Augen auf beim Gehaltsangebot

Man hat dir ein Gehalt angeboten, aber: Ist es auch fair? Auf was du vor der Unterschrift achten musst.


26.06.2019

Ob beim Einstieg in einen neuen Job oder vor der Gehaltsverhandlung im bestehenden Job: Einzuschätzen, was ein faires Gehaltsangebot ist, und dieses dann auszuverhandeln, ist nicht die einfachste Aufgabe. Mit ein paar Tipps & Tricks läuft es da schon wesentlich leichter!

Wie du ein Gehaltsangebot richtig einschätzt und im Fall des Falles nachverhandelst

Dein Gehalt wird in den seltensten Fällen über mehrere Jahre hinweg gleich bleiben: Ob du dir nach neuen Möglichkeiten in anderen Firmen umsiehst oder der Meinung bist, dass du eine Gehaltserhöhung im aktuellen Job verdient hast, Gehaltsangebote werden dir im Arbeitsalltag immer wieder begegnen. Am Anfang steht dabei natürlich immer das Gehaltsangebot beim Einstieg bzw. schon beim Vorstellungsgespräch:

 

Wie mit einem Gehaltsangebot direkt nach dem Vorstellungsgespräch umgehen?

In vielen Fällen erhältst du direkt nach dem Vorstellungsgespräch schon mündlich ein Gehaltsangebot. Darauf solltest du dich schon gut vorbereiten: So solltest du schon in der Bewerbung dein Wunschgehalt richtig angeben. Außerdem solltest du dein aktuelles Gehalt im Gespräch nicht verraten, rät Gehältsexperte Conrad Pramböck im Interview. Besser ist, das Wunschgehalt anzugeben und nur darauf hinzuweisen, dass das aktuelle Gehalt geringfügig darunter liegt.

Wenn du ein Gehaltsangebot nach dem Vorstellungsgespräch erhältst, solltest du es nur dann sofort annehmen, wenn du der Meinung bist, dass es absolut deinen Vorstellungen entspricht! Gerade bei sehr hohen Angeboten ist allerdings Vorsicht geboten: „Möglicherweise handelt es sich um einen „Schleuderstuhl“, von dem du rasch wieder fliegst. Eine andere – ebenso unattraktive – Möglichkeit könnte sein, dass das Unternehmen sich nicht um die Qualifizierung seiner Mitarbeiter kümmert und Fachkompetenz deswegen teuer einkaufen muss“, so Karriereexpertin Daniela Schlick.

Klüger ist es daher in jedem Fall, noch Bedenkzeit zu erbeten und das Angebot auch für sich in Ruhe im Anschluss nochmals durchzurechnen.

 

Wie hoch sollte das Gehaltsangebot sein?

Deine Erwartungen an ein Gehaltsangebot solltest du natürlich daran orientieren, was andere in vergleichbaren Positionen verdienen. Wenn du über mehr Erfahrung verfügst als im Stellenangebot gefordert bzw. besondere Zusatzqualifikationen mitbringst, kannst du natürlich damit rechnen, ein Angebot wesentlich über dem im Stellenangebot erwähnten Wert zu bekommen. Beim Branchenwechsel dagegen musst du eher mit Einbußen rechnen. Lasse die Summe nicht zum Fallstrick in der Gehaltsverhandlung werden, ganz gleich, ob beim Einstieg oder beim erneuten Verhandeln.

Einen weiteren Orientierungspunkt für die richtige Höhe des Gehaltsangebots bietet auch der Stepstone Gehaltsreport 2019 für Führungs- und Fachkräfte, aus dem beispielsweise hervorgeht, dass österreichische Fachkräfte im Schnitt auf 49.069 Euro brutto im Jahr kommen. AkademikerInnen bekommen knapp 14.000 Euro mehr im Jahr als ArbeitnehmerInnen ohne Studienabschluss (59.489 vs. 45.641 Euro). Auch solltest du den variablen Gehaltsanteil nicht vergessen, der laut Studie rund 21% beträgt, und regionale Unterschiede im Auge behalten: Im Städtevergleich zeigt sich, dass ArbeitnehmerInnen in Wien mit rund 54.000 Euro am besten aussteigen, in Linz (51.800 Euro) und Innsbruck (50.200 Euro) auch noch sehr gute Durchschnittsgehälter bekommen, während der Gehaltsschnitt in Salzburg und Graz immerhin noch bei rund 49.000 Euro liegt. Am unteren Ende der Skala verdient man in Klagenfurt und St. Pölten nur etwa rund 46.000 bzw. 45.000 Euro.
 
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Erstes Gehaltsangebot annehmen oder ablehnen?

Manche Karriereratgeber raten grundsätzlich dazu, das erste Angebot abzulehnen und weiter zu verhandeln. Conrad Pramböck hingegen meint im Interview mit Stepstone, dass du das vom jeweiligen Angebot abhängig machen sollten: „Manche Angebote sind so gut, dass ich bedenkenlos zusagen kann. Wenn ich nicht sicher bin, kann ich mich auch höflich bedanken und sagen, dass ich noch eine Nacht darüber schlafen möchte.“

Wichtig ist auf jeden Fall: Wenn du nachverhandeln willst, bleibe höflich und habe  Argumente parat, warum du ein höheres Gehalt anstrebst! Außerdem: Gut nachrechnen, was die Brutto-Zahlen dann netto für dich bedeuten.

 

Was tun, wenn das Gehaltsangebot zu niedrig ist?

Wenn dir das angebotene Gehalt zu niedrig erscheint, solltest du überlegen, ob es angesichts anderer Mitarbeitervorteile oder aufgrund der attraktiven Position dennoch akzeptabel für dich ist. Spreche auch an, dass dir das Gehalt niedrig erscheint und frage nach den Gründen dafür. Wenn das Gesprächsklima günstig ist, kannst du dich auch erkundigen, ob das Gehalt etwa nach der Probezeit nochmals verhandelbar wäre.

Wenn dir das Gehaltsangebot zu niedrig erscheint, solltest du auf jeden Fall gute Argumente vorbereitet haben, warum du für den Arbeitgeber so wertvoll bist, dass du das höhere Gehalt verdient hast– weitere Tipps für die Gehaltsverhandlung findest du in unserem Artikel zum Thema.

 

Gehaltsangebot per E-Mail bekommen

Wenn du ein Gehaltsangebot per E-Mail bekommen, ist das in erster Linie einmal sehr positiv für dich: Das verschafft dir Bedenkzeit und gibt dir die Möglichkeit, noch zu recherchieren und zu überlegen, bevor du darauf antwortest. Erscheint dir das Angebot zu niedrig, ist es in der Regel besser, sich nicht auf allzu lange schriftliche Diskussionen einzulassen, die auch schnell zu Missverständnissen führen können: Greife am besten zum Telefon und bespreche das Gehalt mit dem Personalverantwortlichen. Insbesondere wenn das Gehalt im Vertragsentwurf nicht dem Vereinbarten entspricht, solltest nochmals um einen Gesprächstermin bitten – um Missverständnisse aufzuklären und die Gründe für diese Änderung zu erfahren.

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Autorin: Sabine Schönfellner

 

Bildnachweis: Khosrork/Quelle: www.istockphoto.com