Mentaler Jobausstieg? So gehst du mit der inneren Kündigung um!

Alles über Anzeichen, Motivationskiller und Gegenmaßnahmen des gedanklichen Jobausstiegs


11.09.2018

Die Leistungsbereitschaft und Leidenschaft im Job gehen zurück, die Unzufriedenheit steigt, Minimalroutinen am Arbeitsplatz werden etabliert. Durch die innere Kündigung rutschen viele Arbeitnehmer in einen schleichenden Rückzug auf der Arbeit.

Hast du bereits innerlich gekündigt?

Bei dem Begriff der inneren Kündigung handelt es sich nicht bloß um ein weiteres Modewort aus der Arbeitswelt. Negative Erfahrungen im Job können so weit führen, dass Mitarbeiter ab einem gewissen Unzufriedenheitsgrad nur noch den Ausweg der Kündigung sehen oder aber lediglich innerlich kündigen. Dementsprechend findet die Kündigung nur in den Gedanken statt und nicht auf Papier. Dabei handelt es sich aber keinesfalls um einen ruckartigen Sinneswandel, sondern um einen zeitintensiven Prozess. Über Wochen oder Monate sammeln sich Frust, Arbeitsstress und Unzufriedenheit an – bis die Kündigung gedanklich bereits unterzeichnet wurde und aus dem Kopfkino kein Ausweg mehr gefunden wird. Auch wenn du die mentale Kündigung zunächst versuchst geheim zu halten, werden auf lange Zeit immer mehr Kollegen und auch die Chefetage Wind von den typischen Anzeichen bekommen.

 

Anzeichen von innerer Kündigung

Bei dem innerlichen Rückzug aus dem engagierten Arbeitsalltag kann es zu Leistungsrückgängen und vermehrten Krankenständen kommen. Während diese Faktoren „messbar“ sind, gibt es aber noch viele weitere Anzeichen der inneren Kündigung, die auf deine Unzufriedenheit im Job hindeutet. Dabei bist du permanent von negativen Gefühlen umgeben: Antriebslosigkeit, Entmutigung, Abneigung und Widerwille. Deine Demotivation und Teilnahmslosigkeit gehen so weit, dass der geforderte „Dienst nach Vorschrift“ das höchste der Gefühle für dich ist? Durch Arbeitsverweigerung, Aufschieben der Arbeit und Gleichgültigkeit gegenüber den eigenen Aufgaben und Ergebnissen stehst du bereits mitten in der inneren Kündigung und riskierst damit auch gekündigt zu werden. Der Arbeitgeber kann dich sogar mitten im Krankenstand kündigen. Höchste Zeit, sich Gedanken zu machen: Warum kommst du von deinem Job nicht los? Wie nimmst du deine eigene Veränderung über die Zeit wahr? Und welche sind überhaupt deine individuellen Motivationskiller im Job?

 

Ursachen: die schlimmsten Motivationskiller am Arbeitsplatz

Die Hintergründe für die innere Kündigung können sehr verschieden sein und sich auch aus mehreren Faktoren zusammensetzen:

 

Perspektivlosigkeit: keine Aufstiegs-, Entfaltungs- oder Weiterbildungsmöglichkeiten
Hoher Leistungsdruck, ständige Erreichbarkeit, extreme Belastungen bis zum Burnout
Keine Zielsetzungen, Monotonie und Unterforderung bis zum Boreout
Schlechte Führungsqualitäten im Unternehmen oder im Team
Keine Identifikation mit den Produkten, der Firma oder der Unternehmensphilosophie
Unpersönliches Umfeld, Ausgrenzung im Team bis zu Mobbing am Arbeitsplatz
Unfaire Behandlung der Mitarbeiter, Bedürfnisse und Erwartungen werden ignoriert
Fehlendes Feedback, schlechte Kommunikation und unangenehmes Betriebsklima
Ungerechte Bezahlung, intransparente Belohnungen, kein Raum für Gehaltsverhandlungen
Ständige Konflikte rund um den Urlaub, schlechte Work-Life Balance

 

Von innerer Kündigung betroffen, was tun? Strategien & Gegenmaßnahmen

Die Schnelllebigkeit des heutigen Arbeitsmarktes kann zusätzlich für Sorge und Unbehagen sorgen. Die Angst vor Veränderung oder einem Jobwechsel ohne positiven Effekt wirken auf viele Menschen so abschreckend, dass sie nur innerlich kündigen – nicht aber offiziell. Veränderungen im Job, in der Branche oder auch am gesamten Arbeitsmarkt kannst du aber auch zu deinem Vorteil nutzen, indem du etwas an deiner Situation änderst. Insofern du bereits die eigene Situation reflektiert hast und zu dem Entschluss kommst, dass es so nicht weitergeht, können vier verschiedene Strategien mit vielfältigen Gegenmaßnahmen zur inneren Kündigung weiterhelfen:

 

1. Im Unternehmen

Bist du weiterhin von deinem Arbeitgeber und der Unternehmensphilosophie überzeugt, aber deine Aufgaben oder das Miteinander im Team passt einfach nicht mehr? Dann könnte ein interner Wechsel der richtige Weg für dich sein. Falls du mit deinen Aufgaben unter- bzw. überfordert bist oder dein Potenzial nicht genutzt siehst, kannst du auch das mit deinem Vorgesetzten besprechen. Nutze ein Mitarbeitergespräch, um von internen Möglichkeiten zu erfahren oder neue Ziele und Weiterbildungsmöglichkeiten zu besprechen. Vielleicht hat dein Unternehmen ja auch andere Standorte – wie wäre es etwa mit einer Karriere im Ausland?

 

2. Außerhalb des Unternehmens

Nicht immer findet man mit der Chefetage eine Lösung, die beide Seiten zufrieden stimmt. Entscheidest du dich für einen Jobwechsel, dann solltest du dich definitiv auf die Kündigung richtig vorbereiten. Da du wahrscheinlich kein Risiko eingehen willst, solltest du unbedingt auf eine sehr diskrete Jobsuche achten, während du noch beim alten Arbeitgeber angestellt bist. Vielleicht meldet sich ja auch der Headhunter schon bald bei dir!

 

3. Branchenwechsel

Selbst der Wechsel des Arbeitgebers ist nicht immer die perfekte Lösung. Viele fühlen sich nach einer gewissen Zeit im gleichen Umfeld einfach nicht mehr wohl oder inhaltlich gefordert. Wünschst du dir eine neue berufliche Herausforderung in einer anderen Branche? Karriere machen in neuen Tätigkeitsbereichen ist nicht einfach, kann sich aber auszahlen!

 

4. Berufliche Auszeit

Manchmal ist aber auch einfach die Luft raus. Ein längerer Urlaub muss her, um den ganzen Frust und Stress wieder auszugleichen. Phasen der inneren Kündigungen können sich über Monate ziehen und verselbständigen, so dass für manche die wahre Lösung des Problems in einem Sabbatical liegen könnte. In beruflich ungewissen Zeiten können Sinn gebende Reisen, wie der Jakobsweg oder eine längere Auszeit allein wieder karrieretechnische Klarheit verschaffen.

Wichtig ist bei allen Strategien, dass sie dir neue Perspektiven aufzeigen, die dich wieder motivieren oder genügend Zeit geben, um zu deinem beruflichen Sinn zurückzufinden. Priorität all deiner Maßnahmen sollte – trotz anderer schwerwiegender Faktoren – eins sein: Glücklichsein am Arbeitsplatz.

Bildnachweis: PeopleImages/Quelle: www.istockphoto.com

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