Österreicher sind Weiterbildungsmuffel

StepStone/BCG-Studie: Nur jeder zweite Arbeitnehmer bildet sich weiter


11.11.2019

Der digitale Wandel ist angekommen - auch in Österreichs Arbeitswelt. Aber auch wenn technologische Neuerungen längst Einzug in heimische Unternehmen gehalten haben, wollen sich nur wenige Arbeitnehmer vor diesem Hintergrund umschulen oder weiterbilden.

Das zeigt die internationale Arbeitsmarktstudie Decoding Global Trends in Upskilling and Reskilling, für die die Online-Jobplattform StepStone, die Boston Consulting Group und das globale Jobbörsen-Netzwerk The Network 366.000 Menschen aus 197 Nationen befragt haben, davon mehr als 3.800 aus Österreich.

Laut der Umfrage rechnet knapp die Hälfte (46 Prozent) aller Österreicher damit, dass Entwicklungen in Automation, künstlicher Intelligenz und Robotik großen bis sehr großen Einfluss auf den eigenen Arbeitsplatz haben werden. Weitere 44 Prozent sehen den Einfluss der Globalisierung auf den heimischen Arbeitsmarkt wachsen und nehmen eine Veränderung wahr, auf die es sich vorzubereiten gilt.

Österreich hinkt bei Weiterbildung hinterher

Um mit der technologischen und globalen Entwicklung Schritt zu halten, setzen Arbeitnehmer auf der ganzen Welt auf Weiterbildung: Knapp zwei Drittel (65 Prozent) aller Umfrageteilnehmer geben an, sich mehrere Wochen pro Jahr fortzubilden. Die Österreicher sind vergleichsweise wenig aufge­schlossen: Nicht einmal jeder zweite Arbeitnehmer (43 Prozent) investiert hierzulande in eine jährliche Weiterbildung. Noch weniger Zeit nehmen sich nur die Belgier, die Franzosen und unsere deutschen Nachbarn.

Rudi Bauer, Geschäftsführer von StepStone Österreich, sagt: „Global gibt es große Unterschiede in der Bereitschaft, sich weiterzubilden. Während in Österreich nicht einmal die Hälfte aller Arbeitnehmer regelmäßig dazulernt, sind es in China mehr als 80 Prozent.“ Am liebsten lernt man dabei direkt mit Training „on the job“, im Selbststudium oder auf Konferenzen und Seminaren. Digitales Lernen spielt in Österreich kaum eine Rolle: Nur 15 Prozent aller Arbeitnehmer lernen in Online-Kursen, weltweit aber schon jeder Dritte (34 Prozent).

Umschulung für viele keine Lösung

Im Branchenvergleich zeigt sich, dass nicht alle Berufe den Wandel durch Technologie oder Globalisierung gleich stark wahrnehmen: Während knapp zwei Drittel (63 Prozent) aller Mitarbeiter in der IT- und Technologiebranche angeben, dass ihr Job vom Technologiewandel stark beeinflusst wird, fühlt sich nur gut jeder dritte Mitarbeiter im Sozial- (31 Prozent) und Gesundheitswesen (38 Prozent) betroffen. Bauer: „Den menschlichen Kontakt kann man nicht automatisieren. Hier wird es auch in Zukunft Jobs für qualifizierte Fachkräfte geben, die nicht von einem Roboter übernommen werden können.“

„Ein Teil der Arbeitnehmer in Österreich ist offen dafür, sich im Fall eines Jobverlustes beruflich komplett neu zu orientieren – das ist ein gutes Zeichen“, sagt Rainer Strack. „Dass es aber nur 56 Prozent sind, ist alarmierend. Welt­weit sind im Schnitt zwei Drittel bereit, neue Fähigkeiten für einen komplett anderen Job zu erlernen.“ Am ehesten ziehen dies noch Angestellte in Einkauf und Sales in Betracht: Knapp zwei Drittel würden eine Umschulung in Kauf nehmen, aber nur etwas mehr als jeder dritte Mitarbeiter im Medien- oder Rechtswesen.

Welche Fähigkeiten künftig gefragt sind

In einem Punkt sind sich alle Arbeitnehmer länderübergreifend einig: Um die Anforderungen der zunehmenden Globalisierung und Automatisierung erfolgreich meistern zu können, sind Kommunikationsfähigkeiten die wichtigsten Kompetenzen, die Fachkräfte künftig besitzen müssen. Nach Einschätzung der Österreicher werden sich diejenigen behaupten können, die zudem Problemlösungsfähigkeiten, Führungskompetenz und analytische Fähigkeiten besitzen.

„Wir sehen, dass österreichische Arbeitnehmer durchaus große Verände­rungen erwarten, sich aktuell aber im internationalen Vergleich noch wenig darauf vorbereiten. Gleichzeitig erkennen wir eine vergleichsweise geringe Bereitschaft, sich zu verändern“, resümiert Rainer Strack die Studien­ergebnisse. Rudi Bauer appelliert: „Kein Beruf ist vor Automatisierung und Rationalisierung geschützt. Genau in dieser Bereitschaft zum Re- und Up­skilling liegt großes Potenzial, das Arbeitnehmer im Sinne ihres beruflichen Fortkommens erkennen müssen und das es von Unternehmen und Politik zu fördern gilt. So kann die Weiterbildung zu einer wesentlichen Antwort auf den Fachkräftemangel werden.“

 

Über die Studie

Die Studie Decoding Global Trends in Upskilling and Reskilling ist der neueste Report aus der Reihe Decoding Global Talent. In der Studienserie untersuchen StepStone, BCG und The Network Veränderungen von Arbeitsmarkt und ‑kräften sowie die geforderten Fähigkeiten für die Zukunft. Dafür wurden 366.000 Menschen aus 197 Nationen befragt, davon mehr als 3.800 aus Österreich.

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