Jahresbruttogehalt

Die Vorteile einer Jahresgehaltsangabe


05.12.2024

Beim Bewerbungsprozess kommt irgendwann der Moment, in dem du nach deiner Gehaltsvorstellung gefragt wirst. Dieser Punkt ist oft ein wenig unangenehm, weil man schnell unsicher wird: Wie formuliere ich meine Erwartungen, ohne zu hoch oder zu niedrig zu pokern? Eine Empfehlung ist es, die Gehaltsvorstellung immer als Jahresgehalt anzugeben – und zwar nicht nur, weil es professioneller wirkt, sondern auch, weil es für beide Seiten einige Vorteile hat. Hier erfährst du, warum die Angabe eines Jahresgehalts die klügste Wahl ist.

Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste zum Jahresbruttogehalt in Kürze
Was bedeutet „Jahresbruttogehalt“?
Brutto vs. Netto
1. Mehr Klarheit und Transparenz
2. Branchenstandard
3. Langfristige Planungssicherheit
4. Flexibilität in Gehaltsverhandlungen
5. Gehaltsstrukturen des Unternehmens
6. Vermeidung von Missverständnissen
7. Vergleichbarkeit
Wie du dein Jahresbruttogehalt richtig einschätzt
Gute Gründe für einen Jobwechsel
Fazit
FAQ – häufig gestellte Fragen

Das Wichtigste zum Jahresbruttogehalt in Kürze

  • Das Jahresbruttogehalt umfasst das gesamte Gehalt inklusive Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld und Sonderzahlungen, das vor Abzügen wie Steuern und Sozialabgaben verdient wird.
  • Brutto ist der Betrag, bevor Abgaben wie Steuern und Sozialversicherungen abgezogen werden, während das Netto-Gehalt den Betrag darstellt, der tatsächlich auf dem Konto landet.
  • Gehaltsverhandlungen orientieren sich meist am Bruttogehalt, da dies objektiver und für beide Seiten planbarer ist.
  • Das Jahresgehalt bietet eine klare Grundlage für Gehaltsverhandlungen und vermeidet Missverständnisse über monatliche oder zusätzliche Zahlungen.
  • Im Bewerbungsgespräch sollte die Gehaltsvorstellung präzise und realistisch als Jahresbruttogehalt angegeben werden.

 

Was bedeutet „Jahresbruttogehalt“?

Das Jahresbruttogehalt ist das Gesamtgehalt, das du innerhalb eines Kalenderjahres vor Abzügen (Steuern, Sozialversicherungsbeiträge etc.) von deinem Arbeitgeber erhalten wirst. Es handelt sich dabei um die Summe, die du vertraglich zugesichert bekommst, ohne dass bereits die gesetzlichen Abgaben abgezogen wurden. Dazu gehören also nicht nur das monatliche Grundgehalt, sondern auch alle weiteren Zahlungen wie:

  • Urlaubsgeld
  • Weihnachtsgeld
  • Vereinbarte Boni oder Prämien
  • Zulagen und Zuschüsse (z. B. für Pendeln oder Verpflegung)

Das Jahresbruttogehalt ist daher eine umfassende Angabe und gibt eine realistische Vorstellung davon, wie viel dir dein Arbeitgeber für deine Leistung insgesamt bezahlt.

Möchtest du dein Monatsbruttogehalt berechnen, musst du das Jahresbruttogehalt durch 14 dividieren.

Brutto vs. Netto: Wo liegt der Unterschied?

Viele Menschen sind bei Gehaltsverhandlungen unsicher, ob sie von ihrem Brutto– oder Netto-Gehalt sprechen sollen. Um Verwirrungen zu vermeiden, konzentrieren sich die meisten Verhandlungen auf das Bruttogehalt, denn das Netto, also der Betrag, der tatsächlich auf deinem Konto landet, hängt von individuellen Faktoren ab, wie zum Beispiel:

  • Deinem persönlichen Steuersatz
  • Der Steuerklasse
  • Versicherungsbeiträgen und anderen Abgaben

Das Bruttogehalt ist für den Arbeitgeber jedoch die Summe, mit der er planen kann, und bietet eine objektive Grundlage für die Verhandlungen. Für dich selbst ist es wichtig zu wissen, dass dein Netto-Gehalt oft niedriger ausfällt, da Steuern und Sozialabgaben einen Teil davon ausmachen. Es ist daher empfehlenswert, im Vorfeld einer Gehaltsverhandlung genau zu klären, wie sich dein Bruttogehalt auf dein tatsächliches Einkommen auswirkt.

1. Mehr Klarheit und Transparenz

Wenn du dein Gehalt als Jahresbetrag angibst, schaffst du von Anfang an Klarheit. Ein Monatsgehalt kann leicht missverständlich sein, da es Unklarheiten über Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld oder Urlaubsgeld geben kann. Wird dieses bereits im monatlichen Betrag berücksichtigt oder nicht? Ein Jahresgehalt hingegen umfasst alle Aspekte und sorgt dafür, dass du und das Unternehmen auf einer klaren, gemeinsamen Basis verhandeln könnt.

Darüber hinaus berücksichtigen viele Arbeitgeber nicht nur das reine Grundgehalt, sondern auch Zusatzleistungen wie Boni, Aktienoptionen oder andere Benefits. Wenn du diese Aspekte im Hinterkopf hast und ein Jahresgehalt angibst, zeigst du, dass du die Gesamtheit der Vergütungspakete verstehst und bereit bist, das Gesamtbild zu betrachten.
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2. Branchenstandard: So denken Unternehmen

In den meisten Branchen ist es üblich, das Gehalt auf Jahresbasis zu berechnen. Personalverantwortliche und Finanzabteilungen planen und kalkulieren meist in Jahressummen – sie achten darauf, welche Kosten das Unternehmen über den gesamten Jahreszeitraum entstehen. Wenn du also gleich ein Jahresgehalt angibst, passt das zu ihrer Denkweise und sorgt für einen reibungsloseren Ablauf.

Für dich als Bewerber hat das den Vorteil, dass du professionell und vorbereitet wirkst. Du zeigst, dass du weißt, wie die Branche funktioniert, und dass du auch längerfristig denkst. Dadurch kann sich das Unternehmen eher mit deiner Erwartung identifizieren, was deine Chancen in den Gehaltsverhandlungen verbessert.

3. Langfristige Planungssicherheit

Auch für dich persönlich bringt die Angabe eines Jahresgehalts einige Vorteile mit sich, die oft übersehen werden. Denn wenn du dein Gehalt pro Jahr festlegst, hast du eine viel klarere Vorstellung davon, wie dein Einkommen über einen längeren Zeitraum aussehen wird. Du kannst besser planen – sowohl finanziell als auch beruflich.

Ein Monatsgehalt gibt dir lediglich einen kurzen Ausschnitt deines Einkommens, aber das Jahresgehalt zeigt dir, welche Summe insgesamt zur Verfügung steht, einschließlich eventueller Bonuszahlungen oder anderer zusätzlicher Leistungen. Diese langfristige Sichtweise hilft dir, dein Budget für größere Ausgaben besser zu planen, wie Urlaubsreisen, große Anschaffungen oder Investitionen.

4. Flexibilität in Gehaltsverhandlungen

Die Angabe eines Jahresgehalts schafft nicht nur Klarheit, sondern auch mehr Flexibilität in den Verhandlungen. Wenn du ein Jahresgehalt angibst, öffnet das den Raum für eine differenzierte Diskussion. Sollte das Unternehmen zum Beispiel bei deinem Wunschgehalt nicht mitgehen können, kannst du bei Boni, Zusatzleistungen oder flexiblen Arbeitszeiten flexibler sein, ohne den Fokus zu stark auf dein Grundgehalt zu legen.

Das bedeutet: Du behältst die Kontrolle über das Gespräch und kannst verschiedene Komponenten deines Vergütungspakets so gestalten, dass es für beide Seiten passt. In vielen Fällen sind Unternehmen offener für Verhandlungen über Zusatzleistungen als für direkte Gehaltserhöhungen. So kannst du möglicherweise Benefits wie zusätzliche Urlaubstage, eine betriebliche Altersvorsorge oder Weiterbildungsmöglichkeiten erhalten, die für dich ebenfalls einen hohen Wert haben.

5. Anpassung an Gehaltsstrukturen des Unternehmens

Unternehmen haben oft interne Gehaltsstrukturen und -bänder, an denen sie sich orientieren. Diese sind meist auf Jahresgehälter ausgelegt, um eine faire Vergütung innerhalb der gesamten Belegschaft zu gewährleisten. Wenn du dein Gehalt als Jahresgehalt angibst, signalisierst du, dass du bereit bist, dich in diese Strukturen einzufügen. Gleichzeitig ermöglichst du es dem Unternehmen, deine Erwartungen leichter in das bestehende System einzuordnen.

Ein Monatsgehalt oder gar ein Stundensatz können hier komplizierter wirken und es schwieriger machen, deine Vorstellungen mit den internen Richtlinien des Unternehmens abzugleichen. Mit einem Jahresgehalt bist du auf der sicheren Seite und zeigst, dass du die interne Struktur respektierst.

6. Vermeidung von Missverständnissen

Missverständnisse über das Gehalt sind nicht nur ärgerlich, sondern können auch im weiteren Verlauf zu Unzufriedenheit führen – sowohl bei dir als auch beim Arbeitgeber. Wenn das Unternehmen davon ausgeht, dass dein Monatsgehalt beispielsweise Sonderzahlungen beinhaltet, du aber andere Erwartungen hattest, könnte dies zu Problemen führen. Ein Jahresgehalt ist hier eindeutig und lässt keinen Raum für Unklarheiten.

Durch diese klare Angabe sorgst du dafür, dass es später keine unangenehmen Überraschungen gibt, und schaffst von Beginn an eine transparente Basis für die Zusammenarbeit.

7. Vergleichbarkeit mit anderen Angeboten

Wenn du dich bei mehreren Unternehmen bewirbst und unterschiedliche Angebote erhältst, ist es viel einfacher, diese zu vergleichen, wenn du überall die Jahresgehälter vorliegen hast. Ein Monatsgehalt oder ein Stundenlohn kann sehr schwer mit anderen Angeboten verglichen werden, da oft nicht klar ist, wie viele Monate oder Stunden zu welchem Betrag tatsächlich auf das Jahr hochgerechnet werden.

Mit einem Jahresgehalt hast du eine klare und übersichtliche Vergleichsgrundlage. So kannst du besser einschätzen, welches Angebot wirklich das beste für dich ist – und das Gesamtpaket aller Leistungen abwägen.

Wie du dein Jahresbruttogehalt richtig einschätzt

Wenn du deine Gehaltsvorstellung angibst, ist es wichtig, dass du ein realistisches Bild von deinem Marktwert hast. Dazu gehört auch, das Jahresbruttogehalt entsprechend deiner Qualifikationen, Berufserfahrung und der Position, auf die du dich bewirbst, zu kalkulieren. Ein paar Faktoren, die dir dabei helfen können ein gutes Gehalt zu bestimmen:

  • Branchenvergleich: Informiere dich über übliche Gehälter in deiner Branche und Region.
  • Erfahrungslevel: Je mehr Berufserfahrung du mitbringst, desto höher sollte deine Gehaltsvorstellung sein.
  • Zusatzausbildungen oder -qualifikationen: Fortbildungen oder Zusatzqualifikationen können deine Verhandlungsposition verbessern.
  • Unternehmensgröße und -standort: Kleinere Unternehmen oder solche in ländlichen Regionen zahlen oft weniger als große Konzerne oder Unternehmen in Großstädten.

Wenn du dein Jahresbruttogehalt festlegst, solltest du immer den gesamten Wert deiner Arbeit und die individuellen Bedingungen des Unternehmens im Blick haben. Sei dabei selbstbewusst, aber realistisch.

Unser Lesetipp: Du möchtest wissen, wie du die Gehaltsvorstellung in der Bewerbung richtig formulieren kannst?

 

Blick von oben auf Geschäftsleute, die Klemmbretter halten und arbeiten Mit 3 Tipps zum Wunschgehalt: Ermittle deinen Marktwert, leg eine Gehaltsuntergrenze fest und warte den richtigen Zeitpunkt ab. © Seraph Photogapher/EyeEm

Gute Gründe für einen Jobwechsel trotz niedrigerem Jahresgehalt

Deinem Jobwechsel steht eigentlich nichts mehr im Wege – und dann stellst du fest, dass die Stelle bei deinem Traumarbeitgeber einen entscheidenden Haken hat: In diesem Unternehmen würdest du ein niedrigeres Jahresgehalt als bei deinem jetzigen Arbeitgeber bekommen. Gehaltserhöhung? Fehlanzeige. Das kann z. B. der Fall sein, wenn du die Branche wechselst oder die Firma kleiner ist, als deine bisherige.

Ob du dennoch die Bewerbung abschickst, hängt von deinen beruflichen Wünschen und Bedürfnissen ab. Nicht immer muss das Gehalt den Ausschlag für oder gegen einen Arbeitgeber geben. Vielleicht reizt dich das Projekt, bei dem du im neuen Unternehmen mitwirken könntest. Oder du arbeitest lieber in einem familiären Umfeld, wie das in kleinen Familienbetrieben der Fall ist. Ein Wechsel kann sich trotz niedrigerem Jahresbruttogehalt auch dann lohnen, wenn du im neuen Job mehr Freizeit und weniger Stress hättest. Denk immer daran: Gesundheit und Wohlbefinden ist mit Geld nicht zu bezahlen und wer bereits erste Anzeichen für eine stressbedingte Krankheit zeigt, sollte schnellstens etwas dagegen unternehmen.

Fazit: Das Jahresbruttogehalt ist die Basis für faire Gehaltsverhandlungen

Das Jahresbruttogehalt gibt einen umfassenden Überblick über das, was du als Gehalt und zusätzliche Leistungen erwartest, und sorgt für Klarheit und Transparenz in den Verhandlungen. Es ermöglicht es dir, von Anfang an professionell und strukturiert aufzutreten und zeigt, dass du die grundlegenden Gehaltsbestandteile verstehst.

Wenn du also nach deiner Gehaltsvorstellung gefragt wirst, nenne stets dein Jahresbruttogehalt – du wirst sehen, dass dies nicht nur das Verständnis verbessert, sondern auch die Basis für eine erfolgreiche und faire Gehaltsverhandlung legt.

FAQ – häufig gestellte Fragen

 

Wo nenne ich meine Gehaltsvorstellung in der Bewerbung?

Die Gehaltsvorstellung wird in der Bewerbung in der Regel ganz am Ende genannt. Zuerst möchten die Personaler*innen etwas über dich und deine Qualifikationen sowie bisherige berufliche Stationen erfahren.

Wie formuliere ich die Gehaltsvorstellung am besten?

Die Formulierung deiner Gehaltsvorstellung sollte so realistisch und präzise wie möglich sein. Mögliche Formulierungen wären beispielsweise: „Aufgrund meiner umfangreichen Erfahrung im Bereich XY, strebe ich ein Jahresbruttogehalt von 60.000 Euro an.“

Muss ich mein aktuelles Jahresgehalt im Vorstellungsgespräch offenlegen?

Im Vorstellungsgespräch kann es passieren, dass du von Personaler*innen nach deinem bisherigen Gehalt gefragt wirst. Eine solch leistungsbezogene Frage ist tatsächlich erlaubt. Personaler*innen wollen so mehr über deinen bisherigen Marktwert und deine Wechselmotivation erfahren.

Bildnachweis:Natalia/EyeEm

 

Autor: Guy Frederick