Erzählen Sie etwas über sich

Die Klassikerfrage im Bewerbungsgespräch


17.04.2018

Während Fragen, wie es dir geht oder ob du gut hergefunden haben, noch zum Small Talk vor dem Gespräch zählen, beginnt mit der Frage „Erzählen Sie uns etwas über sich“ bereits das eigentliche Bewerbungsgespräch. Da es sich dabei um eine Klassikerfrage handelt, die von vielen Recruitern gestellt wird, lohnt es sich, eine passende Antwort darauf parat zu haben. Wir verraten dir wie.

Welche Erwartungen stecken hinter der Frage?

Zunächst sollte man sich im Zuge der Vorbereitung damit auseinandersetzen, weshalb der Recruiter diese Frage stellt. Nur so kann man sichergehen, dass die Antwort auch das ist, was von einem erwartet wird. Wir zeigen dir ebenso die häufigsten Interviewfragen im Vorstellungsgespräch, für eine gute Vorbereitung.

Für die ausgeschriebene Stelle relevante Highlights aus deinem Lebenslauf

Durch die Bewerbung kennt der Gesprächspartner bereits deinen Lebenslauf. Diesen also chronologisch abzuarbeiten, macht sehr wenig Sinn. Was ihn interessiert, sind die Highlights daraus und zwar besonders jene, die einen Bezug zu der Stelle aufweisen, für die du dich beworben hast.

Gut strukturierte Antwort

Bei der Beantwortung dieser Frage geht es jedoch nicht nur um den Inhalt. Für deinen Gesprächspartner ist es ebenso wichtig, dass du deine Antwort gut strukturierst und dich nicht in unwichtigen Details verlierst. Die Fähigkeit, ohne große Abschweifungen auf den Punkt kommen zu können, ist für viele Positionen eine wichtige Eigenschaft. Hier kann der zukünftige Arbeitgeber bereits testen, wie dir das in der Praxis gelingt.

Einblicke in die Motivation zur Bewerbung

Der dritte Aspekt dieser Frage ist etwas versteckter als die anderen beiden. Aus der Art und Weise, was du präsentierst und wie du es präsentierst, kann dein Gegenüber auch ableiten, welche Motivation hinter deiner Bewerbung steckt. Auch das kannst du dir bei der Beantwortung der Frage zu Nutze machen.

 

Inhaltliche Vorbereitung – Eine Anleitung:

Da du nun weißt, weshalb die Frage überhaupt gestellt wird und worauf es dabei ankommt, kann die Vorbereitung beginnen. Nutze dafür unsere Anleitung und arbeite die einzelnen Schritte nacheinander ab.

 

Schritt 1: Abgleich des Stelleninserats mit dem Lebenslauf

Dein Ziel ist es, den zukünftigen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass du bestens für die ausgeschriebene Stelle geeignet bist. Je mehr Überschneidungen du daher findest zwischen dem Stelleninserat und deinem Lebenslauf, desto besser. Gehe die Anforderungen und erforderlichen Qualifikationen des Inserats Schritt für Schritt durch und suche nach entsprechenden Erfahrungen aus deinem Lebenslauf, die diese abdecken. Betrachte vorrangig deine Berufserfahrung, vergesse aber auch nicht auf Aus- und Weiterbildungen sowie auch außerberufliche Erfahrungen. Am besten legst du dafür eine Liste an, in der du alle relevanten Erfahrungen festhältst.

 

Schritt 2: Struktur hineinbringen

Je mehr Erfahrung du bereits gesammelt hast, desto umfangreicher und auch unübersichtlicher kann diese Liste werden. Daher geht es im zweiten Schritt darum, zu filtern. Wo macht es Sinn, mehr ins Detail zu gehen? Wo habe ich Erfolge erzielt? Was kann überhaupt weggelassen werden? Wo sollte der Schwerpunkt liegen? Denke bei der Beantwortung dieser Fragen immer an die Stellenausschreibung und daran, was in dieser Position der Aufgabenschwerpunkt sein wird.

 

Schritt 3: Deine Antwort braucht einen guten Anfang und ein noch besseres Ende.

Du hast nun die einzelnen Elemente definiert, die in deiner Antwort vorkommen sollen. Außerdem weißt du, wo du mehr ins Detail gehen willst und wie du den Fokus setzen möchtest. Nun geht es darum, all diese kleinen Informationen in eine passende Form zu bringen und einen logischen Anfang und auch ein logisches Ende zu finden.

Für den Anfang stellst du dir am besten die Frage: Wer bin ich und wie kann ich meine Berufswahl begründen? Wie kamst du überhaupt dazu, in dieser Branche, in diesem Arbeitsbereich zu arbeiten? Studium? Interessensschwerpunkte aus vorherigen Jobs? Erläutere  – aber wirklich in kürzester Form, am besten in 2 bis 5 Sätzen –  deinen Weg.

Der Hauptteil deiner Antwort stellt dann jene Elemente dar, die du in Schritt 2 von der Liste selektiert haben mit den entsprechenden Schwerpunkten.

Für den Schluss eignet sich die folgende Frage: Wie kann ich auf Grund der bisherigen Erfahrungen meine Bewerbung begründen? Im Idealfall kristallisiert sich aus dem Hauptteil bereits heraus, worin deine Stärken liegen und was dir bei den bisherigen Erfahrungen besonders Spaß gemacht hat. Spanne damit einen Bogen, der darin endet, dass die ausgeschriebene Stelle die einzig logische Konsequenz für deine weitere Laufbahn ist. Wenn dein Gegenüber das Gefühl hat, dass dein Weg, deine Entwicklung, deine Interessen und auch deine Ziele allesamt darin münden, was für die freie Position gesucht wird, hast dunden Weg für das weitere Gespräch bereits geebnet.

 

Hilfestellung für Berufseinsteiger

Wenn du frisch von der Uni kommst, verfügst du natürlich über keine berufliche Vorerfahrung, die du in deine Antwort einbauen kannst. Es empfiehlt sich daher, den Fokus mehr auf das Studium zu legen und dieses nicht nur in einem Satz abzuhandeln, wie das berufserfahrene Bewerber tun, sondern auch ins Detail zu gehen. Stelle dir also die Frage, welche Kerninhalte des Studiums sich mit den Anforderungen des Stelleninserats decken. Besonders gut eignen sich auch Studienprojekte, bei denen die theoretischen Kenntnisse bereits in die Praxis umgesetzt wurden. Vergesse zudem nicht, studentische Nebenjobs einzubinden. Auch wenn die dort verübten Aufgaben nicht direkt für die Stelle relevant sind, kannst du dennoch Kernkompetenzen im Bereich der Soft Skills daraus erlangt haben, die für die Position eine große Rolle spielen. Denke daran: jede Erfahrung ist wertvoll, du musst nur den richtigen Blickwinkel finden, um sie deinem Gesprächspartner schmackhaft zu machen.

 

Do’s

Vorbereitung nur stichwortartig
Nichts ist langweiliger als vorab einstudierte Reden. Achte also darauf, sich bei der Vorbereitung lediglich Stichworte als Unterstützung und roten Faden anzulegen. Mit deren Hilfe gelingt es dir, frei zu sprechen und dabei authentisch zu wirken. Bedenke, dass das Gespräch nach dieser Frage weitergeht. Und spätestens dann erkennt dein Gesprächspartner den Unterschied.
Zeitrahmen einhalten
Wenn du die Antwort mit Hilfe der angelegten Stichworte durchgehst, empfiehlt es sich, die Zeit dabei zu stoppen. Der ideale Zeitrahmen liegt bei etwa 3-4 Minuten. Nimmt die Beantwortung der Frage für dich mehr als 5 Minuten ein, solltest du auf jeden Fall etwas kürzen.
Stärken sachlich hervorheben ohne damit anzugeben

 

Dont‘s

x Nichts auswendig lernen
x Lebenslauf nicht einfach chronologisch wiederholen
x Nicht in Details verlieren
x Nicht unter dem eigenen Wert verkaufen
x Erfahrungen nicht schlechtmachen
x Einleitende Floskeln vermeiden – gleich zur Sache kommen
x Hobbys besser nicht erwähnen, wenn sie nicht für die Stelle relevant sind
Hobbys haben in der Selbstvorstellung eigentlich nichts zu suchen. Doch es gibt eine Ausnahme: Wenn sie für die Stelle relevant sind, können sie durchaus in aller Kürze eingeflochten werden. Wie du generell mit Hobbys in der Bewerbung umgehst, findest du in unserem Artikel über Hobbys im Lebenslauf.
x Tabuthemen vermeiden
Dazu zählen beispielsweise Informationen zu deiner Familiengeschichte, unbedeutende Details aus deinem Lebenslauf, die nichts mit der ausgeschriebenen Stelle zu tun haben aber auch Konflikte aus bisherigen Jobs oder negative Kommentare über bisherige Arbeitgeber.

 

Formulierungen – 2 Beispiele

Wie kann die Antwort auf die Klassikerfrage nun aussehen? Wir haben ein gutes und ein schlechtes Beispiel für dich zusammengestellt – jeweils in gekürzter Form. Ausgangssituation ist für beide Beispiele eine Bewerbung als Projektmanager.

 

Beispiel für eine gute Antwort:

„Mein Name ist Max Mustermann, ich bin 33 Jahre und ich freue mich, heute hier sein zu dürfen. Ich habe bereits während meines Studiums der Betriebswirtschaftslehre angefangen, mich für Projektmanagement zu interessieren und mich darauf zu spezialisieren. Seitdem habe ich in drei Firmen aus drei unterschiedlichen Branchen Erfahrungen in Projektteams gesammelt. Zu meinen Aufgaben zählten dabei die operative Umsetzung von vordefinierten Zielen und die Einhaltung der Meilensteinplanung. Außerdem war ich damit betraut, das projektinterne Controlling durchzuführen und Risikoanalysen zu erstellen. In meiner letzten Arbeitsstelle hatte ich darüber hinaus auch die Möglichkeit, den Projektleiter auf Grund eines Krankheitsfalls zu vertreten und konnte in dieser Vertreterrolle erste Erfahrungen als Projektleiter sammeln. Dabei habe ich gemerkt, dass meine Stärken vor allem auch in der operativen Führung von Projektteams sowie in der selbständigen Steuerung von Projekten liegt. Aus diesem Grund ist der logische nächste Schritt meiner beruflichen Karriere ganz klar die Position eines Projektleiters und genau das hat mich heute nun zu Ihnen geführt.“

Das Beispiel zeigt sehr gut, dass Herr Mustermann hier chronologisch vorgeht, mit dem Studium beginnt und dann über bisherige Berufserfahrung spricht. Er konzentriert sich jedoch nur auf jene Jobs, die auch für die Stelle als Projektmanager relevant sind und welche Aufgaben ihm dabei übertragen wurden. Seine Stärken präsentiert er sachlich, wodurch sie nicht überheblich wirken und am Schluss spannt er einen schönen Bogen zu der Firma, in der er sich jetzt vorstellt.

Führst du das Vorstellungsgespräch auf Englisch? Dann nutze unser englisches Vokabular, das wir für dich zusammengefasst haben.

 

Beispiel für eine schlechte Antwort:

„Mein Name ist Max Mustermann, ich bin 33 Jahre und habe schon viele Projekterfahrungen gesammelt. Bei der Firma XY zum Beispiel haben wir in einem Projektteam neue Lösungen für die Auftragsabwicklung gesucht und da war ein Projekt über fünf Jahre geplant. Der Meilensteinplan war meine Aufgabe. Das habe ich ja schon während dem Studium gelernt. Ich habe Betriebswirtschaft studiert und da hatte man die Möglichkeit, sich im zweiten Abschnitt auf etwas zu spezialisieren. Ich habe da Projektmanagement ausgewählt. Deswegen hatte ich da auch die meiste Ahnung von Meilensteinplänen. Eigentlich hat mich ja die Organisation auch sehr interessiert. Ich bin ein sehr organisierter Mensch, auch bei den Hobbies. Ich gehe zum Beispiel gerne Wandern und da ist Organisation ja auch wichtig, wenn man sich nicht verlaufen will. Einmal hat uns das sogar davor bewahrt in ein unschönes Gewitter zu geraten, weil durch meine Planung ein anderer Weg genommen wurde. Also, Planung ist sehr wichtig. Auch für die Stelle bringe ich viele Erfahrungen mit. Ich war ja schon in Vertretung Projektleiter und da hat man auch gemerkt, dass ich Erfahrung habe und das Team leiten kann. Deswegen wurde ich ja auch dafür ausgewählt. Die anderen haben ja nicht Betriebswirtschaft studiert und hatten das nötige Hintergrundwissen nicht über die operative Führung von Projektteams sowie die selbständige Steuerung von Projekten. Das sind meine Stärken.“

Dieses Beispiel zeigt, dass Herr Mustermann keinen Plan hat und vor allem keinen roten Faden. Es wird erzählt, was ihm gerade einfällt, egal ob aus dem Berufsleben oder dem Privatleben. Außerdem bringt er auch negative Aspekte in die Vorstellung mit hinein, was im Endeffekt kein gutes Licht auf ihn wirft. Generell sind die wichtigen Aspekte zwar vorhanden (Studium, Berufserfahrung, bisherige Aufgaben), aber durch die chaotische Anordnung steuert er auf kein Ziel zu. Das macht es nicht nur anstrengend für den Zuhörer, er vergeudet damit auch die Chance, seine Präsentation mit der ausgeschriebenen Stelle optimal zu verknüpfen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Herr Mustermann eine Absage bekommt ist groß.

Wenn du dich mit der Beantwortung dieser Frage ins rechte Licht gerückt hast, startest du das Bewerbungsgespräch gleich mit einem Pluspunkt. Was du hinsichtlich der Selbstpräsentation beim Vorstellungsgespräch auf inhaltlicher, sprachlicher, körpersprachlicher und zeitlicher Ebene sonst noch beachten solltest, erfährst du in unserem Artikel über die Selbstpräsentation im Bewerbungsgespräch. Wie du auf diese Frage bei einer vertraulichen Bewerbung antworten solltest, zeigen wir dir in folgendem Artikel.

Bildnachweis: Michail_Petrov-96/Quelle: www.istockphoto.com

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