Trotz Mangel an Fachkräften: Weniger Benefits im Gastgewerbe geboten

25.397 Gastro-Jobs im dritten Quartal ausgeschrieben. Angebotene Benefits und Bereitschaft zur Überzahlung in Ausschreibungen rückläufig.


04.11.2021

StepStone hat die meistgebotenen Benefits im Gastgewerbe von 2019 bis 2021 analysiert – verglichen wurde jeweils das dritte Quartal – und das Ergebnis ist ernüchternd: Es werden heute zwar mehr unbefristete Jobs angeboten, bei Benefits und Überzahlung sind die Unternehmen jedoch zurückhaltender geworden.

Der Fachkräftemangel im Gastgewerbe hat sich in den vergangenen Monaten deutlich zugespitzt. Insgesamt wurden über 25.000 Stellenanzeigen aus Gastronomie und Hotellerie im dritten Quartal 2021 in Österreich ausgeschrieben, über 65 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum und 16 Prozent mehr als 2019. Mittlerweile ist jede achte in Österreich ausgeschrieben Stelle aus der Branche Gastronomie oder Hotellerie. Die Arbeitsplätze der Branche attraktiver zu gestalten, ist das Gebot der Stunde und einzelne Unternehmen stechen bereits mit neuen und attraktiven Angeboten wie der 4-Tage-Woche heraus, doch gilt das für die ganze Branche?

Arbeitgeber werben verstärkt mit unbefristeten Jobangeboten

Planungssicherheit ist beiden Seiten wichtiger geworden: Der Anteil der unbefristeten Jobangebote ist im Vergleich zum dritten Quartal 2019 um knapp drei Prozentpunkte auf 80 Prozent aller Stellen gestiegen. Im Jahr 2020 wurden zwischenzeitlich nur 73 Prozent unbefristete Angebote ausgeschrieben. „Doch allein damit ist es nicht getan. Viele haben sich im Lockdown umorientiert, denn durch Kurzarbeit und besonders fehlendes Trinkgeld fehlte den Fachkräften ein großer Teil des Einkommens. Hinzu kommen tendenziell schwierige und unflexible Arbeitszeiten. Um das angeschlagene Branchenimage zu verbessern, müssen die Betriebe auf bessere Gehälter, flexiblere Arbeitszeiten sowie Aufstiegs- und Weiterbildungsmaßnamen setzen“, empfiehlt Nikolai Dürhammer und ergänzt: „Der Arbeitsmarkt dreht sich, in einzelnen Branchen haben wir bereits einen Bewerbermarkt. Unternehmen müssen attraktiver für Talente werden, um die dringend benötigten Fachkräfte anzusprechen.“

Vergünstigungen und kostenlose Goodies leicht rückläufig

Insgesamt fällt jedoch auf, dass Vergünstigungen und kostenlose Angebote in den Anzeigen rückläufig sind. Im dritten Quartal 2019 wurden in 24 Prozent der Anzeigen Ermäßigungen und 27 Prozent kostenlose Arbeitnehmervorteile genannt. 2020 sind die Angebote deutlich eingebrochen und auch im dritten Quartal 2021 wurden ermäßigte Angebote (21 Prozent) etwas seltener und kostenlose Benefits (19 Prozent) deutlich weniger genannt – eine Reduktion um 8 Prozent.

 

 

Flexible Arbeitszeiten nur mehr in jeder zehnten Stellenanzeige

Die Arbeitszeit der Fachkräfte im Hotel- und Gastgewerbe wird durch die Öffnungszeiten bestimmt und dadurch sind flexible Arbeitszeiten etwas schwieriger umzusetzen als in anderen Branchen. 2019 wurde noch in 13 Prozent aller Gastro-Anzeigen damit geworben, 2021 kam dieser Benefit nur mehr in 10 Prozent der Anzeigen vor. Im Vergleich dazu: Auf dem gesamten Stellenmarkt werden Gleitzeit, flexible und eigenverantwortliche Arbeitszeiten derzeit in etwa jeder achten Stellenanzeige genannt. Statt mit Flexibilität versucht man im Gastgewerbe eher mit unterschiedlichen Arbeitsmodellen zu punkten, wie „keine Arbeit an Feiertagen“, mit „geregelten“ Arbeitszeiten oder Miteinbeziehung bei der Dienstplanerstellung, auch die Verteilung der Arbeitszeit wird angeführt, etwa auf eine 6-Tage-Woche, seltener 5-Tage-Woche und sehr selten (0,8 Prozent) auf eine 4-Tage-Woche.

Weiterbildung ist in den Hintergrund gerückt

Weiterbildungsangebote sind eine gute Maßnahme, um Mitarbeiter*innen zu motivieren, an sich zu binden und Fachwissen zu vertiefen. Im dritten Quartal 2021 werden in insgesamt jedem vierten Jobinserat Schulungen und Förderungen aufgeführt und somit häufiger genannt als im Jahr 2020 (22 Prozent). Im Vergleich zu 2019 ist das Angebot jedoch um neun Prozentpunkte gesunken.

Gehalt: ein Brennpunktthema

Was macht einen Job attraktiv? Laut einer weltweiten Studie von BCG und StepStone, dem „Global Talent Report 2020“ steht das Gehalt auf Platz sechs der Prioritätenliste. Es ist einer der Schlüsselfaktoren bei der Entscheidung für einen Job. „Dass es vielfach noch ein Tabuthema ist, verunsichert Beschäftigte. Und Arbeitgeber sorgen hier selten für Transparenz. Dabei ist insbesondere in der Gastronomie eine Nachvollziehbarkeit beim Gehalt und ein faires, strukturiertes Bezahl- und Prämienmodell eine wichtige Möglichkeit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen und zu halten“, erklärt Dürhammer. In den analysierten Ausschreibungen ist die Nennung von „überdurchschnittlichem Gehalt oder Bezahlung“ in den Anzeigentexten jedoch eine Seltenheit: In nur 8 Prozent aller Jobausschreibungen wird die Bereitschaft zur Überzahlung thematisiert, sogar um einen Prozentpunkt weniger als noch 2019.

Unternehmen punkten mit branchenspezifischen Benefits

Mit branchenspezifischen Benefits können sich Unternehmen im Hotel- und Gastgewerbe von anderen Arbeitgebern abheben. Genannt wurden in den Jobinseraten unter anderem kostenlose oder ermäßigte Nutzungen von Wellnessbereichen, Spa-Anwendungen oder Freizeitangeboten, vergünstigte Hotelübernachtungen und Restaurantbesuche im eigenen Haus. Den Arbeitgebern der Branche sind hier kaum Grenzen gesetzt. Besonders gerne bieten sie etwa auch den gratis Skipass an, der in knapp jedem zehnten Jobinserat angeführt wird.

Angebot der Personalverpflegung und Fitness leicht gestiegen

Leicht gestiegen – um knapp drei Prozentpunkte mehr als 2019 – ist das Angebot von Personalverpflegung wie kostenlosen Mahlzeiten, Getränken, Obst, Kantinen oder Essensgutscheinen: In 14 Prozent aller Anzeigen im Q3 2021 wurde dieser Benefit geboten. Im gleichen Zeitraum 2020 betrug der Anteil nur rund vier Prozent. Eine Gesundheitsförderung, beispielsweise die bezahlte Fitnessstudio-Mitgliedschaft, angebotene Sportprogramme oder eine betriebliche Gesundheitsvorsorge werden ebenfalls etwas häufiger als 2019 und 2020, insgesamt aber nur in vier Prozent aller Stellenangebote genannt.

Unternehmen geben mehr für die Stellenbesetzung aus, Lehrlinge wieder sehr gefragt

Rund jede achte veröffentlichte Stellenanzeige in Österreich richtet sich im dritten Quartal 2021 an Fachkräfte und Mitarbeiter*innen des Hotel- und Gastgewerbes. Die größte Nachfrage nach Fachkräften gibt es in Tirol (22 Prozent aller Stellenanzeigen), gefolgt von Wien (17 Prozent) und Salzburg (14 Prozent). Auch Lehrlinge werden deutlich mehr gesucht: 2019 richteten sich noch rund 1000 Ausschreibungen im Quartal an Lehrlinge, 2021 bereits mehr als 1500. Um Fachkräfte zu erreichen investieren die Unternehmen im Durchschnitt 15 Prozent mehr in die Veröffentlichung von Stellenanzeigen in diesem Berufsbereich als noch zwei Jahre zuvor.

Für die vorliegende Erhebung haben die Personalmarktforscher von index Research im Auftrag von StepStone in 22 Printmedien und 35 Jobbörsen Stellenanzeigen in ganz Österreich in Q3 2019, Q3 2020 und Q3 2021 ausgewertet. index Research ist ein Service der index Internet und Mediaforschung GmbH.

 

Über StepStone

StepStone ist einer der führenden internationalen Player im E-Recruiting. Zusätzlich zu Online Job-Portalen umfasst das Portfolio digitale Services im Bereich Employer Branding, Gehaltsanalysen und Video-Recruiting. Als Teil der Axel Springer SE ist StepStone eines der erfolgreichsten Digitalunternehmen, das Standorte in 24 Ländern besitzt und weltweit mehr als 3.600 Mitarbeiter beschäftigt. Als Mitglied des internationalen Karriere-Netzwerks “The Network” ist StepStone in der Lage, Ausschreibungen auf Partnerseiten in bis zu 138 Ländern auszuspielen und damit neben dem Fokus auf den österreichischen Arbeitsmarkt die Nummer eins für grenzübergreifende Talentsuche. StepStone Österreich betreibt die Jobplattform www.stepstone.at

 

Bildnachweis: iStock/tofumax

Grafik: meistgebotene Benefits im Gastgewerbe Q3 2021

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