Gehaltsverhandlung: Tipps für Frauen

Männer lieben das Risiko, Frauen wählen die Sicherheit.


13.10.2021

Während Männer das Risiko lieben, wählen Frauen eher Sicherheit. Wir verraten dir, wie es bei Männern und Frauen um die Gehaltszufriedenheit steht und wie Frauen proaktiv mehr Gehalt rausverhandeln können.

Gehaltsverhandlung: Unterschiede zwischen Männern und Frauen

Fakt ist: Männer fordern meist höhere Gehälter, sie pokern, um ihr Zielgehalt zu erreichen. Sie lassen sich gerne auf das Taktikspiel in der Verhandlung ein. Frauen liegt weder das Dick auftragen, noch das Verhandeln. Sie nennen eher ein Gehalt, an der Untergrenze der Bandbreite. Soziale Normen spielen hier eine große Rolle. Frauen wurde schließlich beigebracht, lieb, charmant und bescheiden zu sein.

Karriereexpertin Daniela Schlick gibt Tipps für Frauen zur optimalen Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung:

 

1. Marktwert checken

Mit der Anzahl der Berufsjahre, zunehmender Verantwortung oder Ausweiterung des Aufgabengebietes sollte das Gehalt steigen. Frauen müssen hier initiativer werden. Jede(r) hat ein Recht auf ein entsprechendes Gehalt – aber wer es nicht einfordert, wird häufig übergangen. Daher sollte der Marktwert gecheckt werden. Hilfreich dafür ist z.B. der Stepstone Gehaltsplaner – ein Werkzeug, mit dem man in einigen wenigen Schritten herausfinden kann, ob man ein faires Gehalt bekommt.

 
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2. Gehaltsverhandlung

Niemand muss auf das Jahresgespräch warten, um eine Gehaltserhöhung zu verhandeln. Der erfolgreiche Abschluss eines wichtigen Arbeitsauftrags, die Vergrößerung des eigenen Verantwortungsbereichs o.ä. sind beispielsweise perfekte Zeitpunkte, um eine Gehaltsanpassung anzusprechen. Es ist wichtig, initiativ zu werden und einen Termin für ein Karrieregespräch zu vereinbaren. Zwischen 5 und 10 Prozent Steigerung sind in der Regel möglich. Bei exorbitanten Erfolgen können 15 Prozent drin sein.

 

3. Perfekte Vorbereitung

Eine gute Vorbereitung gibt Sicherheit. Dazu gehört etwa das Erstellen einer Erfolgsbilanz und einer Liste von Kenntnissen und Fähigkeiten die zur Ergebnisverbesserung beitragen. Lege für dich fest, wieviel du maximal bzw. minimal aus der Verhandlung herausholen möchtest. Eventuell sind andere Geldwerte (z.B. eine Ausbildung, ein Laptop, ein Firmenauto, etc) relevant. Überlege dir zudem, wie du mögliche Gegenargumente entkräftigen kannst. Es gibt viele Möglichkeiten das Verhandeln zu üben: in der Familie, im Alltag mit KollegInnen usw. Je geübter man als verhandelnde Person ist, desto sicherer wird man vorgehen.

 

Gehaltszufriedenheit von Frauen und Männern

Wir haben mit Arbeitspsychologin Mag. Karin Busch-Frankl darüber gesprochen, wie es mit der Gehaltszufriedenheit von Frauen und Männern steht und woran es liegt, dass Frauen nicht selten bei gleicher Arbeit weniger verdienen.

 

Wieso verdienen Frauen bei gleicher Arbeit oft weniger als ihre männlichen Kollegen?

Frauen sind weniger aggressiv als Männer, daher fordern sie viel seltener Gehaltserhöhungen ein. Männer gehen viel offensiver in Gehaltsverhandlungen und überschätzen teilweise ihre Fähigkeiten, zum Vorteil bei Gehaltsverhandlungen.

Wie wirkt sich das auf die Gehaltszufriedenheit aus?

Das Maß an Zufriedenheit resultiert aus diesen Unterschieden, da Frauen in diesen Belangen sich zurücknehmen und nicht den Fokus auf das Einkommen legen. Männer definieren sich stärker über ihr Einkommen, es hat häufiger einen Statuswert für sie, daher ist die Unzufriedenheit höher. Ein weiterer Aspekt ist die Verhältnismäßigkeit, dh. wir Menschen vergleichen uns gerne mit anderen Menschen. Da Frauen häufiger in schlecht bezahlten Branchen oder Feldern tätig sind, fällt der Vergleich in der Gruppe trotz geringerem Gehalt positiv aus und somit ist eine höhere Gehaltszufriedenheit vorhanden.

Wie zufrieden sind Frauen mit ihrem Gehalt?

Interessant ist der Abfall der Zufriedenheit mit dem Gehalt bei Frauen ab dem 40. Lebensjahr. Eine mögliche Erklärung dafür wäre, dass Frauen mit diesem Alter sich wieder mehr dem Beruf widmen können, da die Kinder weniger betreuungsintensiv sind. Ab diesem Alter gewinnt die Frau zudem meist ein neues Bewusstsein und ist klarer in ihren Forderungen und mehr auf den Beruf fokussiert. Der Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern könnte dann zu einer Abnahme der Zufriedenheit betragen.

Inwiefern flunkern Männer und Frauen bei der Auskunft über ihr Monatsgehalt und warum?

Der Geschlechterunterschied ist nicht sehr gravierend, jedoch tendieren Männer eher dazu, ihr Gehalt als höher anzuführen, als es tatsächlich ist. Auch hier werden alte evolutionsbedingte Mechanismen wirksam, Männer mit gesicherten, guten Einkünften haben mehr Chancen auf bei der Partnerinnensuche und werden als attraktiverer eingestuft. Daher ist es verständlich, warum Männer sich gerne als zahlungskräftiger, mit gutem Einkommen präsentieren. Ein Aspekt mag sein, dass Männer, welche ihr Gehalt untertreiben, meist ein positiveres Selbstbild von sich haben und auf Grund dessen des Bonuspunktes „Geld“ weniger bedürfen.

 

Gehaltszufriedenheit von Frauen sinkt

Die gute Nachricht zuerst: Unzufrieden sind Österreichs Angestellte nicht. 82 Prozent geben an, mit ihrem derzeitigen Gehalt zufrieden zu sein. Was etwas überrascht: Trotz Schlagworten wie Gehaltsschere sind Frauen insgesamt zufriedener als Männer. So geben 20% der weiblichen Befragten an, mit dem Gehalt sehr zufrieden zu sein, bei den Männern sind es nur 14%.

 

Laut Gehaltsexperten Dr. Conrad Pramböck haben aber äußere Lebensumstände wie das Gehaltsniveau mit dem Maß an Zufriedenheit wenig zu tun. Die unterschiedlichen Zufriedenheitsmaße sind dabei eher an den Erwartungen der Gesellschaft geknüpft:

„Männer werden seit jeher an Verdienst und beruflichem Erfolg gemessen, daraus ergibt sich ein positives Selbstbild und ein starkes Streben nach mehr. Geschichtlich gesehen sind Frauen erst vor 50 Jahren ins Berufsleben eingetreten, als die Hausarbeit teilweise maschinell erledigt werden konnte. Daher erwartet auch die Gesellschaft nicht unbedingt, dass Frauen unglaublich viel verdienen und erfolgreich sein müssen. Frauen geben sich oft mit Erfolg im familiären Bereich zufrieden, während Männer immer an Karriere und Verdienst gemessen werden.“

 

Frauen werden im Laufe ihres Berufslebens immer unzufriedener

Spannend ist, wenn man das Level an Gehaltszufriedenheit mit dem Alter und der Arbeitserfahrung betrachtet. Dabei fällt auf, dass bei den 20 bis 29-Jährigen Frauen noch 81 Prozent mit ihrem Gehalt zufrieden sind, jedoch bei den 50 bis 55-Jährigen nur mehr 74 Prozent. Bei den Männern steigt die Zufriedenheit mit der Gehaltssituation mit dem Alter. So sind bei den 20 bis 29-jährigen Männern nur 76 Prozent zumindest zufrieden, bei den 50 bis 55-Jährigen hingegen 82 Prozent.

Gehaltsexperte Conrad Pramböck begründet die sinkende Zufriedenheit der Frauen über 50 mit der beruflichen Neuorientierung in dieser Lebensphase:

„Bei den 20 bis 29-Jährigen sind Männer und Frauen in Bezug auf Karriere und Verdienst gleichgestellt – erst mit der Geburt des ersten Kindes treten Frauen oft beruflich in den Hintergrund und steigen dann um die 50 wieder voll ins Berufsleben ein. Der Frust des Widereinstiegs macht sich dann in den Zufriedenheitswerten bemerkbar.“

 

 

Gehaltsverhandlung: Welche Fehler begehen Frauen?

In der aktuellen Stepstone Gehaltsreport 2021 wird klar, dass Männer nach wie vor bei gleicher Leistung im Schnitt mehr verdienen als Frauen. Aber warum eigentlich?

Ausgezeichnet und gewissenhaft zu arbeiten ist für Frauen nicht der Rede wert. Sie halten dies für selbstverständlich. Für die eigenen Leistungen ein entsprechendes Gehalt zu verlangen, stellt dementsprechend eine große Hürde für viele Frauen dar. Nicht zuletzt aus Angst vor Zurückweisung oder schlechter Stimmung, geben sich Mitarbeiterinnen mit einem niedrigeren Gehalt zufrieden. Kurzum viele Frauen verkaufen ihre Leistungen unter Wert.

 

Was sind nun konkret die häufigsten Fehler?

  • falsche Bescheidenheit
  • fehlendes Selbstbewusstsein
  • fehlendes Wissen über den Marktwert
  • zu wenig gefordert

 

Sind dir diese Fehler oder andere Fallstricke bei der Gehaltsverhandlung auch bereits passiert? Um für deine Gehaltsverhandlung bestens gerüstet zu sein, haben wir 11 Tipps für dich zusammengefasst.

 

 

Mit 11 Hacks zur Gehaltserhöhung für Frauen

Wie du dir als Frau den Killerinstinkt bei der Gehaltsverhandlung aneignest, haben wir für dich in den folgenden Tipps zusammengefasst:

 

  1. „Gehaltsanpassung“ statt „Gehaltserhöhung“

Auch wenn der Unterschied zur „Gehaltserhöhung“ nur im zweiten Teil des Wortes besteht, kann eine Anpassung charmanter und weniger negativ für dein Gegenüber klingen, als die gemeinhin dauernd geforderte Gehaltserhöhung.

 

  1. Nenne die Summe

Da große Gehaltssprünge eher die Ausnahme sind, musst du bereits beim Erstgespräch mit deinem künftigen Dienstgeber genau wissen, was du als ein adäquates Einstiegsgehalt ansiehst. Ganz gleich, ob es um dein erstes Monatsgehalt, oder eine Gehaltsanpassung geht, warte nicht auf einen Vorschlag – nenne zuerst die Summe, die du dir vorstellst. Gerade als Frau zeigst du dadurch Souveränität und Selbstbewusstsein, denn weit mehr deiner Kolleginnen unterlassen es im Vergleich zu männlichen Kollegen, die sich das viel öfter zutrauen.

 

  1. Mehr als genug

Ziele bei der Verhandlung auf jeden Fall auf eine höhere Summe ab, als die, die du wirklich möchtest. Der Aufschlag darf nicht unerhört hoch sein, er muss aber hoch genug sein, um mit etwas Verhandlungsspielraum nach unten auf den Betrag zu kommen, mit dem du für die nächsten Monate zufrieden bist. Als grobe Richtlinie versuche, pro Gehaltsanpassung sieben bis acht Prozent mehr zu bekommen. Erst ab dieser Differenz macht sich der Unterschied psychologisch wirklich positiv bemerkbar.

 

  1. Keine runde Zahl

Durch die Erstnennung eines „krummen“, also bis auf den einzelnen Euro angegebenen Bruttobetrags, signalisierst du Kompetenz und strategisches Denken. Übertreibe es nicht, Centbeträge wirken lächerlich. Gewöhne dir an, vor Gehaltsverhandlungen den Brutto-Netto-Rechner zu benutzen und zu ermitteln, was dir am Monatsende bleibt. Spreche mit Vorgesetzten jedoch immer über Bruttobeträge, denn diese interessiert, wieviel du tatsächlich kostest, inklusive aller Abgaben. Darüber hinaus verweist es auf unternehmerisches Denken Deinerseits.

 

  1. Erstes Angebot ablehnen

Nehme das erste Angebot nicht an, auch wenn es dir nicht zu wenig ist. Du erhälst damit im Grunde gerade erst das Signal zur Verhandlungsbereitschaft. Lote den Raum aus, der sich für dich und dein Gegenüber dadurch öffnet.

Prämien vereinbaren – Erhöhe deinen Jahresverdienst deutlich, indem du mit deinem Arbeitgeber leistungsbezogene Prämien vereinbarst. Falls dies in deinem Unternehmen nicht üblich ist, überlege dir ein eigenes Modell für eine Erfolgsprämie und schlage dieses deinem Vorgesetzten vor.

 

  1. Selbstbewusster sein

Um souverän wahrgenommen zu werden, achte auf deine Körpersprache, dein Sprechtempo und die Vermeidung von Konjunktiven wie „Wenn es möglich wäre, würde ich gerne nächstes Jahr 15 Prozent mehr verdienen, netto hätte ich mir gedacht.“ Passe deinen Blickkontakt dem Kommunikationsverhalten deines Gegenübers an, mache bewusst Sprechpausen und sitze aufrecht. Zudem bieten wir dir Hilfestellungen bei der richtigen Formulierung deiner Gehaltswünsche an.

 

  1. Deine persönliche Leistungsmappe

Mache es dir zur Gewohnheit, deine eigene Leistung in einer Mappe zu dokumentieren. Das gibt dir beim Gang zur nächsten Gehaltsverhandlung nicht nur handfeste Argumente und ein besseres Gefühl, sondern, auf drei bis fünf Seiten übersichtlich aufgelistet, deinem Vorgesetzten die Legitimation, dir gegenüber anderen Mitarbeitern mehr zu bezahlen. Zeige klar, wie und wo du seit deiner Einstellung (oder der letzten Gehaltsanpassung) konkret Verantwortung übernommen, Kunden akquiriert, Geld gespart, Einnahmen gesteigert oder neue Qualifikationen und Kompetenzen erworben hast.

 

  1. Manterruption kontern

Im Bewerbungsgespräch von männlichen Personalkräften unterbrochen zu werden, ist für Frauen eine verbreitete Erfahrung. Stelle dich vor dem Gespräch darauf ein und mache dir währenddessen bewusst, wann dies geschieht. Legen dir eine Strategie zurecht, die auf dich selbst und den jeweiligen Verhandlungspartner zugeschnitten ist. Sei dies nun, dass du ruhig darauf bestehest, deinen Satz zu Ende zu führen oder zu einem späteren Zeitpunkt unbeirrt auf das Thema, das du gerade behandelt hast, zurückkommst.

 

  1. Regelmäßig nachverhandeln

Spreche das Thema Gehaltsanpassung mindestens alle ein bis zwei Jahre aktiv und entschieden an. Gehe dabei mit dem klaren Ziel in die Verhandlung, die Gehaltsanpassung zu verdienen und daher auch gewährt zu bekommen. Falls du den Zeitpunkt für das Gespräch gerne vor dich herschiebst, nimm den 21. März zum Anlass, dies ist der „Equal Pay Day“.

 

  1. Lote Alternativen aus

Wenn du weniger bekommst als gefordert, oder die Gehaltsanpassung überhaupt abgeschlagen wird, gebe nicht nach, sondern suche aktiv nach anderen Formen der Abgeltung. Wenn du dich kampflos geschlagen gibst, kann dies als Schwäche gewertet werden: Diese Person versucht es und ist nicht einmal so sehr von ihren Leistungen überzeugt, dass sie beim kleinsten Gegenwind etwas Standfestigkeit an den Tag legt. Andere Vorteile für dich wären: flexiblere Arbeitszeiten, Sonderurlaub, Sonderprämien, Rabatte, Benzingeld et cetera.

 

  1. Männliche Domänen entern

Wenn die bisher aufgezählten Tipps deinem Kontostand zu wenig Aufwärtstrend verschaffen, überlege dir, ob du bei der möglichen Gehaltserhöhung zu einem grundsätzlichen Schritt bereit bist. Das Lohnniveau in männlich dominierten Berufen ist prinzipiell eindeutig höher. Wenn die Umstände sich nicht ändern, ändere eben die Umstände.

 

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Bildnachweis: www.istockphoto.com/Khosrork

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