwischen 42 und 57 Jahren – am schwächsten bei der Gen Z (51 Prozent).

Mehr als jede*r dritte Teilzeitbeschäftigte empfindet die eigene Arbeit als zu fordernd

„Vollzeit würde ich mental nicht schaffen“, sagen 38 Prozent und körperlich überfordernd wäre eine Vollzeitbeschäftigung für 37 Prozent der Befragten. Die mentale Belastung ist tendenziell stärker bei Männern (42 Prozent) und Beschäftigten über 58 Jahren (40 Prozent) ausgeprägt.

Unter den mental fordernden Berufen finden sich das Personalwesen (67 Prozent), Produktion/Fertigung (61 Prozent), IT (58 Prozent) oder auch Marketing/PR/Werbung (57 Prozent). Körperlich belastend sind tendenziell eher die Berufsfelder Produktion/Fertigung (56 Prozent) oder auch Hotellerie/Gastronomie (53 Prozent).

Fehlende Betreuungsmöglichkeiten für Angehörige, wie etwa Kinder, geben 31 Prozent als Grund für die Teilzeitbeschäftigung an. Frauen (34 Prozent) sehen das eher als Grund als Männer (21 Prozent).

 

New Work hält Einzug, wenn auch langsam

Im Zuge der Digitalisierung und Globalisierung findet auf dem Arbeitsmarkt ein Wandel statt – weg von klassischen Strukturen hin zu einer flexibleren und selbstständigeren Arbeitsweise, die Privatleben und Arbeit immer mehr miteinander verbindet. New Work vereint unterschiedliche Ansätze wie Agilität, Führung auf Augenhöhe und Work-Life-Balance, welche zu motivierteren Mitarbeiter*innen und einem letztendlich höheren Unternehmensumsatz führen sollen. Doch welche dieser unterschiedlichen Ansätze werden in den österreichischen Unternehmen bereits umgesetzt und wie hat sich die Situation in den vergangen  zwei Jahren entwickelt? Dafür hat die Marktforschungsagentur index Research im Auftrag von Stepstone 1,4 Mio. Stellenanzeigen untersucht, die im Jahr 2019 und im Jahr 2022 kommerziell geschaltet wurden.

 


 

Flexibilität von Arbeitszeit hat deutlich zugenommen

Charakteristisch für New Work ist die freie Arbeitszeitgestaltung, die eine bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf ermöglicht. Die Erwähnung der Stichwörter „Arbeitszeitkonten“, „Vertrauensarbeit“ oder „Gleitzeit“ in Stellenanzeigen stieg von rund 9.300 auf 26.500 Inserate, eine Zunahme von 185 Prozent zwischen 2019 und 2022. Trotzdem sind das nur rund 3 Prozent der gesamten untersuchten Stellenanzeigen. Unter den 2000 Befragten des Jobreports geben 16 Prozent an, sich ihre Zeit komplett frei einteilen zu können und weitere 43 Prozent können innerhalb eines definierten Rahmens z.B. (Gleitzeit) frei entscheiden. Vollzeitangestellte sind deutlich freier (46 Prozent können innerhalb eines Rahmens frei entscheiden) als Teilzeitangestellte, unter denen nur 35 Prozent flexibel entscheiden können, wann sie ihre Arbeit erledigen.

 

 

StepStone Jobreport 2023 - Onepager Teilzeitboom

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